Schafkopf
kein Richter. Was hätte die Familie Kreuthner auch mit der Pistole anfangen sollen. Das heißt, resümierte Wallner, dass heute der Zimbeck im Besitz der Pistole sein könnte. Absolut, so Kreuthner. Er habe auch mal vom Kummeder gehört, dass der Zimbeck eine Waffe in der Schublade des Wirtshaustresens aufbewahre. Aber man könne ja nicht jedem Schmarrn nachgehen.
Wallner hatte sechs Kripobeamte und zwei Streifenwagen eingeplant, um Zimbecks Wirtshaus und Wohnung zu durchsuchen. Kreuthner – unterstützt von anderen uniformierten Kollegen – bestand auf mindestens vier Streifenwagen. Der Zimbeck wenn außer Kontrolle gerate, da bräuchte es an sich eine Crew von Tierfängern, Burschen, die mit Tigern, Löwen und Nashörnern fertig wurden und mit Betäubungsgewehren um sich schossen. Aber nur vier Uniformierte – da könne man die Krankmeldungen schon jetzt ausfüllen.
Auf dem Platz vor dem Wirtshaus »Mangfallmühle« standen jetzt sieben Polizeifahrzeuge. Blaulicht kreiste durch den dicken Nebel und zuckte an der Hauswand, als sich Wallner und Mike der Tür näherten. Kreuthner und die Uniformierten waren hinter ihnen in Position gegangen. Genau besehen ging es nur um einen einzigen, vermutlich unbewaffneten Mann. Dennoch stellte sich in so mancher Hand ein kaltschweißiges Gefühl ein.
Wallner klingelte, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass die Tür zur Gaststube verschlossen war. Es passierte lange nichts. Wallner klingelte noch einmal. Wieder nichts, dann endlich: Schritte kamen eine knarzende Holztreppe herunter. Eine Stimme schrie von drinnen: »Mir ham noch zu!«
Wallner und Mike waren ein klein wenig überrascht von dieser Dreistigkeit. »Herr Zimbeck«, rief Wallner durch die verschlossene Tür, »das ist kein Feierabendausflug der Miesbacher Polizei, wie Sie vielleicht irrtümlich angenommen haben. Wir sind dienstlich hier.«
»Ich hab nix gemacht«, rief es durch die Tür zurück. »Ihr könnts euch also wieder dienstlich verpissen.«
»Ja, schön wär’s. Die Kollegen würden gern in den Feierabend gehen. Leider müssen wir noch einen Durchsuchungsbeschluss abarbeiten. Und wenn diese Tür nicht innerhalb der nächsten fünf Sekunden geöffnet wird, müssen wir das Schloss kaputtschießen.«
Vier Sekunden später war die Tür offen. Zimbeck starrte ihnen aus der Wirtsstube entgegen, die Haare wirr, das Hemd halb offen. Er atmete schwer. Wallner übergab ihm den Durchsuchungsbeschluss und betrat das Wirtshaus. Hinter Wallner kamen Mike und die uniformierten Polizisten herein, dahinter die Beamten in Zivil. Jeder, der an Zimbeck vorbeiging, war sichtlich angespannt. Kreuthner blieb mit Holl vor der Tür stehen. Sie hatten entsicherte Pistolen in der Hand. Zimbeck folgte Wallner und seinen Leuten.
»Um was geht’s?«, fragte Zimbeck.
»Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder Sie verraten uns, wo Sie Ihre alte Pistole aufbewahren, oder wir stellen das Haus auf den Kopf«, beantwortete Wallner die Frage.
»Dann wird’s wohl nix mit dem Feierabend bei Ihnen. Ich hab nämlich keine Pistole.«
»Auch gut«, sagte Wallner und gab seinen Leuten ein Zeichen, worauf sie sich im Haus verteilten und mit der Suche begannen. Lutz ging zur Treppe, die in die Wohnung hinaufführte.
»Was wollen Sie da oben?« Zimbeck war mit wenigen Sprüngen bei Lutz und packte ihn am Arm. Wallner und Mike eilten Lutz zu Hilfe.
»Ich geb Ihnen einen guten Rat, damit das hier friedlich abläuft«, sagte Wallner zu Zimbeck. »Fassen Sie keinen Polizeibeamten an.«
Zimbeck zögerte kurz, dann gab er den Arm von Lutz frei.
»Wir möchten uns in Ihrer Privatwohnung umsehen, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Falls doch, natürlich auch. Einwände?«
»Meine Freundin ist im Schlafzimmer und zieht sich um.«
»Wir fragen einfach, ob sie schon fertig ist«, sagte Wallner und machte sich daran, die Treppe hochzusteigen.
Zimbeck hielt ihn an der Daunenjacke fest. »Des is Privatsphäre, verdammt!«
Wallner sah Zimbeck verärgert ins Gesicht, dann auf dessen Hand, die in die Daunen gekrallt war. Zimbeck ließ los. Wallner ging hinauf, gefolgt von Lutz und Mike. Zimbeck zögerte, überlegte, ob er ebenfalls hochgehen oder unten bleiben sollte. Sein Blick fiel auf Kreuthner. »Steckst du hinter dem Scheiß?«
»Ich sag dir was«, sagte Kreuthner, »dein Opa war a Dieb und Leichenfledderer. So was kommt zurück. Irgendwann kommt des zurück.«
Zimbeck bedachte Kreuthner mit einem Blick, der nichts Gutes für ihre
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