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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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weil er sich etwas hatte zuschulden kommen lassen. Aber sein ehemaliger Arbeitgeber war aus irgendeinem Grund nicht bereit, darüber Auskunft zu geben.
     
    Manfred hatte Kassler mit Selleriepüree gemacht und war außerordentlich aufgedreht. Er war rührend besorgt, dass Wallner genug aß, und legte ihm zwei Mal von dem Selleriepüree nach.
    »Sag mal – Sellerie, ist das nicht potenzsteigernd?«
    Manfred zuckte mit den Schultern und grunzte etwas Unverständliches. Wallner lachte. Auch Manfred lachte und blickte verstohlen zu Wallner.
    »Und?«, fragte Manfred. »Wird des was mit der Kleinen?«
    »Keine Ahnung. Mal sehen.«
    »Du magst sie, gell?«
    »Ja, schon …« Wallner rührte in seinem Püree.
    »Und sie dich auch. Das seh ich doch.«
    Wallner zuckte die Schultern. »Ja, ich glaub schon. Aber da ist so was Unentschiedenes bei ihr. Sie weiß noch nicht, was sie will. Ist jedenfalls mein Eindruck.«
    »Ja hast du schon amal a Frau gesehen, die weiß, was sie will? Und wenn doch, dann tun s’ alles, dass mir des net mitkriegen.«
    »Warten wir’s ab.«
    »Net immer abwarten, Bub. Einer Frau musst du sagen, was sie will. Die stehen da drauf. Und die Vera is a Gute. Glaub’s mir. Nach außen a bissl forsch und nach innen a bissl unsicher. Aber sie is a gutes Mädel.«
    »Das weißt du bei der aber ganz genau?«
    »Des is a Bauchgefühl. Und da soll man drauf hören. Und wenn ich mir an Urenkel vorstell mit so braune Locken …«
    »Das ist jetzt ein bisschen weit gedacht, findst nicht? Sie hat grad mal bei mir übernachtet.«
    Manfred zog versonnen sein Weißbierglas heran. »Es is vielleicht, weil mir nimmer so viel Zeit bleibt.«
    »Geh komm«, sagte Wallner. »Dir bleibt noch viel Zeit. Ich find, in letzter Zeit geht’s mit dir richtig bergauf. Mit dem Zittern und so. Das ist viel besser geworden.«
    Manfred legte seine Hand auf Wallners Schulter und lächelte melancholisch. »Mir bleibt nimmer viel Zeit. Das weißt du genau. Aber lass dich net unter Druck setzen. Wenn’s noch mal klappt mit am Urenkel – wunderbar. Wenn nicht – wer weiß, wozu es gut ist.«
    Schweigen kehrte ein in der Küche. Das Thema Urenkel war heikel. Manfred hatte schon eine Urenkelin gehabt. Drei Monate alt war sie geworden, und das war mehr, als die Ärzte dem schwerbehinderten Kind zugetraut hatten. Wallners Ehe war daran zerbrochen. Es war viele Jahre her. Aber der Schatten des toten Kindes lag immer noch über dem Haus. Sie dachten nicht jeden Tag daran. Doch wenn Manfred von Urenkeln sprach, dann kamen Erinnerungen an Marlene hoch. Und dass sie damals allen das Herz gebrochen hatte.
    »Wie geht’s denn mit deinen Frauengeschichten«, sagte Wallner, um die dunklen Gedanken zu vertreiben.
    »Gut«, sagte Manfred und stopfte sich noch eine Gabel Selleriepüree in den Mund. »Mir sind übermorgen wieder verabredet.«
    »Schön.«
    »Du magst sie nicht, gell?«
    »Ich hab nix gegen die Frau. Aber ich glaube, du … wie soll ich sagen …« Wallner überlegte, zögerte, wollte Manfred nicht kränken.
    »Sag’s einfach. Wenn’s mir net passt, hör ich eh weg.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob deine Vorstellung davon, wie ihr zwei zueinander steht … also ob sie das genauso sieht. Verstehst du ansatzweise, was ich meine?«
    »Ich weiß, wovon das Mädel lebt. Aber wer bin ich, dass ich den ersten Stein schmeiß. Nur – von meinem Geld lebt sie nicht.«
    Wallner sah Manfred skeptisch an. Immerhin wusste der, was für einer Beschäftigung Frau Beisl nachging. Aber warum leugnete er nach wie vor, dass er ihr Geld zusteckte?
    »Und weilst neulich so hartnäckig nachgefragt hast: Ich hab ihr tatsächlich mal a Geld gegeben. Das war nachdem mir in am Café waren, und sie hat bezahlt, weil ich meinen Geldbeutel net rechtzeitig aus der Hos’n bracht hab. Ich hatte aber gesagt, ich lad sie ein. Und da hab ich ihr das Geld wiedergegeben. Es kann eigentlich net sein, dass du des weißt, aber ich sag’s dir trotzdem.«
    »Du bist mir doch keine Rechenschaft schuldig.« Wallner hatte ein schlechtes Gewissen. »Die Kleine ist bestimmt total nett. Ich bitte dich ja auch nur, ein bisschen vorsichtig zu sein. Ich kenn sie halt nicht. Und da macht man sich eben Gedanken.« Wallner sah Manfred liebevoll an. »Weißt du was? Ich bin stolz darauf, dass mein Großvater noch so einen Stich bei den Frauen hat. Bist echt a Hengst.«
    Manfred strahlte.
    »Magst noch ein Weißbier?« Wallner begann den Tisch abzuräumen.
    »Eins noch. Net,

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