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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Sprengmaterial der Bombe in ihre Uranummantelung gepresst und an Bord des LS 1 montiert werden. Allerdings bleibt fraglich, ob das Material auf die Bemühungen unseres Schamanen reagiert. Die bisherigen Ergebnisse waren eher laut als spektakulär, und unter echten Bedingungen konnte ich seine Fähigkeiten noch nicht erproben. Das Material ist zu teuer und zu aufwendig in der Herstellung, als dass ich es einfach verschwenden könnte.«
    »Feuerpferd?« Leonard hob eine Braue und sah Aslan verblüfft ins Gesicht. »Wer hat sich das ausgedacht?«
    »Pjotr.« Aslan grinste breit. »Er hat sich den Namen für LS 1 ausgedacht, nachdem ihm unser Schamane geraten hatte, ein schwarzes geflügeltes Pferd auf den Rumpf des Luftschiffes zu malen, das in eine runde gleißende Sonne fliegt. Es soll die Geister beeindrucken. Außerdem ist es ein Zeichen der Kraft, das den Gott Ogdy gnädig stimmen wird und die Ahnen besänftigen soll.«
    Leonard zweifelte nicht an den übersinnlichen Fähigkeiten des Schamanen. Er hatte selbst erleben dürfen, wie viel Unerklärliches in den weisen Männern steckte. Ob diese Fähigkeiten sich allerdings zum Bombenbau eigneten, wagte er immer noch zu bezweifeln. Aslan behauptete hingegen, dass die pyrokinetische Energie des Schamanen beängstigend sei, und Professor Weinberg äußerte gar, es sei ein Phänomen für sich selbst, dass es dringend zu erforschen gelte.
    Als sie die Konstruktionshalle betraten, herrschte dort Hochbetrieb. Zwei fast fertige Luftschiffe warteten auf ihren Einsatz.
    »Wir sind den Deutschen im Luftschiffbau eindeutig voraus«, frohlockte Pjotr, als er sich Weinberg und Leonard anschloss, die den Einbau der Navigationsgeräte abschließend begleiteten. Noch hingen die beiden silbernen Boliden hintereinander verankert jeweils in einem eigenen tragfähigen Gerüst, solange bis man die isolierten Treibstofftanks |359| des LS 1, wie der Prototyp offiziell genannt wurde, mit einem annähernd 30 000 Kubikmeter Gemisch aus Wasserstoff und Helium gefüllt hatte.
    »Die Heliumbeimischung ist zwar teuer, und wir mussten sie über Umwege aus Amerika einführen«, erklärte Pjotr eifrig, »aber sie besitzt im Gegensatz zum Wasserstoff eine sehr geringe thermische Leitfähigkeit, die eine Gefahr durch natürliche Blitze, die nicht von unserem Schamanen geschaffen sind, bis auf ein Minimum herabsetzt. Schließlich wollen wir das Experiment nicht durch eine ungeplante Fehlentladung gefährden.«
    Lobow war unbemerkt hinzugetreten und klopfte Weinberg in ungewohnter Vertrautheit auf die Schulter. »Allein dafür wird uns der Zar eine Medaille verleihen.« Sein Blick wanderte über das erste von zwei Luftschiffen. Einhundertfünfzig Meter feinstes Aluminiumblech, aus denen der Schiffskörper des LS1 zur Gänze bestand.
    »Das Innenleben wurde entsprechend isoliert«, erklärte Pjotr voller Stolz. »Wir können bis in sieben Werst Höhe aufsteigen. Das bedeutet, bis auf den Mount Everest vermögen wir sämtliche Gebirgsketten mühelos zu überwinden.«
    »Und Schenkendorff?«, rief Lobow über die lauten Hallengeräusche hinweg. »Wie stets mit der Navigation? Kommt unser Kind auch an, wo es ankommen soll, oder verirrt es sich gleich bei dem ersten Windstoß?«
    »Wenn Sie mir folgen wollen«, presste Leonard beleidigt hervor. Lobow war in seinen Augen ein einfältiger Tropf – ein typischer Militärschädel, der als Kind nur mit Zinnsoldaten gespielt hatte und dem außer Kämpfen und Erobern nichts im Kopf herumging. Solange es solche Menschen gab, würde es Kriege geben. Erst wenn der Teufel sie aussterben ließ, würde das Paradies auf die Erde zurückkehren.
    Leonard kletterte die Stahlrohrtreppe zur Gondel empor, die unter dem Luftschiff und neben einem Fracht- und Maschinenraum angebracht war und welche die eigentliche Führungskanzel beherbergte. Lobow folgte schweratmend und mit hochrotem Kopf. Seine Leibesfülle machte ihm zu schaffen. Wie ein Elefant in einem Porzellanladen bahnte er sich zwischen all den filigranen und kostbaren Messgeräten rücksichtslos einen Weg.
    |360| »Machen Sie’s kurz und verständlich, Schenkendorff«, grunzte er. »Wie Sie wissen, habe ich nicht viel Ahnung von der Sache.«
    Leonard öffnete den Deckel einer metallenen Kiste und deutete auf ein Gewirr an Kabeln und Sicherungen. »Das Hirn unseres Luftschiffes besteht in erster Linie aus Kupfer-Germanium-Halbleitern, die eine Verbindung zwischen einem Kurskreiselkompass, der unabhängig vom Magnetfeld

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