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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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schlug zu, doch das Holz brach sofort, während der Schmied kaum mit den Wimpern zuckte.
    Hilflos begann Leonard mit allem zu werfen, was ihm in die Finger fiel: Holzklötze, Bücher, ja sogar Stiefel und Schuhe. Doch es war nichts dabei, das Wassiljoff hätte aufhalten können. In letzter Not fasste Leonard nach einem Stuhl. Todesmutig stellte er sich Wassiljoff entgegen, dabei fühlte er sich nicht weniger unwohl, als wenn er auf einen undressierten Bär zugegangen wäre. Der Schmied jedoch grinste nur und zerschlug den Stuhl mit einer Faust. In seinen Augen glomm eine gespenstische Entschlossenheit.
    Den nächsten Schlag spürte Leonard noch schmerzhaft, doch dann schienen ihn seine Sinne zu verlassen. Er nahm nichts mehr wahr, versuchte nur noch instinktiv, seinen Kopf vor den niederprasselnden Schlägen zu schützen.
    Dann hörte er wie von ferne einen Schuss, bevor ihn Dunkelheit gnädig umfing.

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    16
    Juni 2008, Tunguska – Ecstasy
    Wanja Biborow wollte sich keinesfalls als Angsthasen bezeichnen lassen. Groß, muskulös und mit kahl geschorenem Kopf wirkte er bewaffnet und in Tarnfleckuniform auf seine Umgebung überaus einschüchternd. |211| Trotzdem fühlte er sich unbehaglich, als ihn sein Kampfgenosse Istvan, ein dunkelhaariger, nicht minder entschlossen auftretender Kosake, in einen abgelegenen Teil des Waldes führte, von wo aus das Camp nicht mehr zu sehen war. Die dicht gewachsenen hohen Tannen und das Gestrüpp darunter gehörten zu jenem Abschnitt, den ihnen Andrej Lebenov für die Patrouille zugeteilt hatte. Seit gestern Morgen streiften sie in einem Radius von zwei Kilometern um das Lager von Sergej Bashtiri und seinen Wissenschaftlern. Ihr Kommandeur wollte sicherstellen, dass kein weiterer Campbewohner einer tungusischen Jagdwaffe zum Opfer fiel. Außerdem hatte Lebenov Suchtrupps entsandt, die nach jenem geheimnisvollen Ewenken fahnden sollten, der die bewusstlose deutsche Geophysikerin unbeobachtet ins Lager zurückgebracht hatte.
    Istvan schaute sich mit verschwörerischer Miene um und machte ein Zeichen mit den Fingern, wie Wanja es nur aus kriegerischen Situationen in Tschetschenien kannte, wenn sie in der Dämmerung auf der Suche nach Aufständischen durch die zerstörten Häuserfronten geschlichen waren.
    »Was ist?«, zischte er heiser. »Hast du etwas gesehen?«
    Istvan, der fünf Meter vor ihm her lief, antwortete nicht – stattdessen legte er seinen rechten Zeigefinger auf die Lippen, was wohl so viel bedeuten sollte, dass Wanja Stillschweigen bewahrte, weil Istvan ganz in der Nähe ein Geräusch gehört hatte. Die Maschinenpistole noch fester im Anschlag als sonst marschierten sie synchron Schritt um Schritt voran. Wanja hatte seine Waffe entsichert und den Finger am Abzug, obwohl er sich nicht vorstellen konnte, was es hier geben konnte, um eine solche Maßnahme zu rechtfertigen.
    Plötzlich blieb Istvan stehen und gab ein undefinierbares Geräusch von sich. Vielleicht war es ein Gurgeln oder ein Röcheln. Wanja konnte es nicht einordnen. Der schwarze Schatten, der zwischen den lichten Bäumen hin und her huschte, versetzte ihn in höchste Alarmbereitschaft.
    »Istvan?« Seine Stimme verriet die aufkommende Panik. »Istvan?« Doch der Kamerad stand stocksteif da und wandte ihm dabei den Rücken zu.
    Mit Herzklopfen näherte sich Wanja seinem merkwürdig gestimmten Kollegen, dabei sah er sich hastig um.
    |212| »Istvan!«, stieß er noch einmal hervor. »Du machst mich nervös! Sieh mich an – was ist los?« Atemlos fasste er nach der Schulter des Gefährten, um ihn herumzureißen, damit er ihm ins Gesicht blicken konnte. In diesem Augenblick wandte sich Istvan in einer rasenden Geschwindigkeit von alleine um und glotzte ihn an. Doch es war nicht sein Kamerad, dessen Furcht einflößende Fratze sich ihm entgegen streckte. Es war eindeutig ein unbekanntes Wesen, das Wanja augenblicklich den Atem nahm. Die Augen schräg gestellt und leuchtend rot, die Zähne spitz wie die eines Hais, stieß dieses Monster ein echsenhaftes Zischen aus. Eine gespaltene bläuliche Zunge schnellte hervor, so lang, dass sie beinahe sein Gesicht berührt hätte.
    Angsterfüllt stolperte Wanja rückwärts. Fassungslos starrte er in das maskenhafte Gesicht, nicht bereit, seinen völlig verwirrten Sinnen zu vertrauen.
    »Was …?«, stieß er keuchend hervor, und während er weiter zurückwich, getraute er sich nicht, den Blick von diesem leibhaftigen Dämon abzuwenden. Wanjas Herz hämmerte hart in

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