Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska
um die eigene Achse, die Mündung seiner Bison PP-19 Maschinenpistole immer auf den Wald gerichtet.
Auch die anderen Männer waren stehen geblieben und spähten in die Dunkelheit.
»Rebrov?« Bashtiri warf dem Söldner einen unmissverständlichen Blick zu. »Ich will, dass Sie mir Ihre Handfeuerwaffe geben.«
Rebrov verzog das Gesicht. »Wir sind zu Ihrem Schutz da, Sergej Sergejewitsch. Denken Sie, wir können unsere Aufgabe nicht meistern? Was sollte denn hier passieren? Außer einem Elch oder einem Bären kann uns hier nichts über den Weg laufen, das uns in Gefahr bringt.«
»Tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe!« Bashtiri streckte fordernd die Hand aus
Wortlos schob Rebrov seine Bison beiseite, die er an einem Gurt über der Schulter trug. Dann machte er sich an seinem Gürtelholster zu schaffen. Ohne Kommentar überließ er dem finster dreinblickenden Oligarchen seine Pistole. Eine MP-446 Viking mit 18 Schuss Munition. Obwohl es ihm widerstrebte, seine Waffe abzugeben, beruhigte er sich mit dem Gedanken, dass seine Bison mit 64 Schuss Magazin ohnehin effektiver war. Und was sollte Bashtiri schon anrichten können? Er war schließlich selbst im Waffengeschäft, also würde er sich wohl ein wenig auskennen.
Schweigend gingen sie schließlich weiter. Alles war still; nur die Äste unter ihren Stiefel knisterten und knackten bei jedem ihrer Schritte.
Bashtiri, der im Umgang mit Waffen bestens geübt war, jedoch selten selbst eine trug, hielt die entsicherte Pistole schussbereit in der Hand.
Obwohl niemand sonst etwas zu bemerken schien, fühlte er sich verfolgt.
|396| Wenn er die Augen schloss, sah er plötzlich aufleuchtende Blitze, und wenn er sie öffnete, pulsierte die Dunkelheit vor seinen Augen im Takt seines Herzens.
Stumm marschierte er voran, während seine Beine immer schwerer wurden.
»Wie lange dauert es noch, bis wir da sind?«, fragte Bashtiri mit lauter Stimme.
Rebrov beantwortete die Frage in einem Tonfall, der seine Ungeduld mit dem Oligarchen verriet. »Dem GPS nach dürften es noch etwa dreißig Kilometer sein.« Wie zum Beweis checkte er sein Armbandnavigationsgerät, das die Route nach Vanavara nicht nur der Straße nach, sondern auch querfeldein berechnet hatte und sämtliche Höhen und Tiefen abbildete. Nach einer Weile schaute er auf und runzelte die Stirn. »Ich denke, wir sollten eine Abkürzung nehmen.«
Niemand schien etwas dagegen zu haben, als Rebrov die Schotterpiste verließ und sich einen Weg durch das Unterholz bahnte. Der Gedanke, auf diese Weise schneller ans Ziel zu gelangen, war zu verlockend.
Der Druck, den Bashtiri in seiner Brust spürte, wurde immer bedrohlicher. Obwohl es langsam heller wurde, verzogen sich Rebrovs kantige Gesichtszüge für ihn zu einer breiigen Masse, aus der sich wie bei einem Computer-Morphing etwas Neues zu formen schien. Erschrocken kniff Bashtiri die Augen zusammen. Die Geräusche, die ihr Marsch im dichten Wald verursachte, drangen immer lauter an sein Ohr. Oder hörte er gar Stimmen? Vergebens versuchte er, verständliche Worte wahrzunehmen. Angespannt blickte er in die Runde.
Die Männer gingen weiterhin stoisch voran, konzentriert darauf, den Anschluss an ihren Vordermann nicht zu verlieren.
Bashtiri schüttelte den Kopf, als ob er sich von etwas befreien wollte. Doch es nützte nicht viel. Die Stimme dachte nicht daran, aus seinem Hirn zu verschwinden, sie wurde lauter und befahl ihm zu handeln.
Plötzlich tauchte ein schwarzer Schatten zwischen den Bäumen auf und stürzte sich auf Rebrov. Keiner der übrigen Männer schien etwas zu bemerken, doch Bashtiri reagierte sofort. Er hob die Waffe und schoss auf die schattenhafte Gestalt.
|397| Rebrov wirbelte herum, die Mündung seiner MP zeigte auf Bashtiri. Der Oligarch zuckte entsetzt zurück. Das Gesicht des Soldaten war nur noch eine fremde, ferne Grimasse mit einem verzerrten Mund, aus dem die blaue gespaltene Zunge eines Warans hervorschnellte. Bashtiri überlegte nicht. Mit einem gezielten Schuss streckte er Rebrov nieder, der mitten ins Herz getroffen lautlos zu Boden fiel. Mit jeweils drei weiteren Schüssen machte Bashtiri dessen verbliebene Kameraden unschädlich. Die drei Männer starben auf der Stelle.
Jurij brachte es nicht über sich, auf seinen anscheinend verrückt gewordenen Chef zu schießen. Er hatte sich wie die Studenten auf den Boden geworfen und dann versucht, hinter einem Baum Schutz zu suchen.
Bashtiri nahm seine kriechenden Bewegungen wie durch einen
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