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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Vorauskommando schon vor Tagen am Ort des Tests eingetroffen.
    Beim Verlassen des Lagers blickte Leonard zurück, in dem seltsamen Gefühl, etwas vergessen zu haben. Es war, als ob ihn ein unsichtbares Band zurückhalten wollte. Erst recht, als er Katja und seine kleine Tochter sah. Sie standen mitten auf dem Appellhofplatz. Zaghaft hob Katja ihre Hand und winkte in seine Richtung. Dann animierte sie das Mädchen, es ihr nachzutun.
    Leonard winkte zurück. »Und Abmarsch«, brüllte der Kosakenführer, worauf sich der Tross endgültig in Bewegung setzte.
     
    Am darauffolgenden Tag erreichten sie gegen Abend Vanavara, eine bescheidene Handelsstation, die genauso trostlos war wie Nasimowsk. Die Bretterbuden der Pelzhändler und Goldgräberläden, in denen man neben Schaufeln und Gewehren alles kaufen konnte, was man in der Taiga zum Überleben benötigte, waren allesamt windschief und wenig einladend. Nachdem die Arbeiter die Pferde versorgt und die Kosaken die Zelte aufgeschlagen hatten, führten Lobow und seine Offiziere die Regierungsdelegation, die aus fünf gut gekleideten Männern bestand, in das einzige Gasthaus der Stadt. Leonard und seine Kameraden durften sich ausnahmsweise anschließen. Lautes Frauenlachen und das unbändige Gegröle betrunkener Kerle hallten ihnen entgegen, als sie die Schankstube betraten. Zwei Musiker spielten Akkordeon. Ein angetrunkenes Pärchen tanzte dazu. An etlichen Tischen saßen Männer und spielten Karten oder amüsierten sich mit leicht bekleideten Damen. Als er seine neuen Gäste bemerkte, räumte der Wirt sofort einen ganzen Tisch. Er witterte ein gutes Geschäft, sah er doch, dass es keine gewöhnlichen Goldwäscher waren, die seine bescheidenen Gasträume aufsuchten. Sie saßen noch nicht ganz, da hatte jeder bereits eine Flasche Wodka vor sich stehen und – wer wollte – eine Dirne auf seinem Schoß.
    Angewidert beobachtete Leonard, wie ein hoch dekorierter Offizier des Zarenregiments die Brust eines vielleicht fünfzehnjährigen Mädchens betatschte. Halbwegs kokett hatte sie auf seinem Schoß Platz genommen, die Brüste beinahe entblößt, und ungeniert seinen Mund geküsst, der sich unter einem gewaltigen Bart versteckte. Klaglos ließ sie es geschehen, dass dieser Kretin ihre weiße Pracht gänzlich |392| zutage förderte und vor den Augen aller begann, an den rosigen Warzen zu saugen. Das Mädchen quietschte gekünstelt und stieß dann einen echten Schmerzensschrei aus, weil der unflätige Kerl sie gebissen hatte. Der Wirt schaute irritiert und kam an den Tisch, während das Mädchen, eine junge Tungusin, sich die rötliche Stelle oberhalb ihrer linken Brustwarze rieb. Niemand sagte etwas, am allerwenigsten Lobow, der stumm seinen Wodka genoss.
    »Es kostet nicht viel, wenn du mit ihr aufs Zimmer gehst«, erklärte der Wirt. »Wenn du sie allerdings beißen oder schlagen willst, verlange ich ein paar Rubel mehr.«
    »Wenn du mir zeigst, wo ich die Kleine ungestört vernaschen kann, nur zu.« Der Offizier mit den Orden am Revers stand auf und schlug die Hacken zusammen. »Meine Herren«, meinte er mit einem anzüglichen Grinsen, »Sie haben sicher nichts dagegen, wenn ich mich kurz ins Vergnügen stürze.«
    Fassungslos beobachtete Leonard, wie er das halb nackte Mädchen die Treppe hinaufschob. Dann bemerkte er, wie es eine dürre, schwindsüchtig aussehende Hure vor allen Augen mit einem völlig betrunkenen Pelzjäger an der Bar auf einem Stuhl trieb.
    »Ein teuflischer Ort«, flüsterte Weinberg, der nur an seinem Wodka nippte.
    »Ein teuflischer Ort für ein teuflisches Experiment«, fügte Pjotr leise hinzu.«

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    30
    Juni 2008, Tunguska – Transsibirien
    Wie die anderen auch stapfte Bashtiri im Lichtkegel der Taschenlampen die Straße entlang. Flankiert von seinen verbliebenen Bodyguards, Jurij, Mischa und Fjodor, hätte er sich eigentlich sicher fühlen können. Trotzdem beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Mehr als sechzig Kilometer mussten sie zu Fuß zurückzulegen, um an ihr Ziel zu gelangen. Die Straße war durch den Gewitterguss am Nachmittag völlig durchweicht. Immer wieder versank er bis zum Knöchel im Schlamm.
    Es herrschte eine gespenstische Stille. Rebrov, der Anführer von Lebenovs |393| übrig gebliebener Truppe, darunter zwei Helikopterpiloten, ging voran. Die Maschinenpistole im Anschlag richtete er seinen missmutigen Blick nach vorne in den Kegel der LED-Leuchte. Nicht nur, dass Lebenov zu Tode gekommen war, auch seine eigene Truppe

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