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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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und von niemandem behelligt, überprüfte er in der großen Halle den Hauptgenerator, der mit einem Benzinmotor betrieben wurde und dessen Abgase durch einen schmalen Kamin nach draußen gelangten. Dann kontrollierte er die Funkarmaturen und seismographischen Aufzeichnungsgeräte, bevor er sich nach draußen begab, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Die Sonne erhob sich strahlend im Südosten, und auf einer kleinen |416| Anhöhe genoss er den Blick auf den glitzernden Fluss. Eingeschlossen von hoch aufragenden Tannen, wirkte er wie ein goldenes Band in einem tiefgrünen Bett.
    Ein Räuspern holte Leonard aus seinen Gedanken. Pjotr machte sich bereit, um mit Aslan auf den etwa zweihundert Saschen hohen Beobachtungshügel zu steigen, der sich etwa zwei Werst entfernt über dem Fluß erhob. In seiner Hand hielt er eine silberne Taschenuhr, die sein Vater ihm einst geschenkt hatte und deren weiteren Besitzer er gegenüber der Ochrana mit dem Argument verteidigt hatte, dass er als Wissenschaftler auf genaue chronologische Messungen angewiesen sei.
    »Schlummern die Günstlinge des Zaren noch?«, unkte Leonard boshaft.
    »Weinberg hat in der Offiziersmesse echten Kaffee gekocht und Baranki geröstet, da wird es nicht lange auf sich warten lassen, bis die hohen Herren zum Frühstück erscheinen.«
    Neben Kontroll- und Maschinenraum bot der Bunker einen bescheidenen Luxus. Obwohl nur im Sommer bewohnbar, weil es ansonsten zu eisig geworden wäre, hatte man sogar an einen beheizten Schlafraum gedacht.
    Während Aslan und Pjotr schon vorausgegangen waren, machte sich Leonard zusammen mit Weinberg und den zaristischen Kontrolleuren erst gegen fünf zum Hügel auf.
    Das Luftschiff wurde um kurz vor sieben erwartet, und so hatten sie noch ein wenig Zeit, die technischen Gerätschaften und das Experiment zu erläutern, insofern es der Sachverstand der hohen Herren aus Sankt Petersburg zuließ. Kurz bevor die Bombe offiziell gezündet werden sollte, würde Leonard allein zum Bunker zurückkehren, um den reibungslosen Einsatz der Funkgeräte vor Ort zu garantieren. Ein bisschen bedauerte er, nicht näher dabei sein zu können, aber wenn man Aslan Glauben schenken konnte, würde außer einem Lichtblitz, einem ohrenbetäubenden Knall und einem leichten Beben ohnehin kaum etwas zu spüren sein.
    Lobow folgte wenig später mit einem Trupp Kosaken, die den Ausguck bewachen sollte. Obwohl sich Leonard kaum vorzustellen vermochte, wer oder was sie hier angreifen sollte, gehörte es zu Lobows |417| Gewohnheiten, nie ohne militärischen Schutz durch die Wälder zu streifen.
    Ein laues Lüftchen wehte um Leonards Nase, als er zusammen mit den anderen Männern den Ausguck erreichte. Trotz eines leichten Unbehagens, das durch die Höhe verursacht wurde, kletterte er als Erster mutig auf den beinahe zehn Saschen hohen Sendeturm. Oben im Krähennest angekommen, einer kleinen mit Gittern ummantelten Aluminiumplattform, blickte er auf die beiden Antennen, die sich unter ihm waagerecht ausbreiteten. Es roch nach Sommer und Frieden, und für einen Moment ließen ihn die warmen Strahlen der aufgehenden Sonne vergessen, dass er nicht in Sankt Petersburg in einem Café an der Newa saß, sondern inmitten der sibirischen Taiga. Der Himmel zeigte sich in reinstem Blau, und der Funkkontakt zum Luftschiff und zur Basisstation am Fuße des Turms verlief einwandfrei. Aslan, der die Mission zusammen mit Pjotr überwachte, hatte ihm mehrfach bestätigt, dass es keinerlei Kurskorrekturen bedurfte, um die Versuchsstrecke von fünfhundert Werst zu bewältigen. Also stimmten Leonards Berechnungen; dem zeitgerechten Empfang des silbernen »Feuerpferdes« würde nichts mehr entgegenstehen.
     
    »Verschwinde!«, fauchte Maganhir boshaft, als er unvermittelt Tschutschana gewahrte. »Das hier geht dich nichts an.« Mit seinem schärfsten Konkurrenten hatte er auf dem heiligen Berg seiner Ahnen am allerwenigsten gerechnet.
    »Ach ja? Es geht mich nichts an?« Tschutschanas Augen funkelten kampflustig. »Und ob es mich etwas angeht! Für ein paar Rubel verkaufst du nicht nur deine eigene Würde, sondern die aller Tungusen. Du verrätst unsere tiefsten Geheimnisse. Du hilfst den Russen, unser Land zu zerstören, beschmutzt unsere heiligen Stätten und missbrauchst die Gunst unserer Götter!«
    Maganhir setzte eine hasserfüllte Miene auf, bevor er zum Gegenschlag ausholte. »Es war dein Sohn, der die Russen über unsere geheimen Gaben aufgeklärt hat! Deine Sippe ging

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