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Schampanninger

Titel: Schampanninger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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getroffen. Hinter dem Schreibtisch saß Inspektor Dorst. Ich hatte diesem Peinsack vor Jahren die Fresse poliert und wusste, dass erwie eine Muräne darauf lauerte, zubeißen zu können. Er hatte sich erhoben, streckte die Hand aus und kam mit einem Grinsen auf mich zu, mit dem man Nüsse hätte knacken können.
    – Gossec, das nenne ich eine Überraschung!
    – Ganz meinerseits, Inspektor. Sie hatte ich hier nicht vermutet.
    – Kommissar! Treppe hochgefallen, wie wir sagen. Dazu eine neue Abteilung. Aber wer möchte schon dauerhaft mit Mord konfrontiert sein.
    Wir setzten uns. Ich griff in meine Brusttasche, Dorst hob den Finger.
    – Rauchen verboten! Worum geht es?
    Ich schilderte ihm kurz die Angelegenheit. Dorst holte sich den Fall auf den Bildschirm.
    – Tja. Die Geschichte ist eine Einbahnstraße. Wir haben Balser an diesem Abend in einer einschlägigen Kneipe aufgegriffen. Er hat sofort alles zugegeben.
    – Aber es war kein Koks, schrie ich. Nichts! Null!
    Dorst machte wieder den Nussknacker und bleckte sein Gebiss. Er genoss es, mich aus der Reserve gelockt zu haben. Er ging zu dem in der Ecke stehenden Blechschrank und holte einen Plastikbeutel heraus. Er wedelte damit vor meiner Nase herum.
    – Das ist der Rest. Das Labor musste sich ja auch etwas von Ihrem teuren Stoff abzweigen.
    Er ging zu seinem Bildschirm zurück.
    – Unsere Chemiker sind inzwischen ja ganz schön ausgebufft, unsereiner hat da echte Schwierigkeiten mitzukommen. Aber wenn ich mich nicht irre …
    Er nestelte das Tütchen aus der Plastikhülle.
    – Haben Sie schon Ihre Lebkucken für Weihnachten gebacken?
    Ich wusste nicht, worauf er hinauswollte. Er steckte mir das Tütchen in meine Brusttasche.
    – Versuchen Sie es doch damit! Könnte klappen.
    Ich hätte ihn auf der Stelle würgen können. Mühsam beherrschte ich mich.
    – Warum ist Julius dann nicht schon längst auf freiem Fuß?
    Dorst runzelte die Stirn.
    – Verdunklungsgefahr. Womöglich hat er doch noch größere Mengen anderweitig versteckt. Außerdem sind wir hier eine Behörde und kein Supermarkt, wo man nur durch die Kasse müsste. Der Haftrichter, wo wird der im Moment wohl sein? Ich habe keine Ahnung, der Mann hat doch auch zu tun. Aber wissen Sie was? Morgen Vormittag, werden Sie ihn sicher zurückbekommen – Ihren Freund.
    Er schüttelte mir die Hand und schob mich zur Tür.
    – Gossec, nehmen Sie es sportlich: Er hat versucht, sich Koks zu besorgen, und wir haben versucht, ihn einzusperren. Dann sind wir doch quitt, oder?
    Mit einer Riesenwut im Bauch fuhr ich nach Hause. Ich machte einen kurzen Abstecher in Erikas Ausschank und kippte zwei Cognacs auf den Ärger. Noch an der Theke, nahm ich das Briefchen genauer in Augenschein, das mir Dorst in die Tasche geschoben hatte. Als ich mit den Fingerspitzen darüberstrich, spürte ich eine wachsartige Oberfläche. Jetzt kam auch die Erinnerung wieder. Genau so hatte sich das Tütchen am Nikolausabend angefühlt, auch das gelbliche Papier war identisch. Das konnte ein großer Zufall sein, aber daran glaubte ich nicht. Die Quelle war dieselbe. Daraufhin gönnte ich mir noch einen Cognac und beließ esdabei, denn am nächsten Tag hatte ich wieder volles Programm.
    Die Nachricht, die mein Anrufbeantworter gespeichert hatte, war heftig. Es war wohl die Retourkutsche auf meinen patzigen Hinweis. Ein näselnder Kerl mit Namen Emmelmann, unüberhörbar Anwalt, wies süffisant darauf hin, dass die Videokamera des Weißbräu eindeutige Bilder zeige, zwar ein wenig dunkel, doch deutlich erkennbar Herrn Gossec. Wenn ich also daran interessiert sei, die Sache beizulegen, dann möge ich einen Termin in seiner Kanzlei vereinbaren.
    Schöne Bescherung! Nun wurden doch noch zwei Cognacs fällig. Vernünftig war das nicht, aber souverän ist der Mensch nur in freier, manchmal hochprozentiger Verausgabung, in der er Dinge tut, die er definitiv nicht tun sollte.

26
    Morgens um sieben Uhr stand Julius vor meiner Tür.
    – Ich habe schon gehört, dass du versucht hast, mich rauszuhauen. Wenigstens auf dich kann man sich verlassen.
    Er kam herein, setzte sich in der Küche auf einen Stuhl und stierte den Boden an wie ein kurzsichtiger Adler.
    – Was du da geliefert hast, sagte ich, ohne Worte!
    Deprimiert nickte er. Ich machte einen Kaffee.
    – Ich habe jetzt erst mal Urlaub genommen. Kann ich was für dich tun, du hast doch sicher Aufwand und Ärger wegen mir gehabt?
    – Klar, erwiderte ich. Aber nicht ganz erfolglos.
    Ich zog

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