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Schalom

Titel: Schalom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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einfach übersehen.
    »Nechamke?«, drang Zilas Stimme wieder an ihr Ohr.
    »Ja, ja, Zila«, sagte sie schnell. »Ich denke darüber nach.«
    »Denk nicht so viel nach, Nechamke, du hast nichts zu verlieren. Im ungünstigsten Fall hast du immerhin deine Schwester besucht, das hast du schon sehr lange nicht mehr getan.«
    Nachdem sie aufgelegt hatte, nahm sie die Hand nicht vom Hörer, und ihre Augen starrten den stummen Apparat an. Wieso war sie nicht früher darauf gekommen? Sie hätte am Morgen mit Avri mitfahren können, da hätte sie sich die anstrengende Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erspart. Wie fuhr man jetzt überhaupt nach Tel Aviv? Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt auf eigene Faust dorthin gefahren war. In der Zwischenzeit war die Bahnstrecke erneuert und ein Bahnhof gebaut worden, den sie nicht kannte, und auch an den Bushaltestellen hat man vieles verändert, sie kannte sich nicht mehr aus. Ein Taxi kam nicht infrage. Menachem hatte immer gesagt, eine solche Verschwendung müsste verboten sein, auch wenn man es sich leisten konnte.
    Aber sie würde schon einen Weg finden, zu Zila zu kommen. Jetzt wollte sie erst mal ihrer Schwester zuvorkommen und Avri persönlich von dem neuen Plan erzählen. Dazu musste sie ihn wohl oder übel auf seinem Taschentelefon anrufen.

29
    Avri fand, dass man Vickys Stimme anhören konnte, wie sehr sie sich auf den unverhofften Besuch freute, wenn er auch nur für eine Nacht kam. Sie sagte das auch ausdrücklich und fügte schnell hinzu, sie hoffe, die Probleme seien bald vorbei und Jaki und Anna würden zusammen mit Gil zumindest mal für ein ganzes Wochenende kommen. Bei Vickys Worten nickte Avri den beiden zu und lächelte. Vicky wusste auch schon, dass Guy auf dem Weg nach Hause war. Sie meinte, der Besuch würde ihn vielleicht ein bisschen aufmuntern.
    Es war Avri nicht entgangen, dass auch Anna sich freute, als sie Vicky hörte, und während die beiden Frauen sich unterhielten, ging sein Blick zu seinem jüngeren Bruder, der Vicky nur gegrüßt hatte, ohne sich an dem Gespräch zu beteiligen, und aus dem Fenster schaute.
    Am Telefon blinkte das Zeichen, dass ein anderer Anrufer wartete, aber Avri ignorierte es. Als er in die Straße des Altersheims einbog, sagte er zu Vicky, sie würden spät ankommen, weil sie hier noch einiges zu erledigen hätten. Kaum dass er das Auto vor dem Altersheim zum Stehen brachte und sich von Vicky verabschiedet hatte, klingelte es schon wieder.
    Die etwas zu laute Stimme einer älteren Frau sagte: »Hallo, ist das Jaki? Spreche ich mit Jaki?«
    Er erkannte die Stimme nicht und sah Jaki fragend an. Wer außer seiner Mutter konnte denn wissen, dass Jaki bei ihm im Auto saß? Jaki zuckte mit den Schultern und sagte kein Wort.
    »Hier ist nicht Jaki«, sagte Avri und nannte seinen Namen.
    Erst als sie sagte, wer sie war, erkannte er Tante Zila. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt ihre Stimme gehört hatte, erst recht nicht, wann er sie zuletzt gesehen hatte. Aber sie sprach zu ihm so, als hätten sie sich gestern zuletzt getroffen, und sie wollte sofort mit Jaki sprechen.
    »Schalom, Zila, wie geht es dir?«, fragte Jaki und fügte hinzu: »Ja, ich höre dich.« In seiner Stimme lag eine seltsame Vertrautheit.
    Könnte es sein, dass Jaki mit der Tante Kontakt hielt und sich ab und zu bei ihr nach dem Wohlergehen der Mutter erkundigte? Erwähnt hatte er das nie. In ihrer Kindheit war die Beziehung zur Tante nicht besonders eng gewesen, und Avri konnte sich nicht vorstellen, dass sie für ihn als Ersatz für die Mutter dienen könnte. Dennoch, woher wusste sie, dass Jaki da war und dass er in seinem Auto saß? Und woher hat sie überhaupt seine Handynummer?
    Während er nachdachte, begriff er plötzlich, dass die Tante von Jaki verlangte, zu ihr nach Ramat Gan zu kommen und nicht »die Zeit mit einem langen Flug nach Eilat zu verplempern«.
    »Haben wir dafür noch Zeit?«, fragte Jaki flüsternd.
    Avri schaute auf die Uhr und nickte. »Sag ihr, dass wir kommen, und wenn du aufgelegt hast, reden wir!«, fügte er ebenfalls flüsternd hinzu.
    Als Jaki aufgelegt hatte, fragte er verwundert: »Woher weiß sie, dass wir hier sind?«
    Avri wusste es auch nicht. Erst als Jaki sagte, er habe seit der Trauerwoche für den Vater keinen Kontakt mit ihr gehabt, begriff Avri, wer es ihr erzählt und ihr seine Handynummer gegeben hatte.
    Er war sicher, dass hinter dieser überraschenden Einladung ein Plan stand, und

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