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Schandtat

Titel: Schandtat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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wenn die Kiefer zuschnappen und die Krallen ihr das Fleisch wegreißen, hing auch über ihm eine dunkle Wolke der Resignation. Diese starrenden Augen, die nur darauf warteten, dass es endlich vorbei war. Als hätte er gewusst, dass so etwas geschehen würde, und als sei es zudem ganz natürlich, dass es ihm geschah.
    Diese ganze Sache machte mich echt krank. Ich hatte schon Typen gesehen, die während einer Rauferei auf Raves und Partys Tritte an den Kopf bekommen hatten und sogar ins Koma gefallen waren, aber das war mir nie so nahe gegangen. Diesmal jedoch hatten die beiden Löwen ihr Opfer allein zum Zeitvertreib gerissen, und ich hatte nur dagestanden und zugesehen.
    Kurz vor dem Abendessen ging ich noch einmal hinaus und setzte mich auf die Veranda.
    »Danke.«
    Ich drehte mich um. Velveeta stand am Zaun. Er hatte eine dicke Beule auf der Stirn. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also sagte ich, was mir gerade in den Sinn kam. »Warum haben die das gemacht?«

    Er zuckte die Achseln. »Die haben doch nur rumgeblödelt. Du weißt schon, Jungskram.«
    »Nein, weiß ich nicht.«
    Er zeigte mir ein Grinsen, aber es war nicht ganz echt. »Ach was, Jungs untereinander machen solche Sachen eben. Zum Teufel, ich hab’s doch sogar selbst schon gemacht.«
    Ich sah ihn an. »Meinst du etwa, ich merk nicht, wenn mir jemand Scheiße erzählt?«
    Er wurde rot und schaute am Zaun entlang. »Okay, schön. Vielleicht hab ich’s nicht gemacht, aber es war doch nur ein Witz. Das ist alles. Sie treiben halt manchmal ihre Späßchen mit mir.«
    »Das war kein Spaß mehr.«
    Für einen Moment zog er ein langes Gesicht. »Na ja, du hättest mir von vornherein nicht folgen sollen, also geht es dich sowieso nichts an.«
    Ich schüttelte den Kopf und dachte an die Antilope. »Warum hast du dich nicht gewehrt?«
    Er zuckte abermals die Achseln und wandte den Blick ab.
    »Dir ist schon klar, dass sie immer weitermachen werden, oder?«
    Er lächelte. »Ich schätze, es gibt mehr als nur eine Art zu kämpfen.«
    »Was soll das nun wieder heißen?«
    Sein Grinsen wurde breiter. »Das würdest du wohl gern wissen, was?«
    Das Letzte, wofür ich mich interessierte, war noch mehr von diesem Macho-Gelaber. »Eigentlich nicht.«
    Sein Grinsen verschwand.
    »Was hatte es mit diesem Zettel auf sich?«

    Er trat von einem Fuß auf den anderen. »Es war ein kurzer Brief.«
    »Von wem?«
    Er seufzte. »Du lässt einfach nicht locker, oder?«
    »Es war doch alles nur ein Spaß, richtig? Also erzähl’s mir.«
    Er hob die Schultern und blickte die Straße hinunter. »Es gibt da dieses echt heiße Mädchen in der Schule. Ihr Name ist Anna Conrad. Sie hat ihn geschrieben.«
    »Was stand drin?«
    »Spielt keine Rolle.«
    »Erzähl’s mir.«
    Er lachte schallend. »Oh, Mann. Es stand drin, dass sie mich mag und solche Sachen, aber dass sie nicht zu mir kommen und es mir sagen könne. Sie hat mich gebeten, sie nach der Schule auf dem Grundstück zu treffen, damit wir reden können. Es war ein Witz, das ist alles. Haha. Ich bin der Dumme. Na und?«
    Anna Conrad bekam sofort einen der obersten Plätze auf meiner Hassliste. Mädchen wie sie kannte ich so einige. »Ich dachte, du hättest eine Freundin.«
    Er lächelte kleinlaut. »Anna Conrad ist wirklich sehr hübsch.«
    »Schwein.« Das kam ganz automatisch heraus, und ich bereute es noch in der Sekunde, in der ich es gesagt hatte, weil mir einfiel, dass einer der Typen ihn ›Wüstenschwein‹ genannt hatte. Außerdem war mir längst klar, dass er zu Hause keine Freundin hatte, es sei denn, eine mit vier Beinen und einem weißen Puschelschwanz.
    Für einen Moment fiel ein dunkler Schatten über seine
Augen, doch der verschwand genauso schnell, wie er gekommen war. »Ich sage immer, einen Versuch ist es wert. Ein Mann muss sich alle Möglichkeiten offen halten.«
    Genau in diesem Moment kam mein Dad durch die Tür. Er sah Velveeta an. »Hallo, Andrew. Wie war der erste Schultag?«
    Das blöde Grinsen kam zurück. Wie eine bescheuerte Blondine, die möglicherweise doch nicht so bescheuert war. »Sehr schön, Mr Holly. Zurück zu den Büchern, so sagt man doch, oder?«
    Dad lächelte. »So sagt man, ja.« Er sah mich an. »Das Abendessen ist fertig, Poe.« Er nickte Velveeta zu und ging wieder hinein.
    Ich stand auf und betrachtete Velveeta. Irgendetwas an diesem Typen ließ mich gern in seiner Nähe sein. Vielleicht lag es daran, dass er Dinge sagte, die andere Leute nicht sagten. Ich musterte ihn noch

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