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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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fernen Nebel wahr. Er musste die Schlange töten, bevor sie ihn angreifen konnte.
    In stummer Verzweiflung bewegte Jurij seine Lippen, um seinen Boss zur Vernunft zu bringen. Der Mann schien keinerlei Einsehen zu haben.
    Dann fiel ein Schuss, und Bashtiri verspürte einen brennenden Schmerz. Seine Waffe wurde regelrecht weggeschleudert. Blut spritzte ihm ins Gesicht. Die Schlange hatte ihn in die rechte Hand gebissen. Für einen Moment konnte er nichts mehr sehen. Schwankend verlor er das Gleichgewicht und sank zu Boden.
    Als er wieder zu sich kam, waren die drei Studenten hinter einem Busch verschwunden. An seiner Rechten sah er zwei blutig zerfetzte Finger.
    Jurij saß im Nu neben ihm und machte sich daran, ihm Handfesseln anzulegen. Erst danach versorgte er Bashtiris Finger mit einem Druckverband.
    Der Oligarch war außer sich vor Entrüstung. Dabei hatte er das Gefühl, noch Glück gehabt zu haben. Um ihn herum lagen vier Leichen: Rebrov und seine Männer.
    «Sind sie tot? Warum liegen sie da?« In Bashtiris Blick lauerte der Wahnsinn.
    Jurij starrte ihn aus weit geöffneten blauen Augen an. »
Sie
haben sie alle erschossen, Sergej Sergejewitsch. Warum, in Gottes Namen, haben Sie das getan?«
    |398| Bashtiri konnte sich an absolut nichts erinnern – außer, dass er etwas Seltsames gesehen hatte, das er nicht beschreiben konnte.
    »Der Rucksack«, stieß er gepeinigt von Schmerzen hervor.
    Jurij sah sich suchend um. Die Tasche war allem Anschein nach verschwunden. »Ich kann sie nicht finden.«
    »Verdammte Scheiße!«, entfuhr es Bashtiri.
    »War etwas Wertvolles darin?«
    »Das Tagebuch.« Der Oligarch spuckte verächtlich aus. Ihm war übel. Einzig der Gedanke, dass Doktor Swerew eine Kopie des Buches besaß, besänftigte ihn ein wenig. Außerdem bewies der Diebstahl, dass jemand hier gewesen sein musste, der den Rucksack gestohlen hatte. Also war er doch nicht so verrückt, wie er glaubte.
    Plötzlich begann der Boden zu zittern. Dann brachen Äste, und ein lautes Rumpeln versetzte die verbliebenen Männer in Angst und Schrecken. Scheinwerfer leuchteten auf. Wie aus dem Nichts stand ein riesiger Bulldozer vor ihnen. Hektische Männerstimmen wurden laut. Sibirische Holzfäller – fünf urwüchsige Kerle. Einer von ihnen hielt ein Gewehr in der Hand. Ungläubig betrachtete er das angerichtete Blutbad. Sein fragender Blick fiel auf Jurij.
    »Was ist denn hier geschehen?« Die Stimme des Mannes klang dumpf.
    »Wir sind überfallen worden«, antwortete Jurij mit zitternder Stimme. Er trat einen Schritt vor, um die Handschellen seines Chefs unbemerkt öffnen zu können. »Wir benötigen dringend Hilfe. Können Sie uns schnellstens nach Vanavara bringen?«
     
    Im Morgengrauen überquerte der Helikopter eine Hügelkette. Viktoria saß wortlos im Sitz des Copiloten und atmete tief ein. Trotz der bleiernen Müdigkeit hatte sie kein Auge zugetan – auch aus Solidarität mit Leonid, der den großen Helikopter elegant zwischen den grün bewaldeten Berghängen hindurchsteuerte. Unter den Schleiern des aufsteigenden Frühnebels konnte man die Silhouette der Stadt erkennen und den Jenissei, der Krasnojarsk wie ein breites silbernes Band zerteilte.
    Die Tankanzeige der Mi-8 MT neigte sich gefährlich dem Ende zu. Schon alleine deshalb war es notwendig, an eine Landung zu denken. |399| Außerdem grenzte es an ein Wunder, dass bisher weder Polizei noch Militär versucht hatten, sie vom Himmel zu holen.
    Der Fluglotse im Tower des Flughafens von Krasnojarsk erteilte ihnen eine Landeerlaubnis, nachdem Leonid alle Anfragen mit erstaunlicher Kaltblütigkeit beantwortet hatte.
    Allerdings dachte er nicht im Traum daran, dieser Aufforderung Folge zu leisten. Reichlich unerschrocken setzte er in einem Vorort der Stadt zur Landung an – mitten in einem Maisfeld.
    Der Wind der Rotorblätter knickte die jungen Halme zu einem mystischen Kornkreis, und bevor der Rotor endgültig zur Ruhe kam, hatte er für eine glatte Fläche gesorgt, die wie ein Präsentierteller wirkte. Viktoria warf einen Blick auf ihre Uhr. Kurz vor sechs Uhr morgens. Die ersten Sonnenstrahlen durchbrachen den Frühnebel. Auf den Straßen herrschte schon reger Betrieb, wie sie vom Hubschrauber aus hatte erkennen können. Knapp eine Million Menschen lebte in dieser Stadt, ein großer Anteil davon Stahlwerker, die entweder zur Arbeit fuhren oder ihre Nachtschicht beendet hatten.
    »Komm«, sagte Leonid. Er sprang heraus und öffnete Viktoria die Ausstiegsluke des

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