Schampanninger
die Nummer auch schon zu Ende. Im ausgefahrenen Zustand hast du massive Probleme, eine Orange damit zu schälen. Ein kurzer Kick mit meiner Stahlrute genügte, ihm das Ding aus der Hand zu schlagen. Ich deutete einen scharfen Hieb an und zog den Totschläger pfeifend durch die Luft.
– Lass den Scheiß, Mann!
Mogli flüchtete und zog sich in das Zimmer zurück. Dort kreischte jemand auf. Ich setzte nach. Eine weißblonde, junge Frau lag auf einem Bett, das wie eine Felloase in der Mitte des Raumes platziert war. Mogli hatte sich eine Wasserflasche gegriffen und machte Anstalten, auf mich loszugehen. Jetzt wurde es mir doch zu bunt, ich zog ihm einen Striemen über den Handrücken, er heulte auf, und ich hatte alle Zeit der Welt, ihm einen Schlag in die Rippen zu versetzen, der ihn auf das Polster sinken ließ. Nun versuchte die Blondine, die Flucht anzutreten, sie kroch auf allen vieren zur anderen Seite des Betts. Dort lag auf einem orientalischen Rauchertischchen ihr Handy.
– Finger weg. Lass das, sagte ich.
Sie krümmte sich auf dem Bett zusammen. Ich angelte mir ihr Handy. Das Teil war ein Mädchentraum, rosa lackiert, chromverziert und strassbesetzt, dazu mit einer Perlenschnur-Schlaufe. Rosa schien überhaupt ihre Lieblingsfarbe zu sein. Slip und BH, mehr trug sie nicht, waren erdbeerflipfarben. Die Körbchen wurden von weißer Spitze abgeschlossen, als würde sie da oben Törtchen mit sich herumtragen.
– Zieh dich an und mach keinen Ärger, sagte ich.
Ich machte eine Bewegung, als würde ich ihr Handy unter meiner Stiefelsohle zermalmen.
– Sonst trete ich dein Herzensstück in Kleinstteile.
Tränenerstickt, aber tapfer nickte sie. Sie raffte ihre Kleidung zusammen und wieselte in die Küche.
– Lass die Tür auf, dass ich mitkriege, was du da treibst, rief ich ihr hinterher.
Sie gehorchte.
Mogli hatte aufgegeben, er markierte den toten Mann.
Ich warf ihm seinen schwarzen Bademantel zu.
– Setz dich. Ich will mit dir reden.
Er schlüpfte in das flauschige Teil und nahm auf dem Hocker Platz.
– Also erzähl mal, wie war das mit Julius Balser, dir und dem Koks?
Mogli schaute mich mit traurigen Augen an.
– Scheiße, Mann, ich wollte das nicht. Echt. Aber der Typ steht plötzlich da, sagt, ich will Koks. Hey Mann, wozu braucht so ein Kiffer wie du Koks, frage ich. Er sagt nichts. Logisch, denke ich. Der Typ will dealen. Ist doch Scheiße, Mann. Vermasselt das Geschäft. Okay? Machst du doch lieber selbst, oder? Dann musst du ihm zeigen, wo es langgeht …
Wie andere Hängehosen radebrechte auch Mogli mit der zunehmend hysterischer werdenden Kopfstimme eines Klageweibs. Wenn man ihn nicht stoppte, würde er nun den unerträglichen Frequenzbereich eines Handmixers erreichen.
– Jetzt halt mal die Luft an und mach dich locker. Wer soll denn dieses unzusammenhängende Gewäsch verstehen? Was hast du ihm verkauft, wie viel und was hast du dafür eingesteckt?
Mogli ließ den Kopf sinken.
– Okay, ich habe meine Kunden, war schon ziemlich knapp und hatte nichts für ihn, wollte aber die Kohle.
Das klang nach einer ziemlich guten Nachricht.
– Was war in dem Tütchen?
– Das Übliche, was wir Typen andrehen, die neu in der Szene sind.
Ich verstand. Er hatte Julius geleimt und ihm ein Pülverchen verkauft, mit dem er sich zwar eine Backpulver-Aspirin-Schorle mixen konnte, aber nichts weiter.
– Sehr gut, sagte ich und klopfte ihm auf die Schulter. Wenn es nötig ist, komme ich darauf zurück.
– Bullen, fragte er ängstlich.
Ich zuckte die Achseln.
– So und jetzt rückst du die Kohle heraus, die du ihm für den falschen Stoff abgeknöpft hast.
Er ging zu seiner Hose und zog Geldscheine aus der Tasche, von denen er drei abzählte und mir auf die Hand legte.
– Dreihundert. Mehr war nicht.
Ich legte das Handy auf die Felldecke zurück und machte mich vom Acker.
25
Ich war froh, dass ich mich auf die Pirsch gemacht hatte. So wie die Dinge standen, würde Julius ohne Beanstandung freikommen. Man musste den Herren in der Ettstraße nur Bescheid sagen. Ich war ohne Verzug in die Innenstadt unterwegs, um diesen trotteligen Bären auszulösen.
An der Pforte sagte ich, dass ein Freund von mir hier einsitze und ich wichtige Angaben zur seiner Entlastung vorzutragen hätte. Der Pförtner telefonierte, ich machte Winkewinke in die Videokamera und dann durfte ich hoch ins Drogendezernat. Als ich das Zimmer betrat, dessen Nummer man mir gegeben hatte, hätte mich fast der Schlag
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