Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska
Moskau aufnehmen.«
Der Professor sah ihn von der Seite an, dann fiel sein Blick auf Viktoria. »Du hast recht. Langsam wird mir die Sache zu anstrengend. Es kommt mir vor, als ob ein Fluch auf unserer Mission liegt. Wenn es so weitergeht, schlage ich vor, wir packen tatsächlich unsere Sachen und fliegen nach Hause.«
Viktoria hätte liebend gerne etwas gesagt – über Koljas Einschätzung, dass die russische Regierung ihre Arbeit für ihre ureigensten Zwecke nutzte, oder über den Bunker und letztendlich über Leonid, der vermutlich sehnsüchtig auf seine Befreiung wartete. Doch Kolja stand direkt hinter ihr.
Unruhig ließ sie ihren Blick über das Wasser schweifen. Wie gerne hätte sie sich einfach in eines der Motorboote gesetzt und wäre zu Leonid zurückgekehrt, um ihn aus diesem Loch zu befreien.
Der ohrenbetäubende Lärm eines Helikopters kündigte wenig später die Rückkehr von Doktor Parlowa an.
Die Ärztin mit dem Körperbau eines Ringers machte ihrem Aussehen alle Ehre, als sie sich den Weg zu der völlig apathischen Studentin bahnte und alle Umherstehenden mit einer barschen Bemerkung hinaus auf den Hof scheuchte – bis auf Bashtiri und Lebenov, die mit gekreuzten Armen neben dem Bett des Mädchens standen. Unbarmherzig setzte die Ärztin der jungen Frau eine Spritze, die ein ausgesprochen wirksames Wahrheitsserum erhielt. Bisher hatte die neu entwickelte |266| Substanz jeden noch so widerspenstigen Rebellen zum Sprechen gebracht. Lebenov hatte darauf bestanden, nachdem die Studentin auf ihrem Krankenlager endgültig verstummt war. Sie starrte nur noch geradeaus, als habe sie sich in eine Puppe verwandelt.
Parlowa nahm noch zwei Ampullen Blut ab, um sie ins Labor nach Vanavara bringen zu lassen, damit man sie einer Untersuchung auf Drogeneinnahme unterzog.
»Das trifft sich gut«, raunte Lebenov und rief mit einem Wink seinen kirgisischen Fahrer heran. »Nimm zwei von den Jungs mit, und bring mir diesen ewenkischen Stammesältesten hierher. Ich habe schon mit dem Bürgermeister gesprochen. Er hat einen Boten ausgesandt, damit sich der Alte in seinem Hüttendorf bereithält.«
»Denken Sie tatsächlich, es sind Drogen im Spiel?« Bashtiri stand nun wieder im Outfit eines selbst ernannten Diktators der Ärztin gegenüber.
Doktor Parlowa musterte ihn unauffällig und dachte sich ihren Teil. Als frühere Olympiateilnehmerin war sie mit der Einnahme von leistungssteigernden Substanzen bestens vertraut, und auch beim Einsatz psychogener Drogen machte ihr so schnell keiner was vor.
Doch in diesem Fall war es für eine Prognose zu früh.
»Keine Ahnung«, erklärte sie. Mit sicherer Hand gab sie die Ampullen an einen der Sanitäter weiter, der sie in eine Styroporkiste verpackte und dann nach draußen eilte.
»Vielleicht Ecstasy«, bemerkte Parlowa leise, nachdem sich die Tür hinter dem Mann wieder geschlossen hatte. »Wir müssen abwarten, wie sie auf das Serum reagiert.« Routiniert klatschte sie dem Mädchen rechts und links mit der flachen Hand auf die bleichen Wangen, als ob sie zu sich kommen sollte. »Mal sehen, was sie sagt. Warten wir noch einen Moment.«
Die Augen des Mädchens veränderten sich von lethargischer Gleichgültigkeit hin zu einem gehetzten Blick. Doktor Parlowa stellte die Fragen, weil sie trotz aller Härte immer noch einfühlsamer wirkte als die beiden Männer, die mit finsteren Mienen hinter ihr warteten.
Schweiß trat auf die Stirn des Mädchens, und sie wurde zusehends unruhiger, bis sie schließlich von ganz alleine zu sprechen begann.
»Wir haben … miteinander geschlafen«, erzählte sie stockend. »Ich |267| habe Kirill gesagt, er solle seine Uniform anlassen.« Wieder stockte sie, dabei starrte sie mit aufgerissenen Augen an die Decke, als ob dort oben ein Film ablaufen würde. »Ich hatte noch nie mit einem Soldaten … und ich fand es aufregend. Er hat mich ausgezogen, und ich habe nur seinen Hosenschlitz aufgeknöpft und seinen …«, sie schluckte, »… herausgeholt. Er war riesig, und als er mich schließlich gevögelt hat, haben wir gelacht, weil es so lustig war.«
»Habt ihr vorher etwas eingenommen – außer Wodka, Tabletten, Kokain oder Pilze?«
»Nein.« Die Antwort kam schnell und klar. »Ich hatte noch eine Flasche Krimsekt, und nachdem es uns … gekommen war, haben wir einen Sekt getrunken – auf eine gute Nacht. Danach sind wir irgendwann eingeschlafen. Gegen Morgen ist Kirill neben mir aufgewacht. Er wollte noch mal, und ich hatte
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