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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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auf Russisch. »Du hast mich ausgezogen und dann …«
    »Du kannst dich daran erinnern?«
    »Mein Gott, wie sollte ich eine solche Begegnung vergessen können?«
    »Es hatte nichts mit Leidenschaft zu tun«, entschuldigte er sich stotternd. »Es war ein uraltes schamanisches Ritual, um deine Seele zu schützen und sie in deinen Körper zurückzuführen.«
    Fassungslos schüttelte Viktoria den Kopf und konnte sich doch ein Lächeln nicht verkneifen. »So hat mir das noch niemand erklärt. Betreibst du in deinem Bett öfter schamanische Rituale mit wildfremden Frauen?« Sein unschuldig verwirrter Blick hatte sie ermutigt, eine solch unverschämte Frage zu stellen. Vielleicht war der Kerl wirklich verrückt, aber er machte ihr nicht den Eindruck, ein skrupelloser Vergewaltiger zu sein.
    »Bett? Es ist hier auf dem Waldboden geschehen. Eigentlich hätte ich es nicht tun dürfen, aber es war die einzige Möglichkeit, dich von den Toten zurückzuholen.«
    »Wir waren
nicht
zusammen in deinem … Bett?« Plötzlich war sie vollkommen verunsichert.
    »Nein … du lagst alleine darin, nachdem ich dich in meine Hütte getragen hatte. Ajaci hat sich zu deinen Füßen gelegt, wie er es von mir gewohnt ist.« Er warf einen kurzen, irritierten Blick auf seinen Hund. »Aber ich habe ihn sofort an den Ofen gescheucht.«
    »Sag mir bitte, was genau passiert ist.« Selbst wenn es ihr peinlich war – sie wollte, dass er sie lückenlos über ihre Rettung aufklärte. Stockend begann er zu erzählen, und auch wenn sie das meiste davon überhaupt nicht verstand, begriff sie, dass all ihre intimen Erinnerungen an diesen Mann nur ihrer Phantasie entsprungen sein mussten, wahrscheinlich eine Halluzination unter dem Einfluss dieses rätselhaften Tees, den er ihr in seiner Hütte verabreicht hatte.
    »Es gibt sicher unangenehmere Methoden«, scherzte Viktoria, »jemandem von den Toten zurückholen.«
    |201| »Das ist nicht lustig«, bemerkte Leonid ernst. Er war stehen geblieben. Sein Blick wirkte tadelnd.
    »Was ist es dann?«, erwiderte Viktoria mit einem Lächeln. »Möglicherweise unanständig?« Fragend hob sie eine Braue, doch Leonid antwortete nicht, sondern sah ihr nur in die Augen. Für einen Moment fühlte sie sich von einer seltsamen Macht ergriffen, die sie völlig überrumpelte. Ohne Ankündigung legte sie ihre Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich herab. Der Hund knurrte leise, doch das störte sie nicht weiter – zumal die Lippen des Mannes bereitwillig ihren Mund in Besitz nahmen und er ihren Kuss in einer Intensität erwiderte, die ihre Knie weich werden ließen. Seine starken Arme schlossen sich um ihren Körper, und sie spürte nicht nur seine Wärme, sondern auch seine Leidenschaft, als er sie voller Verlangen an sich presste. Fest umschlungen vergaßen sie für einen Moment alles um sich herum. Erst als das Knattern des Motorbootes zu hören war, löste sich Viktoria abrupt und atemlos aus seiner Umarmung.
    »Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst.« Ihre Stimme klang gehetzt.
    Er beugte sich nochmals zu ihr herab und vergrub für einen Moment seine Nase hinter ihrem Ohr. »Du wirst mich also nicht an Bashtiri und seine Männer verraten?«, raunte er ihr ins Haar.
    »Nein, natürlich nicht«, stieß sie hervor, während sein heißer Atem ihr eine Gänsehaut über den Nacken jagte.
    »Sehen wir uns wieder?«
    »Wann und wo?« Irritiert schaute sie zu ihm auf.
    »Bei Sonnenuntergang, vor dem Camp. Ich werde dich finden.«

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    15
    Juni 1905, Sibirien – Schicksalsschläge
    Der Sommer in Sibirien war kurz und heiß, und der angeblich rasche, leichte Krieg gegen Japan galt als endgültig verloren, auch wenn man sich das nur hinter vorgehaltener Hand eingestand. Die Stimmung des Lagerkommandanten und seiner Offiziere befand sich nicht nur wegen |202| der unglaublich hohen Verluste auf einem Tiefpunkt. Auch der politische Druck, eine außerordentliche Waffe zu entwickeln, stieg ins Unermessliche. Leutnant Subbota war kurzfristig in den Winterpalast beordert worden, um einen ersten Rapport zu liefern. Eine undankbare Aufgabe, denn außer hochtrabenden Hirngespinsten konnte er kaum etwas vorweisen. Entsprechend hart gestaltete sich das Lagerleben. Bereits im Juni kippten die einfachen Arbeiter wegen der Hitze im Kohlekontor und in der Schmiede reihenweise um. Dazu kam eine ungeheure Mückenplage, die das Leben für Leonard und seine Kameraden schier unerträglich machte. Während Pjotr und er sich meist in der

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