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Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition)

Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition)

Titel: Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meike Nilos
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wurde spartanischer je weiter wir uns von Muscat entfernten. Nur Sträucher und Büsche, vereinzelte Dattelpalmen, die winzige Schatten warfen. In der Ferne bewegten sich einige Ziegen träge durch die flirrende Hitze. Zu meiner Rechten breitete sich ein gebieterisches Gebirgsmassiv aus. In diesen Bergen musste Ali Baba die Räuberhöhle entdeckt haben. Ich grinste. Wenn ich Walter erzählt hätte, was mir durch den Kopf schoss, hätte er mich für verrückt erklärt. Er hatte nichts übrig für Träume - oder Spinnereien, wie er es nannte.
    Das war nicht immer so gewesen. Es gab eine Zeit, zu Anfang unserer Beziehung, da liebte er es mir zuzuhören, wenn ich von meinen Träumen erzählte, von meinen Wünschen und den Plänen, die ich hatte. Damals waren wir glücklich gewesen. Und zufrieden mit dem, was wir hatten. Ich wusste nicht, wann Walter verlernt hatte zu träumen. Das war sicher keine bewusste Entscheidung gewesen, sondern ein schleichender Prozess. Ich hatte die Veränderung auch erst bemerkt, als es zu spät war.
    Irgendwann muss man erwachsen werden, Em , hatte er gesagt, als ich ihn darauf ansprach. Doch er war nicht nur erwachsen geworden, sondern ein vollkommen anderer Mensch. Und das tat weh, weil ich mich fragte, wie er mich wohl sah. Hatte ich mich in seinen Augen auch verändert, oder war es ihm egal, solange ich mich in Gegenwart seiner Freunde angemessen benahm und das Essen pünktlich auf den Tisch brachte? Wahrscheinlich war das so, denn er fragte mich nicht mehr, was ich wollte, oder nach meiner Meinung, er entschied einfach. Ich betrachtete Walters Gesicht. Seine Züge waren angespannt, ganz Konzentration.
    Die Gegend veränderte sich. Wir fuhren einem grünen Meer entgegen, das unter dem Gebirge wogte. Aus der Mitte ragte der Turm einer Moschee. Darüber ein Himmel, der so weit und klar war, dass ich mir wünschte meine Flügel ausbreiten zu können und mich kopfüber in das Blau zu stürzen. Die klare Luft in meine Lungen zu saugen und mich in der endlosen Weite zu verlieren.
    Nizwas Straßen waren sauber und von Palmen gesäumt. Da war kein Anzeichen von Rückständigkeit, ganz im Gegenteil. Hier lebte die moderne Zivilisation im Einklang mit der Natur. Auf der Hauptstraße herrschte reger Verkehr. Autos in allen Alterungsstadien, Anhänger, auf denen Ziegen und Schafe hockten, Fahrräder und hupende Mopeds.
    Auf den Gehsteigen vermischten sich Araber in ihren weißen Dishdashas mit westlich gekleideten Einheimischen und Touristen. Einige Frauen waren verschleiert und trugen lange schwarze Mäntel, andere Kleider in fröhlichen hellen Farben. Die Gegensätze waren unübersehbar und doch bewegten sich alle einträchtig nebeneinander.
    Wir bogen um eine enge Kurve und Walter bremste abrupt ab. Ich schreckte aus meinen Gedanken.
    „Da sind wir!“, sagte er. „Und überpünktlich.“
    Ich sprang aus dem Auto und streckte mich. Das Hotel war ein weißes Gebäude mit Giebeln und Zinnen. Große, an der Oberseite gerundete Fenster, erstreckten sich über die ganze Front. Darüber befanden sich die gleichen Fenster, nur etwas kleiner, und entzückende Balkone. Das waren sicher Hotelzimmer. Ein Märchenschloss. Mein Märchenschloss! Ich warf Walter spontan die Arme um den Hals und küsste ihn auf die Wange. Seine Haut schmeckte ein wenig salzig. Der Geschmack erinnerte mich an früher. Vielleicht konnte ich es in diesem Urlaub schaffen, etwas von damals wieder aufleben zu lassen. Ein klein wenig Magie in unsere Beziehung zurückzubringen. Vielleicht hatte er unter seinen ganzen Aktenbergen und Meetings einfach nur vergessen was wichtig war im Leben.
    Ein Page begrüßte uns, half Walter mit den Koffern und führte uns in die Empfangshalle. Ein orientalischer Traum! Marmorfußböden, Goldverzierungen und Seide, wohin das Auge blickte. Die Omanis waren sicher stolz auf ihren Reichtum. Auf alle Fälle stellten sie ihn gerne zur Schau. Der eindrucksvollste Beweis waren die Springbrunnen. Überall im Sultanat fand man Brunnen, selbst auf Privatgrundstücken. Ich hatte Bilder gesehen von Brunnen, die einem Wasserfall in Nichts nachstanden. Diese Wasserverschwendung war dekadent, in einem Land, in dem das Wasser das kostbarste Gut war.
    Auch in der Eingangshalle des Hotels befand sich ein riesiges Wasserspiel. Ganz in weißem Marmor gehalten, mit illuminierten Fontänen. Ich kühlte meine Handgelenke in dem sprudelnden Becken und wischte mir über die Stirn.
    Walter stand an der Rezeption und checkte

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