Schandtat
Sportarten an.«
»Was ist damit?«
»Wie hat sich die Skateboard-Mannschaft der Benders High im letzten Jahr geschlagen?«
Er runzelte die Stirn. »Es gibt keine Skateboard-Mannschaft.«
Ich zuckte die Achseln. »Mir sind an nur einem einzigen Schultag mindestens fünfzehn Typen mit ihren Brettern begegnet.«
»Poe …«
»Das Einzige, was ich gesehen habe, war ein ganzer Batzen Schilder rund um den Campus mit der Aufschrift SKATEBOARD FAHREN VERBOTEN. Warum?«
»Das ist alles eine Versicherungsfrage. Wenn jemand verletzt wird …«
»Ganz genau. Aber bei den Jungs, die jeden Tag auf dem Parkplatz Baseball spielen, wäre es doch auch eine Versicherungsfrage. Es müssten Schilder mit der Aufschrift BASEBALL SPIELEN VERBOTEN aufgestellt werden«, sagte ich und lächelte dann. »Aber ich schätze, die Schule zahlt sich dumm und dusselig, damit die Baseballspieler sich wie etwas ganz Besonderes fühlen. Sie haben eine Mannschaft, ein richtiges Baseballfeld, ihre eigenen Trikots und alles, was dazugehört.«
»Baseball ist unser Nationalsport, Poe. Ich bitte dich.«
Ich drohte ihm lächelnd mit dem Finger. »Ich sage ja nicht, man sollte Baseball abschaffen, Dad. Ich sage aber, man sollte die Tradition nicht als Ausrede benutzen, um Sportarten mit letztendlich mehr Teilnehmern einfach zu ignorieren. Es gibt wesentlich mehr Skateboarder in Highschools als Baseballspieler, und was tut die Benders High? Teufel auch, sie ignorieren sie nicht nur, sie machen das Skateboardfahren sogar noch zu einem Verstoß gegen die Regeln. Allein aus reiner Cliquenwirtschaft bekommt eine Sportart, die beliebter ist als Baseball, null Unterstützung oder Geld.« Ich zuckte die Achseln. »Genau die Leute, die sagen, wir seien alle gleich, zeigen jedem Einzelnen deutlich, dass wir es nicht sind. Wenn das keine negativen Vorurteile schafft, dann weiß ich auch nicht.« Ich zögerte. »So war es auch heute mit dem Chor.«
»Inwiefern?«
Ich deutete auf mich selbst. »Sieh mich an, okay? Ein ehrlicher Mensch würde zu dem Schluss kommen, dass ich eine Gegenkultur auslebe. Dass ich vielleicht rebellisch bin. Eine unabhängige Denkerin und eine allgemeine Nervensäge, richtig? Tja, dreimal darfst du raten. Das bin ich, und ganz ehrlich, einer der Gründe, warum ich so aussehe, ist der, dass ich genau auf diese Weise beurteilt werden will, und ich kann damit umgehen. Aber wieso muss daraus dann gleich folgen, dass ich weder Talent hätte noch Ziele oder Ambitionen? Diese Frau hat mich zwar angesehen und die richtigen Schlüsse gezogen, Dad, aber dann hat sie mir den gleichen Mist angehängt, mit dem die Schule Skateboarder verurteilt. Das Ganze strotzt förmlich vor Heuchelei. Und die Lösung der Schule für das Cliquenproblem besteht
schlicht und ergreifend darin, uns zu raten, wir sollten besser keine Urteile fällen, da wir ja alle gleich seien, was total dämlich ist. Ich will anders sein, aber irgendwie bedeutet mein anderes Aussehen scheinbar, dass ich nicht in der Lage bin zu singen. Wer hat sich nun also von Vorurteilen leiten lassen, Herr Therapeut? Ich oder meine Lehrerin?«
Er schüttelte den Kopf. »Aber du kannst nicht einfach alles auf andere Leute schieben, Poe. Dein Verhalten hatte wahrscheinlich auch etwas mit ihrer Beurteilung deiner Person zu tun, und das ist nur fair.«
Ich verdrehte die Augen. »Wenn du jemandem wieder und wieder sagst, er sei nichts wert, wird er dich für gewöhnlich nicht gerade mögen. Vielleicht würde ich sie anders behandeln, wenn sie mich anders behandelt hätte.«
»Aber die Leute tun das eben nicht immer, Poe. Du kannst nicht erwarten …«
»Ich rede hier nicht von jedem Hans und Franz auf der Straße! Mit denen werde ich fertig. Ich rede von den Leuten, die angeblich im Leben von Kindern existieren, um Kindern zu zeigen, wozu sie fähig sind! LEHRER!« Ich grinste breit.
»Es ist ein ganz natürliches menschliches Wesensmerkmal, dass wir andere Leute bestimmten Kategorien zuordnen, Poe. Wer nicht den Normen entspricht, wird eben strenger beurteilt. Mrs Baird hat genau das Richtige getan, nachdem du gesungen hast. Sie hat dir erklärt, dass es keine Rolle spielt, wie du aussiehst, und dass du willkommen bist. Sie hat ihre Entscheidung einzig aufgrund deines Talents gefällt.«
»Was, wenn ich nicht gewusst hätte, dass ich gut bin? Was, wenn ich unsicher gewesen wäre? Ich wäre schnurstracks
wieder aus diesem Raum spaziert, ohne zu singen, Dad, und ich bin überzeugt davon, dass es
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