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Schandtat

Titel: Schandtat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Velveeta konnte nur mit knapper Not aus dem Haus entkommen.«
    »Oh.«
    Er drehte sich zu mir um, und das Leder seines Stuhls knarrte. »Hör zu, Poe, Velveeta hat einige Probleme, mit
denen er sich beschäftigen muss, und ich bitte dich, in seiner Nähe vorsichtig zu sein. Das bleibt unter uns, okay? Hier spricht der Dad.«
    »Was ist passiert?«
    Er lehnte sich zurück. »Velveeta hat sich, praktisch seit er ein kleiner Junge war, um sich selbst gekümmert, Poe, und das führt zu emotionaler Verwirrung. Wenn ein Kind in dem Ausmaße missbraucht und vernachlässigt wird wie er, dann kann es schon mal zu Kurzschlüssen kommen. Insbesondere in Bezug auf Beziehungen.«
    Ich runzelte die Stirn. »Er hat also eine schwere Kindheit gehabt, und ich sollte mich besser von ihm fernhalten? Ist es das, was du sagst?«
    »Nein, das sage ich nicht. Ich sage, dass ich mir Sorgen um dich mache. Velveeta ist sehr passiv-aggressiv und kann zudem recht manipulativ sein.«
    Ich lachte. »Du meinst, er hat gelernt, wie er in einer Welt überlebt, die ihn beschissen hat? Und wer ist denn bitte nicht manipulativ? Wer schützt sich selbst denn nicht auf jede erdenkliche Art und Weise?«
    Er lächelte, dann gab er mir nickend recht. »Im Grunde genommen, ja. Er hat ein gutes Herz, Poe, aber man hat ihm nie die Gelegenheit gegeben, zu lernen, wie man damit umgeht.«
    »Also, du sagst, dass man ihm die Gelegenheit geben müsse, zu lernen, wie man einen Freund hat, aber ich sollte nicht diejenige sein, die ihm eine Chance gibt.« Ich zuckte die Achseln. »Das ist doch totaler Schwachsinn.«
    »Nein, ist es nicht. Das ist ein besorgter Vater mit Prioritäten, und du stehst ganz oben auf der Liste.«

    Ich sah ihn an, und mein Ärger verebbte. »In Ordnung. Aber ich werde nicht auf ihn scheißen, wie es alle anderen Leute in dieser Stadt tun.«
    »Wie bitte?«
    Ich erzählte ihm, was am Nachmittag geschehen war. »Diese Typen sind Arschlöcher.«
    »Ich wusste zwar, dass Velveeta gehänselt wird, aber …« Er hielt inne. »Wer waren die Jungs?«
    »Ich weiß es nicht, aber du kannst da jetzt sowieso nichts unternehmen. Ich hab es dir als meinem Dad erzählt, nicht dem Schultherapeuten.«
    »Poe …«
    »Auf keinen Fall. Wenn er es während einer eurer Palaversitzungen zur Sprache bringen will, schön, aber ansonsten kannst du mir das nicht antun.«
    Er nickte. »Verstehe. Was ich in diesem Haus höre, bleibt unter uns. Und das Gleiche gilt auch für dich. Abgemacht?«
    »Abgemacht.«
    Ich aß mein Abendessen, und wir sahen uns für ein paar Minuten die Nachrichten an. Als Dad fertig war, wischte er sich den Mund ab und klopfte auf seinen Bauch. »Satt.«
    Ich nahm noch einen Bissen von dem Huhn. »Bin auch fast so weit.«
    »Du isst ganz schön viel.«
    »Ich bin nicht fett.«
    »Nein, ich sage ja nur, dass du für jemanden, der so klein ist, wirklich eine ordentliche Portion verdrücken kannst.«
    Ich lachte. »Ich bin noch im Wachstum.«
    »Hast du Mrs Baird heute getroffen?«

    Eigentlich hatte ich gehofft, dass er dieses Thema nicht zur Sprache bringen würde. »Ja.«
    »Wie ist es gelaufen?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Nicht so gut?«
    »Hängt davon ab, wen du fragst.«
    »Was ist passiert?«
    »Sagen wir einfach, ich bin nicht im Chor.«
    Er legte die Stirn in Falten. »Ich mag kein guter Kritiker in puncto Gesang sein, aber ich kann nicht glauben, dass du da nicht genau hineinpasst.«
    Ich verdrehte die Augen. »Und ob ich da nicht reinpasse, ganz sicher nicht.«
    »Hast du ihr vorgesungen?«
    Ich nickte.
    »Was hat sie gesagt?«
    »Sie hat gesagt, ich hätte die umwerfendste Stimme, die sie je gehört hätte.«
    Er runzelte die Stirn. »Was verstehe ich daran dann nicht? Du hast dich dagegen entschieden?«
    »Jep.«
    »Warum?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich will nicht darüber reden.«
    »Ich dachte, wir …«
    »Hatten wir auch, und ich hab mich dran gehalten. Ich bin hingegangen und hab’s mir angesehen. Und damit hat sich’s.«
    Er räusperte sich, dachte nach und nickte dann. »Gut, dann danke ich dir, dass du es dir angesehen hast.«
    Das war so neu für mich. Meine Mom hätte mich so
lange genervt, bis ich die Geschichte ausgespuckt hätte, und dann hätte sie ein ganzes Leben darauf verwandt, mir zu erklären, warum ich nichts richtig machen konnte. »Sie hat mich auf die Palme gebracht.«
    »Wie das?«
    »Das Übliche. Nachdem ich in den Raum gekommen war und sie beschlossen hatte, dass ich nicht so aussah, als

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