Scham und Schamlosigkeit: Die wahre Geschichte der Marianne Dashwood (German Edition)
wie Willoughby verschwendet. All das, was Willoughby mir gegeben hat, war vergängliche Körperlichkeit, die nichts zu bedeuten hatte, weil unsere Herzen nicht füreinander bestimmt gewesen waren.
Mr Brandons Zärtlichkeiten mag das verzehrende Feuer fehlen, das sich lodernd in mein Innerstes brannte, aber kann es denn erstrebenswert sein, zu einem Häuflein Asche zu verbrennen? Ich will nicht verlodern wie trockenes Holz, ich will leben. Leben, lieben und lachen, mit Brandon an meiner Seite. Für immer, oder so lange wie es dauern mag.
Unsere Liebe ist kein kurzes Strohfeuer, wie Willoughby es einst entfachte, sie ist ein beständiges, wohliges Glühen, das mich auch in Winternächten zu wärmen vermag.
Ich werde diese Zeilen dem Kaminfeuer übereignen, niemand soll sie je lesen. Sie haben ihren Sinn und Zweck erfüllt, denn ich habe mein Leben in ihnen noch einmal durchlebt, habe gelitten und geliebt, habe mich verzehrt und die Leidenschaft noch einmal aufleben lassen, und ich habe letztendlich erkannt, wer ich wirklich bin.
Leseprobe
Bastets Töchter
Erotischer Mystery Roman
Meike Nilos
Prolog
Alles fließt im Strom der Zeit, reibt sich auf, an rauem Fels, wächst und schwindet. Alles endet. Irgendwann.
Wenn ich zurückblicke, sehe ich Farben. Meine Kindheit ist grün wie der Garten meiner Großmutter im Frühling. Veilchendüfte hängen in den Ästen der Apfelbäume. Frisches Gras kitzelt meine nackten Füße. Ich trage mein lindgrünes Lieblingskleid, und ein Lächeln auf den milchverklebten Lippen.
Meine Jugend ist ein wirres Gemisch aus Regenbogenfarben, überschattet vom Schwarz des Nichtverstehens und des Suchens.
Als Walter in mein Leben platzte, fiel ich in das Ozeanblau seiner Augen, badete in seiner Liebe und glaubte, dass das Glück etwas ist, das man nur aufzufangen braucht und ein Leben lang mit sich trägt wie den eigenen Geruch. Ich war naiv, mein Leben das Produkt meiner eigenen Fantasie. Träume waren mir vertrauter, als die Realität, und das Erwachen wie ein ungebremster Sturz aus dem Penthouse eines Wolkenkratzers.
Jede Zeit hat ihren Farbton. Doch unter all dem Bunt hatte ich mich selbst vergessen. Oder hatte ich mich nie gekannt? Vielleicht musste ich mich erst vollkommen verlieren, um mich zu finden.
Kapitel 1
Oman. Schon der Name klang wie ein Märchen aus 1001 Nacht. Wie ein Versprechen aus heißen Nächten und exotischen Tagen. Die Fotos waren überwältigend. Ungefesselte Natur. Weiße Gebäude. Keine Wolkenkratzer oder hypermoderne Architektur, die das Bild des ursprünglichen und wilden Landes zerstörten. Alles fügte sich ein und strahlte eine Demut aus, die für westliche Augen ungewohnt, doch damit umso reizvoller war. Ich drückte den Reiseführer an meine Brust und atmete tief ein und aus.
Meine Sitznachbarin stöhnte. „Wir sind bald da, mein Rücken bedankt sich. Die Flugzeuge scheinen auch immer enger zu werden.“ Sie rutschte auf ihrem Sitz hin und her und nahm ihre Lesebrille ab. Ich sah erwartungsvoll aus dem Fenster und nickte nur. Die Sonne zeichnete Lichtreflexe auf die Tragflächen. Ich konnte einen Blick auf ein gewaltiges Gebirgsmassiv erhaschen. Das musste das Hadschar-Gebirge sein, das den Oman von den Arabischen Emiraten trennt.
Das Zeichen zum Anschnallen leuchtete auf und die Maschine begann mit dem Landeanflug. Ich legte den Sicherheitsgurt an.
Das Bedürfnis nach Sicherheit zog sich durch mein Leben wie ein roter Faden. Immer war ich auf der Suche gewesen, nach irgendetwas, das mir Halt gab; nach jemandem, der mir das Gefühl gab zu Hause zu sein. Ich ging nicht über die Straße, wenn die Ampel auf Rot stand, ich stellte mich in der Schlange immer hinten an und wenn ein Signal mir nahelegte mich anzuschnallen, dann tat ich das. Und doch hatte sich das Zu-Hause-Gefühl nie eingestellt. Wirklich sicher hatte ich mich nie gefühlt. Wie ein Bienenschwarm surrte diese Ahnung durch meinen Magen, dass ich etwas finden musste, auch wenn mir nicht klar war, was dieses Etwas war.
Mein Mann schnarchte neben mir. Seine Nasenflügel zitterten. Walter war 43, genau fünf Jahre älter als ich, und sah noch genauso gut aus wie vor zwölf Jahren, als wir uns kennen gelernt hatten. Sein dunkelblondes Haar stand widerspenstig in alle Richtungen ab. Es war immer noch voll und glänzend, auch wenn der Haaransatz etwas zurück gewichen war. Ich strich meinem Mann eine Strähne aus der Stirn. Er hatte die Gesichtszüge eines Jungen. Kaum
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