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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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Oppeln, gebeten hatte, auf dem Gipfel des Krakau-Czenstochauer Juras ein Kloster zu errichten. Der Herzog deponierte seine auf vielen Feldzügen gemachte Beute im Kloster und baute es vorsorglich zu einer Festung aus. Seine politische Laufbahn nahm jedoch ein schnelles Ende, als Ludwig von Anjou starb. Der zum katholischen Glauben übergetretene litauische Fürst Jagello heiratete die Tochter des Verstorbenen und wurde so König von Polen. Wohl oder übel mußte der Herzog von Oppeln seinen Platz räumen; er verließ das Land unter Mitnahme seines in Jasna Góra gehorteten Vermögens. Nur das Bildnis der Schwarzen Madonna, das er in Ruthenien erworben hatte, blieb zurück. Warum er es nicht mitnahm, weiß man nicht. Es wird angenommen, daß er hoffte, den Herrgott mit dieser Gabe zu bewegen, seine übrigen Schätze zu beschützen. Vielleicht hat er auch nicht den Mut gehabt, die Schwarze Madonna zu entführen; denn es heißt, die Holzplatte, auf die das Bild gemalt ist, sei die Tischplatte der Heiligen Familie von Nazareth gewesen.«
    »Das dürfte eine liebenswerte Legende sein«, wagte Natascha einzuwerfen.
    Pater Rochus nickte. »Darum sagte ich: Es heißt! Und dennoch: es ist etwas Besonderes an dem Bild.«
    »Sie denken an das schwarze Antlitz der Madonna?«
    »Nein, das ist wahrscheinlich auf den Kerzenrauch zurückzuführen, dem das Bild jahrhundertelang ausgesetzt war. Erst seit 1673 ist es durch eine silberne Abdeckplatte geschützt, die nur zur Heiligen Messe hochgezogen wird. Das Besondere an dem Bild ist etwas anderes. Hussiten haben es 1430 mit Säbelhieben schwer beschädigt, und es widersetzt sich seitdem allen Versuchen, den angerichteten Schaden zu beseitigen. Die Schnittwunden in der Wange der Madonna nehmen keine Farbe an.«
    Natascha beeindruckte dies sehr.
    Fedor hingegen dachte nüchtern: Temperafarben gehen eben mit den früher verwendeten Wachsfarben keine Verbindung ein.
    »Es ist eines der vielen Wunder, die sich hier immer wieder ereignen«, fuhr Pater Rochus versonnen fort. »Ich sprach eben vom litauischen Fürsten Jagello, der zum katholischen Glauben übertrat, um König von Polen werden zu können. Er verbannte den Herzog von Oppeln, der, wie ich schon sagte, das Land verließ, ohne die wertvolle Schwarze Madonna mitzunehmen. Der König setzte sich aber nicht in den Besitz des zurückgelassenen Gutes, wie das früher so üblich war. Er überließ das unschätzbare Kunstwerk unserem Orden und gewährte ihm darüber hinaus Privilegien, die erst die materielle Voraussetzung für die Weiterentwicklung von Jasna Góra schufen.«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich unterbreche«, sagte Natascha. »Man weiß doch, daß es Jagello ausschließlich darum ging, sich als guten Katholiken darzustellen.«
    »Eben. Die Tatsache, daß die Habsburger die Anerkennung der Gesetzmäßigkeit seiner Ehe mit der Tochter Ludwigs von Anjou verweigerten, veranlaßte ihn, seine Glaubenstreue durch immer neue Stiftungen zu beweisen.«
    »Das Kloster wurde also zum Nutznießer«, stellte Fedor sachlich fest.
    »Gewiß. Man kann es aber auch als Wunder ansehen. Denn die Folge von Jagellos Großzügigkeit war, daß plötzlich jeder etwas spenden wollte. Wer Rang und Namen hatte, stellte Geld, Gold und Edelsteine zur Verfügung. Es war somit die Schwarze Madonna, die hier entscheidende Veränderungen herbeiführte. Sie griff gewissermaßen auch in das Leben des Ordens ein, dessen Angehörige sich ursprünglich zu einsiedlerischer Abgeschiedenheit und Bußfertigkeit verpflichtet hatten. Durch das Aufblühen von Jasna Góra zu einem der bedeutendsten Pilgerorte Europas wurde es jedoch unmöglich, den Kontakt mit der Außenwelt zu vermeiden. Zwangsläufig wurden wir weltlicher und aufgeschlossener. Und Prior Kordecki«, er zeigte auf ein Denkmal, an dem sie gerade vorübergingen, »der ruhmreich gegen die Schweden gekämpft hat, bewies darüber hinaus, daß wir auch das Kriegshandwerk verstehen.«
    »Diplomaten scheinen die Pauliner ebenfalls zu sein«, fügte Fedor Zadek trocken hinzu. »Die Statue des Zaren Alexander II. dort drüben deutet jedenfalls darauf hin.«
    Pater Rochus schmunzelte. »Wir hoffen, das Denkmal eines Tages durch eine Statue der Heiligen Jungfrau Maria ersetzen zu können.«
    Natascha klatschte Beifall. »Ihr Patriotismus gefällt mir, wenngleich er Ihr diplomatisches Talent in Frage stellt.«
    Unversehens kam eine gelockerte Atmosphäre auf. Pater Rochus wurde lebhaft, seine Rede mitreißend. Er

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