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Schampanninger

Titel: Schampanninger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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und sogar seine Tante übers Ohr gehauen hätte, weil er selbst süchtig war.
    – Um wie viel ging es?
    – Ein paar Gramm. Was man eben so für den Abend braucht.
    – Und das habt ihr aus der Vereinskasse bezahlt?
    – Ja.
    – Also raus jetzt, ich habe zu tun.
    Edi stand auf und verschwand. Grußlos, das war aber auch besser so.
    Adieu Weihnachtsgeschäft! Ich klemmte mir den Totschläger in den Hosenbund.

23
    Ein Drogenproblem hat es in München noch nie gegeben, weil man sich den Weltruf des Münchner Biers von niemandem versauen lassen möchte, weil Kokaineskapaden auf Prominentenpartys Ausnahmefälle sind, die wegen der medialen Aufmerksamkeit wilder erscheinen, als sie sind, und weil bei jeder Ansammlung von mehr als drei Junkies an einem unserer schönen Plätze die ganze Szene so lange um die Höfe gejagt wird, bis sie wieder so unsichtbar ist, wie sich das gehört. Aber in Haidhausen gab es eine Kneipe, in der man zumindest fragen konnte, wo Mogli steckte.
    Die Zeiten von wegen Bewusstseinserweiterung durch Drogen sind lange vorbei, heute nimmt man sie, weil man sie braucht und weil man sich aus dieser tristen Welt verabschieden möchte. Dementsprechend nüchtern war die Kneipe, in der ich Mogli anzutreffen hoffte, mit dem Charme einer abgenudelten Bahnhofsschenke, man ist ja nach woandershin unterwegs.
    Der Erstbeste, den ich ansteuerte, saß auf der Bank und blätterte zu seinem Bier in einem Reisemagazin herum. Mit seiner pockennarbigen Fresse konnte er auch außerhalb der Faschingszeit als Kraterfeld gehen, was ihn jedoch nicht davon abhielt, pampig zu werden.
    – Warum sollte ich einer Type wie dir auf die Nase binden, wo Mogli steckt, sagte er.
    Wenn ich so viel Druck unter der Schädelplatte habe, sollte mir niemand blöd kommen. Vor allem wenn er zu erkennen gab, dass er wusste, was ich hören wollte. Ich legte den Totschläger an meinem Hosenbund frei.
    – Weil ich die Info sonst aus dir herausklopfe.
    Er schoss hoch, wahrscheinlich, um irgendwelche Kumpane zu Hilfe zu rufen. Ich haute ihm mit der Rute in die Kniekehlen, und er sank mit schmerzverzerrter Miene auf die Bank zurück.
    – Wo steckt er?
    – Zu Hause.
    – Adresse?
    Dass solches Gelichter in der Franziskanerstraße wohnt, wenn auch im Rückgebäude, wirft kein schönes Licht auf diesen Orden.
    – Du hältst jetzt die Fresse, trinkst dein Bier und vergisst den ganzen Vorfall. Wenn du auch nur ansatzweise Ärger machst, hau ich dir die Hucke voll.
    Er nickte. Schon war ich wieder draußen.

24
    Das Haus in der Franziskanerstraße war schnell gefunden. Durch einen modrigen, nach Urinstein riechenden Hausgang kam ich in den Hinterhof. Die Tür unten war offen, geklingelt hätte ich ohnehin nicht, es war immer klüger, sich direkt vor der Wohnung einen Eindruck zu verschaffen, ob jemand da war. Hier im Haus wurde zweifellos engagiert gekocht, im Parterre umwehte einen der Dunst von frittiertem Fisch, ab dem ersten Stock mischten sich ebenso fette Aromawolken von Schweinebraten dazu.
    In der dritten Etage stand ich schließlich vor Moglis Bude. Dass er da war, war nicht zu überhören. Die Wohnungstür pulsierte wie das Fell eines Basstöners. Ich klingelte und klopfte kräftig an. Nach einiger Zeit wurde die Musik drinnen abgestellt, aufmachen wollte mir dennoch niemand, man zog es vor, sich tot zu stellen. Ich prüfte das Schloss, typisch Altbau, wäre ein Fall für die Scheckkarte gewesen, aber ich hatte solide Stiefelsohlen: Ein Tritt und der Zugang war frei.
    Da hatte sich Mogli einen Junggesellentraum hingezaubert, wie man ihn sonst nur noch in italienischen Motorrollerwerkstätten vorfindet. Die thematische Konzentration auf Frauen und Fahrzeugtechnik war unübersehbar. Leder, Lack und Chrom mit und ohne Frauen, so musste es sein, das Hobby ging beim Mann schließlich vor.
    Auch wenn fremde Wohnungen mit solchen Überraschungseffekten in der Ausstattung aufwarten konnten, war man gut beraten, sich nicht schutzlos hineinzuwagen. Meinen Totschläger hielt ich bereits in der Hand, und das war auch gut so, denn Mogli kam aus dem angrenzenden Zimmer gestürzt. Er trug nicht mehr als purpurfarbene Boxershorts, was sein schwarzes Brustfell schön zur Geltung brachte, das am Hals fast übergangslos in einen Dreitagebart überging. Geräuschvoll und mit theatralischer Geste klappte er ein Butterflymesser auf.
    – Na komm her, schrie er, ich schlitz dich auf.
    Typen mit Butterflymessern sind Blender. Wenn das Ding aufgeklappt ist, ist

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