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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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während Svetlanas Absätze über den Küchenboden klackten.
    |422| »Ihr müsst mir nur versprechen«, begann sie mir ernster Miene, »dass Leonid in der deutschen Botschaft um Asyl bittet. Ich möchte mir nicht vorstellen, dass er in die Hände unseres Geheimdienstes gerät. Selbst wenn es hier keine Todesstrafe mehr gibt, würde er eine Haftstrafe kaum überleben.«
    »Woher weißt du das alles? Ich meine, du scheinst dich ja ziemlich gut in solchen Dingen auszukennen.« Viktoria wunderte sich, mit welcher Souveränität Svetlana an die Sache heranging.
    »Krasnojarsk war bis vor wenigen Jahren Hauptsitz der russischen Rüstungsindustrie. Ich habe eine Weile für den KGB gearbeitet, bevor ich Leonids Vater kennenlernte. Ich war Sängerin in einer Bar und habe im Auftrag des Geheimdienstes westliche Geschäftsleute und Politiker verführt.« Sie lachte unfroh, als sie Viktorias irritierten Blick aufnahm. »Während wir uns vergnügten, wurden sie heimlich fotografiert. Hinterher konfrontierte man sie mit den Bildern. Danach waren sie in ihren Verhandlungen mit staatlichen Geschäftspartnern zu recht großen Zugeständnissen bereit.«
    Ihr Blick streifte abermals Leonid, dem ihre Offenheit peinlich zu sein schien. Sie fuhr ihm durch die dichten schwarzen Haare, als ob sie tatsächlich seine Mutter wäre, und seufzte.
    »Ich kenne sämtliche Abgründe in diesem Land. Deshalb weiß ich nur zu gut, wie gefährlich es ist, ins Visier von Polizei und Geheimdienst zu geraten.«
    Leonid stand auf und rang sich ein Lächeln ab. »Mach dir nicht zu viele Sorgen, Matruschka. Das Wichtigste ist, dass Viktoria heil nach Hause kommt. Alles andere wird sich finden.« Spontan bückte er sich zu Svetlana hinab und nahm die zierliche Frau in die Arme. »In jedem Fall danke ich dir schon jetzt für deine Hilfe.«
    Viktoria blickte irritiert zu Boden, als die viel ältere Frau zu ihm aufschaute, als ob er ein Gott wäre, und er daraufhin behutsam ihren Mund küsste, um ihren Lippenstift nicht zu verwischen. Ein Strahlen huschte über Svetlanas Gesicht, bevor sie sich mit einer Miene des Bedauerns aus seiner Umarmung befreite.
    »Kommt!«, sagte sie aufgeregt. »Lukaschek, ein alter Freund von mir, wartet auf uns. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Gemeinsam ging es zu einem verrosteten Lada, der auf einem Parkplatz |423| vor dem Haus parkte. Mit einer eleganten Bewegung, als ob es sich um eine teure Limousine handelte, öffnete Svetlana die Fahrertür und nahm hinter dem Steuer Platz. Leonid öffnete Viktoria zuvorkommend die Tür zum Fonds des Wagens, während er selbst auf dem Beifahrersitz Platz nahm. Viktoria rutschte hinter die Fahrerin, gefolgt von Ajaci, der wie selbstverständlich hinter Leonid sprang und ihm mit sabbernder Zunge in den Nacken hechelte.
    Es war immer noch heiß, und die Straßen waren so staubig, dass der Wagen beim Anfahren eine rötliche Wolke hinter sich ließ. In Krasnojarsk herrschte Feierabendgeschäftigkeit, als sie auf Schleichwegen zu jenem Lukaschek fuhren, dessen ominöse Existenz Leonid bekannt zu sein schien. Jedenfalls stellte er keine Fragen und protestierte auch nicht, als Svetlana den Mann per Mobiltelefon anrief, um ihm vorab ein paar Anweisungen zu geben.
    Vertieft in einen russischen Wortschwall, der wie ein Maschinengewehrstakkato über ihre Lippen ratterte, übersah Svetlana eine Polizeisperre, die in etwa zweihundert Metern einen Stau verursachte.
    Leonid zog noch im Fahren die Handbremse an, was den Wagen unweigerlich ins Schleudern brachte und in die entgegengesetzte Fahrtrichtung katapultierte. Viktoria kollidierte mit Ajaci, der jaulend in den Fußraum schlitterte, und Svetlana ließ vor Schreck das Telefon fallen. Leonid brüllte einen kurzen Befehl, und schon waren beide ausgestiegen. Svetlana überließ ihm das Steuer, während sie seinen Platz einnahm. Leonid lenkte den Wagen durch etliche Seitengassen, dann fuhr er auf eine breite Straße ein Stück weit am Jenissei entlang bis zu einer Hochhaussiedlung.
    Dort angekommen, öffnete er Viktoria den Wagenschlag und streckte ihr seine große Hand entgegen. Mit einem leichten Ruck zog er sie aus dem durchgesessenen Kunstlederpolster. Viktoria war froh, dass er ihr anschließend seinen starken Arm reichte, damit sie sich auf dem unebenen Pflaster mit ihren hochhackigen Pumps nicht den Knöchel brach.
    Mit einem klapprigen Fahrstuhl, in den Ajaci zunächst nicht hineingehen wollte, fuhren sie in den zehnten Stock hinauf.
    »Was

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