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Schalom

Titel: Schalom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Taschentelefon an die Freisprechanlage im Auto anschloss? Wie oft hatte sie schon in Avris Auto gesessen und zugehört, wie er mit Vicky oder mit den Kindern sprach.
    Avri wusste das natürlich. Aber Jaki nicht. Er hatte sich hinter dem Telefon versteckt. Warum versteckte er sich vor ihr? Sie war doch seine Mutter. Womit hatte sie das verdient? Wegen dem, was Menachem vor vielen Jahren gesagt hatte?
    Sie durfte es nicht auf Menachem abwälzen. Er hatte sie nur beschützen wollen.
    Und was war mit ihr selbst? War sie bereit, dieser Deutschen zu begegnen, die ihr Jaki weggeschnappt hatte? Sie war zwar Gils Mutter, aber wenn sie es wagen würde, sich ihrer Tür zu nähern, würde sie es schon von Weitem spüren. Falls sie die beiden im Guckloch sehen sollte, würde sie die Tür einfach nicht aufmachen. Sogar nicht, wenn Jaki neben ihr stand. Dann konnten sie bis in alle Ewigkeit klingeln. Ausgelöscht seien sie, die Deutschen, ausgelöscht seien ihre Namen und ihr Angedenken. Reichte es ihnen nicht, was sie ihr angetan hatten, verfolgten sie sie weiterhin? Zuerst hatten sie die da geschickt, um ihr Jaki wegzunehmen und gegen sie aufzuhetzen. Dann schickten sie ihren Sohn, den kleinen Menachem, der sie verführte, bis sie sich in ihn verliebte, damit sie Todesqualen litt, wenn er plötzlich verschwand, und jetzt das?
    Wie von einem Dibbuk besessen, schnappte sie das Telefon, drückte die Taste mit Zilas Nummer und wartete ungeduldig auf die Stimme ihrer Schwester. Es kam ihr unendlich lang vor. Nun, Zila, was ist mit dir? Ausgerechnet jetzt, wenn ich dich einmal brauche, bist du nicht da. Mit wem kann ich noch sprechen? Du bist die einzige Schwester, die ich noch …
    Plötzlich unterbrach die Stimme Zilas ihre Gedanken: »Schalom, Zila am Apparat.«
    Ohne Einleitung brach es aus ihr heraus: »Sie sind hier! Hörst du, Zila? Sie sind wegen ihrem Jungen gekommen. Er ist verschwunden, und alle, das heißt, auch ich und Avri, haben große Angst … es ist wegen diesem Busunglück und dem Toten, dem Touristen, den sie nicht gefunden haben, das heißt, gefunden haben sie ihn schon, aber man weiß nicht, wer er ist, das heißt …«
    Zila unterbrach den Redefluss, bevor Nechama sich entschieden hatte, weshalb sie ihre Schwester angerufen hatte: »Nechama?«
    »Ja, ja, Zila, ich bin’s, Nechamke. Entschuldige, dass ich so durcheinander bin, aber es ist schrecklich verwirrend, und ich bin hier allein …«
    »Nechamke, was ist denn los?«, sagte Zila. »Bist du in Ordnung? Soll ich kommen?«
    »Nein, nein, das heißt, wenn du magst, bist du natürlich willkommen, aber ich kriege es schon hin, ich muss es dir nur erzählen, das heißt … ich hätte auch mit Avri reden können, aber er ist mit ihnen zusammen und Gil ist verschwunden, deshalb wusste ich nicht … das heißt, ich brauche nur … das geht auch am Telefon …«
    Zila unterbrach sie erneut, entschlossen sagte sie: »Kannst du mir sagen, was passiert ist, oder soll ich gleich zu dir kommen?«
    »Moment«, sagte sie. »Entschuldige, dass ich so verwirrt bin, aber es ist schwierig.« Sie setzte sich hin.
    Plötzlich wurde ihr klar, dass Zila von Gils Ankunft nichts wusste.
    »Schau, Zila, ich habe es dir bis jetzt nicht erzählt, aber es ging schon vor ein paar Wochen los … Er ist plötzlich zu mir gekommen und ich habe ihn in die Wohnung gelassen.«
    »Wer ist zu dir gekommen? Nechamke, guter Gott, ich verstehe nicht, was mit dir los ist. Bist du sicher, dass ich nicht gleich vorbeikommen soll?«
    »Nein, musst du nicht, gib mir nur eine Minute, um alles im Kopf zu sortieren, ich bin ganz einfach … wegen Avris Anruf … ich habe mich so aufgeregt …«
    »Nechamke?«
    »Schon gut. Bevor ich anfange, sollst du wissen, dass Jaki mit der da gekommen ist, und Avri ist zum Flughafen gefahren, um sie abzuholen …«
    »Was du nicht sagst. Warum hast du mir das nicht erzählt?«
    »Das kam so überraschend, aber das ist jetzt nicht wichtig, ich werde dir später alles erklären. Stell dir vor, Avri hat mich vom Auto aus angerufen, und sie saßen die ganze Zeit neben ihm, während er mit mir gesprochen hat. Sie haben zugehört, wie ich mit Avri gesprochen habe, aber Jaki hat nicht einmal ›Schalom‹ gesagt. Er hat gedacht, ich wüsste nicht, dass er mich hört. Verstehst du?«
    »Ja«, sagte Zila leise, »bis hier habe ich es kapiert.«
    Erst jetzt konnte Nechama ihre Gedanken ordnen.
    Sie erzählte vom ersten, überraschenden Telefonat, bei dem Jaki ihr von Gils

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