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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Gesicht.
    »Du kannst froh sein, dass dein Hund nicht auf den Kopf gefallen ist«, erwiderte der Alte schmunzelnd. »Er hat mich zu dir geführt. Wenn es nach deinen telepathischen Fähigkeiten ginge, würdest du noch nächste Woche in diesem Loch sitzen. Du musst lernen, deine Energie besser zu bündeln. Wie bist du überhaupt in diese missliche Lage geraten?«
    »Ich kann nichts dafür, Onkelchen. Ich habe diesen Eingang heute Morgen entdeckt – oder sagen wir lieber, meine neue Freundin hat ihn entdeckt.« Leonid dachte nicht daran, auf die abwertende Bemerkung seines Lehrmeisters einzugehen. Er schwärmte stattdessen von Viktoria und erklärte, dass sie keine Schuld an seiner misslichen Lage traf und dass er ihr vollkommen vertraute. »Was ist das für ein Bunker?«, fügte er hinzu. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass du darüber nichts weißt.«
    Taichin ging nicht auf seine Frage ein. »Wir sollten sofort verschwinden«, bemerkte er mit regloser Miene. »Diese Frau wird bestimmt zurückkommen, um dich zu befreien, oder denkst du nicht? Möglicherweise ist sie dabei nicht allein.«
    »Sollte ich ihr nicht ein Zeichen hinterlassen, dass man mich längst gerettet hat? Oder vielleicht wäre es besser, das Loch offen zu lassen, damit sie weiß, dass es mir gelungen ist, mich selbst zu befreien.«
    »Keine gute Idee«, befand Taichin. »Wir sollten dieses Loch wieder schließen, damit niemand bemerkt, dass wir uns daran zu schaffen gemacht haben. Sie wird schon sehen, wenn du nicht mehr dort unten bist.«
    |270| Wortlos nahm Leonid die am Boden liegende Schaufel in die Hand, nachdem sein Onkel mit bemerkenswertem Geschick den Deckel verschlossen hatte.
    Während eine Ladung Erde nach der anderen den Eingang begrub, setzte Leonid von neuem an. Er versuchte seinem Onkel zu erklären, was er dort unten vorgefunden hatte.
    »Es ist besser, wir lassen die Geister ruhen«, flüsterte der Alte, nachdem sie den Weg zurück zu Leonids Hütte angetreten hatten.
    »Die Geister sind längst erwacht«, erwiderte Leonid und sah seinen Onkel mit einer gewissen Missbilligung an. »Ich will, dass du mir sagst, was hier los war. Der Kerl, der Viktoria nach draußen begleitet hat, arbeitet für die russische Regierung. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der FSB hier auftaucht. Viktoria hat mir erzählt, dass man vor wenigen Tagen eine rätselhafte Aluminiumstange am Grund des Sees gefunden hat. Dazu fand man zwei mumifizierte Leichen, die offenbar einen Hinweis auf das Polytechnische Institut von Sankt Petersburg im Jahre 1902 geben.«
    Taichin, der leicht gebeugt neben ihm hergegangen war, blieb stehen und sah ihn mit zusammengekniffenen Lippen an.
    »Es ist also so weit«, flüsterte der Alte heiser. »Die Dämonen kommen tatsächlich zurück, um ihren Blutzoll zu fordern.«
    Leonid warf dem Alten einen fragenden Blick zu.
    »Lass uns zu meiner Hütte gehen, Junge, dann sollst du wissen, was du wissen musst.«

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    21
    Juli 1907, Sibirien – Tödliche Entscheidung
    Weinberg schnarchte, und Pjotr, der kaum den Anstrengungen des Tages gewachsen war, schlief tief und fest. Nur der Turkmene war wie so oft noch wach.
    »Ich war draußen, Aslan. Ich schwöre es dir beim Leben meiner Mutter. Ich habe meinen Körper verlassen und bin zusammen mit dem alten Wassiljoff über die Berge geflogen.« Leonard hatte leise gesprochen.
    |271| »Ausgerechnet Wassiljoff.« Im fahlen Licht des Vollmondes setzte Aslan ein ironisches Lächeln auf. Seine schwarzen Augen glänzten, während er auf seinem Bett saß und sich eine Zigarette drehte.
    Leonard wandte sich zu seinem muslimischen Kameraden hin und sah ihn im Halbdunkel abschätzend an. »Du glaubst mir nicht?«
    Aslan seufzte leise und fuhr ein letztes Mal mit der Zungenspitze über das Papier, bevor er die Zigarette zu einem krummen weißen Stäbchen rollte. »Du erzählst mir die Geschichte nun schon seit beinahe zwei Jahren. Lässt sie dich denn niemals los?«
    Aslan steckte sich das Stäbchen zwischen die Lippen und zündete es mit einem Streichholz an. Für einen Moment waren seine ausgemergelten Züge im Licht des Feuers zu sehen.
    Leonard legte sich auf den Rücken und faltete die Hände über seinem Bauch. Aslan zog gierig an der Zigarette und blies einen weißen Schwaden in Leonards Richtung.
    Leonard wedelte den Rauch in eine andere Richtung. »Ich saß körperlos oben unter der Zimmerdecke und habe gesehen, wie du bei Primanov für mich und mein Leben gebettelt hast, Bruder.

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