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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Bombe fertig konstruierte und ein paar abschließende Experimente mit dem Schamanen durchführte.
    »Irkutsk hin und zurück«, plärrte Pjotr ihm fröhlich ins Ohr, als die Nase des leicht schwankenden Luftschiffs sich neugierig zum Tor hinausstreckte.
    Die Sonne prallte mit unvermittelter Kraft auf das silberne Aluminiumblech und blendete nicht nur die übrigen Lagerinsassen, die sich mit der außerordentlichen Erlaubnis des Kommandeurs versammelt hatten, um das seltene Schauspiel zu betrachten. Einem der Techniker, der dafür zu sorgen hatte, dass das Luftschiff ohne Schrammen aus dem Schuppen befördert wurde, ließ es für einen winzigen Moment an Aufmerksamkeit mangeln, und er gab die falschen Signale. Ein furchtbarer Schrei durchschnitt die erwartungsfrohe Stille. Ein metallisches Ächzen folgte und ein langes schleifendes Geräusch, das nicht nur Leonard zu Tode erschreckte. Männer schrien durcheinander, und ein Stöhnen erklang.
    Der Gigant geriet ins Schlingern, und für einen Moment sah es so aus, als ob er aus dem Gleichgewicht geraten würde. Lobow, der das ganze Manöver wie gebannt verfolgt hatte, brüllte hektisch Befehle. Soldaten schwärmten aus und drängten die vor Angst flüchtenden Arbeiter zurück in ihre Positionen.
    Dann kehrte plötzlich eine seltsame Stille ein, und als der Gigant sich in die Lüfte erhob, verunzierte eine lange, blutige Spur die Unterseite des ansonsten makellosen Schiffskörpers.
    »Heilige Maria Mutter Gottes«, flüsterte Katja, die am Rande des Lagers stand und ihr Töchterchen fest bei der Hand hielt. Sie war nicht sehr gläubig, und doch bekreuzigte sie sich, als sie sah, dass das Luftschiff beim Auslaufen drei Menschen regelrecht zerquetscht hatte.
    »Das ist kein gutes Omen«, murmelte Katja düster und sah Aslan an.
    »Denkst du, sie kommen heil zurück?«
    Der Turkmene konnte die Angst in Katjas Augen sehen. »Ja, sicher.« Er lächelte zuversichtlich. »Allah wird mit ihnen sein …«

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    Juni 2008, Tunguska – Tanz der Dämonen
    »Rebrov soll mit Attilo in den Wald gehen und den Ewenken erschießen.« Bashtiri klang heiser, als er seinem Verbündeten und Weggefährten seine düstere Absicht unterbreitete. Er wollte kein Risiko eingehen. Leonid Aldanov verschwinden zu lassen war die zuverlässigste Methode, nicht noch einmal ins Visier des FSB zu geraten. Offiziell war der Ewenke tot – niemand würde ihn vermissen. Außer vielleicht seine Angehörigen, aber wie sollten die erklären, dass er noch lebte – ohne selbst unglaubwürdig zu wirken?
    »Wir können ihn nicht umbringen, Sergej.« Lebenovs Stimme war tonlos. Nachdenklich ließ er sich den schottischen Whiskey auf der Zunge zergehen, den Bashtiris Butler fürsorglich eingeschenkt hatte, bevor er sich mit devoter Miene zurückzog.
    »Warum?« Bashtiri sah ihn zweifelnd an. »Wieso sollten wir uns Probleme schaffen, die wir beim besten Willen nicht gebrauchen können?«
    »Hast du mal in dieses Buch hinein geschaut, das meine Männer im Haus des alten Schirov gefunden haben?« Lebenov zückte einen abgegriffenen, schwarzen Einband aus seiner Tasche, kaum größer als ein Notizbuch, und hielt ihn Bashtiri entgegen, der jedoch nicht daran dachte, dieses schmuddelige Heft entgegen zu nehmen.
    »Was soll das sein? Eine Schatzkarte?« Bashtiri schüttelte den Kopf und lachte ironisch.
    »Etwas Ähnliches.« Lebenov blätterte demonstrativ in den vergilbten Seiten. »Es handelt sich um Schenkendorffs Tagebuch und birgt die Auflösung all unserer Rätsel. Wenn ich es richtig gelesen habe, behauptet Aldanovs Urgroßvater darin, dass es Schamanen waren, die 1908 die Katastrophe von Tunguska verursacht haben, und so wie er deren Wirken beschreibt, klingt es nicht so schwachsinnig, wie man auf den ersten Blick meinen möchte.« Lebenov blickte auf und versicherte sich der Aufmerksamkeit seines Gegenübers.
    »Tatsächlich wurden Schenkendorff und zwei weitere Studenten seinerzeit deportiert. Man nötigte sie, im Auftrag des Zaren eine |364| Geheimwaffe zu konstruieren. Doch ihnen fehlte das notwendige Wissen, um die Sache zu Ende zu bringen. Um die sogenannte Zar-Bombe experimentell zünden zu können, bedienten sie sich des sogenannten Schamanenfeuers.«
    »Zar-Bombe?«, fragte Bashtiri verwundert. »Ist 1908 nicht ein bisschen früh? Soweit ich weiß, hat man erst 1961 einer Wasserstoffbombe diesen Namen gegeben, nachdem sie von einem Team um den Physiker Andrej Sacharow konstruiert worden war?

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