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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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mit dem Herzen, und dass ich sein Kind bekomme, bedeutet mir mehr, als Du Dir vorstellen kannst.
    In Liebe
    Jekatherina
     
    Leonard sank zurück in sein Kissen und brach in Tränen aus. Katja liebte ihn nicht nur von ganzem Herzen – sie hatte tatsächlich darauf gehofft, seine Frau zu werden. Dabei hatte sie ihm immer vorgegaukelt, dass ihre Mutter nichts von ihrem Verhältnis wusste.
    Wie gegeißelt lag er auf seinem Bett. Die Arme ausgestreckt, hielt er den Brief in der Linken und ließ ihn kraftlos in seiner Hand baumeln, bis er schließlich zu Boden fiel. Er fühlte sich wie tot.
    Sein Blick wanderte über die Zimmerdecke – zu den grau getünchten Balken und Schindeln, hin zu einem Vogelnest, in das ein Pärchen Blaunachtigallen Einzug gehalten hatte. Die abwechselnd brütenden Eltern waren neben dem Lagerarzt und einem Mitgefangenen, der ihm das Essen brachte, der einzige Besuch, den er seit Wochen erhielt.
    Verdammt! Es ging ihm kaum besser, doch die Verpflichtung, gesund zu werden, ließ ihn nicht los. Nur bei erfolgreicher Arbeit, die den Kommandanten zufriedenstellen würde, durfte er darauf hoffen, Katja und auch das Kind zu sehen.
    Ein paar Tage später öffnete sich am Abend überraschend die Tür zu seiner Kammer. Eine Frau huschte mit einer Petroleumleuchte herein und steckte noch einmal den Kopf nach draußen, als ob sie sichergehen wollte, dass ihr niemand gefolgt war. Dann befreite sie ihren Kopf von |205| dem großen Wolltuch und trat an sein Bett. Leonard hatte geschlafen, und im ersten Moment, als er sie durch die halb geöffneten Lider ansah, glaubte er an eine Erscheinung, so groß empfand er die Ähnlichkeit zu seiner Geliebten. Nur die Stimme war weitaus kindlicher.
    »Leonard?« Flüsternd beugte Kissanka sich zu ihm hinunter. Beiläufig stellte sie eine Flasche mit einer dunklen Flüssigkeit auf den kleinen Tisch, der direkt neben dem Bett stand. »Blaubeersaft.« Ein Lächeln flog über ihr Gesicht. »Ich habe ihn aus der Küche gestohlen.« Ihre kühle Hand streichelte seine bärtige Wange.
    »Kissanka, um Gottes willen, was tust du hier?« Leonard schaute sie erschrocken an. Seine Stimme war rau und brüchig. Das Fieber war zurückgegangen, doch sein Körper war noch immer schwach. Nur sein Verstand war so klar wie eh und je. »Du könntest krank werden. Was ist, wenn du dich ansteckst?«
    »Dann werde ich sterben«, sagte sie so leise, dass er es kaum verstand. »Jetzt ist es sowieso schon egal.«
    »Was soll das heißen?« Zitternd ergriff er ihre viel kühlere Hand. Dabei versuchte er, sich ein wenig aufzurichten. Kissanka kam ihm entgegen und war versucht, ihn zu küssen, doch er wandte den Kopf ab.
    »Bist du verrückt?«, zischte er. »Es ist mir ernst. Wenn du dich umbringen willst, nur zu, aber lass es nicht meine Schuld sein.«
    »Du bist in jedem Fall daran schuld«, erwiderte sie trotzig. »Ganz gleich, wie es ausgeht.«
    »Wie soll ich denn das verstehen?« Sein Blick war voller Verblüffung, als sie ihm half, das Kissen zu richten, um es ihm ein wenig bequemer zu machen.
    »Ich bin schwanger, Leonard.« Sie sah ihn mit entwaffnender Ehrlichkeit an und legte eine Hand auf seine Brust.
    Sein Blick blieb verwirrt.
    »Glaubst du mir nicht?« Sie rückte ein Stück von ihm ab und lüftete ihre Röcke. Darunter trug sie keine Unterwäsche und präsentierte ihm schamlos ihre Blöße. Sein erschrockener Blick wanderte fassungslos über ihren blanken, ansehnlich gewölbten Bauch. »Sechster Monat – daran lässt sich nichts mehr beschönigen. Ich habe die ganze Zeit darauf gehofft, dass das Kind noch abgeht – aber es hat sich in mir festgesetzt wie eine Zecke in ihrem Wirt.«
    |206| »Sprich nicht so!« Leonard sah sie verständnislos an und war versucht, ihr den Rock herunterzuziehen. »Es ist dein Kind, und es spielt keine Rolle, wer es gezeugt hat.«
    »Irgendwie ist es auch dein Kind«, erwiderte sie leise und streichelte mit ihrer Hand über die Wölbung. Mit einem Seufzer ließ sie den Bauch wieder unter ihrem karierten Rock verschwinden.
    Leonard sah sie verständnislos an, doch in ihren Augen spiegelte sich nicht der geringste Zweifel.
    »Bei allem Verständnis für deine vertrackte Lage.« Er atmete kurz und heftig. »Ich bin nicht der Vater des Kindes, und das weißt du sehr wohl.«
    »Ja, ich weiß, der Kosak hat es gemacht«, erwiderte sie lapidar, »damals in der Scheune. Es wäre nicht geschehen, wenn du früher gekommen wärest.« Sie senkte den Kopf und blickte

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