Schafkopf
künftige Beziehung verhieß, und ging nach oben.
Die Tür zum Schlafzimmer war abgesperrt.
»Sie hat zugesperrt«, sagte Zimbeck und stellte sich vor die Tür. »Ist ja wohl klar. Oder wollen S’ ihr beim Umziehen zuschauen?«
»Würden Sie ein Stück zur Seite treten«, bat ihn Wallner. Zimbeck trat ein Stück zur Seite, und Wallner stellte sich vor die Tür. »Frau Lintinger!« Es kam keine Antwort. »Ziehen Sie sich was über und machen Sie bitte auf. Wir müssen das Zimmer durchsuchen!« Kein Laut drang durch die Tür. Wallner gab Mike ein Zeichen. Der zog einen Bund Dietriche aus seiner Jacke. Zimbeck trat einen Schritt vor. Es wirkte bedrohlich. Jede Bewegung des Riesen wirkte bedrohlich.
»Was ist?«, sagte Wallner.
Zimbeck hielt kurz inne und entschied sich dann dafür, wieder einen Schritt zurückzugehen. Aber die Anspannung in seinem Körper blieb. Wallner bemerkte das und zog seine Dienstwaffe. Er richtete sie auf Zimbeck. »Gehen Sie zurück bis zur nächsten Tür.« Zimbeck wollte etwas entgegnen, aber Wallner schnitt ihm das Wort ab. »Ich diskutier darüber nicht. Gehen Sie zurück. Und wenn Sie glauben, ich drück nicht ab – falsch! Jedem hier im Haus wäre es leichter ums Herz, wenn ich Sie in Notwehr erschießen müsste.«
»Ach, so samma drauf!«
»Ich weiß nicht, was Sie meinen. Noch hab ich nichts gemacht, was gegen irgendeine Vorschrift verstößt. Und jetzt gehen Sie zurück, bevor das anders wird.«
Zimbeck trat zurück, und Mike steckte den Dietrich in das alte, simple Schloss, drehte ihn einmal herum, und der Riegel wurde mit einem metallischen Knirschen zurückgezogen.
Sie saß auf dem Bett, kreidebleich, starrte auf die Polizisten, die in den Raum kamen, und zog den Kragen des Rollkragenpullovers hoch. Sie hatte ihn offenbar gerade übergestreift. Der Ärmel über dem Gipsarm war noch nicht zurechtgezogen.
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46 . Kapitel
D ie junge Frau war unfähig, einen Satz zu sprechen. Als Mike sie am Arm berührt hatte, war sie zurückgezuckt wie nach einem Stromschlag. Wallner hatte gesagt, man solle sie ins Wohnzimmer bringen, aber vorher müsse Zimbeck nach unten gehen. Er wollte nicht, dass Zimbeck Susi einschüchterte, bevor sie mit ihr geredet hatten. Man hatte Susi einen Kamillentee gebracht, und Wallner hatte Janette dazugebeten, damit eine Frau dabei war. Er hatte Susi auch angeboten, mit Janette alleine zu reden. Aber Susi war stumm geblieben.
»Ich weiß nicht, was passiert ist, bevor wir gekommen sind«, sagte Wallner. »Aber Sie sollten jetzt in Ruhe überlegen, was Sie tun. Wir werden Sie beschützen. Wenn Sie uns von Straftaten erzählen, die Peter Zimbeck begangen hat, werden wir ihn ins Gefängnis bringen. Und da wird er lange oder gar nicht mehr herauskommen. Wenn Sie nicht mit uns zusammenarbeiten, wird das hier weitergehen. Er wird Ihnen weiter Arme brechen oder Schlimmeres antun. Ich weiß, es wird schwer werden. Aber alles andere wird noch schwerer.«
»Ich kann Ihnen nichts erzählen. Ich weiß nichts.« Die Stimme war tonlos und monoton.
Janette nahm Susis Hand und redete mit ihr. Zunächst über Belanglosigkeiten, Familie, Haustiere, suchte nach einer Gemeinsamkeit, um das Eis zu brechen. Susi sagte ab und zu ein Wort, um nicht allzu unhöflich zu sein, blieb aber dabei, dass sie nichts wisse.
Da ging unvermittelt ein Ruck durch die junge Frau. Sie blickte zur Tür. Lutz hatte den Raum betreten.
»Du, Lutz, des is jetzt a schlechter Augenblick. Wir können dich hier net brauchen«, wies Janette ihn zurecht.
»Lassts mich mit ihr allein«, sagte Lutz. Mehr nicht. Er sagte es sehr ernst und in einer Weise, dass darüber nicht zu diskutieren war. Janette sah zu Wallner. Der nickte und stand auf.
Der Kran summte auf hoher Frequenz, ein weiteres Autowrack schwebte durch den nebligen Dunst über dem Schrottplatz und wurde langsam zur Erde gelassen. Harry Lintinger hatte keine Eile. Als der letzte Wagen von seinem Platz gehievt war, sahen sie den Gullydeckel. Kreuthner scheuchte Holl und zwei andere Uniformierte zum Deckellupfen.
Lutz hatte eine Viertelstunde mit Susi Lintinger geredet. Die anderen hatten unten gewartet, Zimbeck immer im Blick. Sie hatten Wallner gefragt, was Lutz da oben mache. Der wisse schon, was er tue, hatte Wallner geantwortet. Doch dann war ihnen die Zeit lang geworden. Viele hatten sich gewundert. Vernehmungen waren nicht Lutzens Gebiet. Auch war er von Natur aus keiner, der andere zu irgendetwas überreden konnte. Maulfaul
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