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Schandtat

Titel: Schandtat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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erwähnen, was Velveeta zugestoßen war.

    Theo trug heute ein Iron-Maiden-T-Shirt und sah richtig süß aus. Er warf mir einen Blick zu. »Warum? Hast du dich in ihn verknallt?«
    »Wohl kaum. Wollt’ ich nur mal wissen.«
    Er lachte. »Wie du meinst.«
    »Was wäre, wenn ich doch in ihn verknallt bin?«
    Er schüttelte den Kopf. »Dann hast du eine nette Art, es zu zeigen. Ich hab gesehen, wie du ihm den Finger gezeigt hast.«
    Wir gingen weiter.
    »Ist irgendwas passiert, dass du ihm den bösen Finger hingehalten hast?«
    »Nein.«
    »Klasse. Ich liebe Leute, die Fremden ganz willkürlich den Stinkefinger zeigen.«
    »Er hat nicht mir etwas getan. Jemand anderem.«
    Er seufzte. »Velveeta.«
    »Woher weißt du das?«
    »Da gibt es nichts, was man nicht wissen könnte. Colby Morris betreibt das als eine Art Sport.«
    »Ein Sport, auf ihm herumzuhacken?«
    Er nickte. »Seit Velveeta letztes Jahr herkam, treiben ein paar von den Jungs ihre Späße mit ihm. Der Knabe zieht solchen Scheiß aber auch einfach an.«
    »Die ganze Schule ist darin verwickelt?«
    Er lächelte. »Ja, aber es kommt hauptsächlich von Colby. Und über die Geschichte auf dem unbebauten Grundstück tratscht die ganze Schule. Die Sache mit dem Brief. Velveeta ist der Witz des Tages.«
    Ich runzelte die Stirn. »Dabei hatte ich gerade angefangen, dich zu mögen.«

    »Was hab ich getan?«
    »Du findest es lustig.«
    »Nein, ich finde es erbärmlich, aber sieh dir den Jungen doch mal an, Poe. Er schreit förmlich danach, dass diese Jungs auf ihm herumtrampeln, und Colby Morris ist in dieser Hinsicht ein Naturtalent. Jetzt zumindest. Früher war er ziemlich cool.«
    »Und du sitzt einfach nur da und lachst.«
    »Nein, das tu ich nicht. Aber man kann auch nichts daran ändern. Gott, in manchen Wochen passiert so was jeden Tag.«
    »Mag sein, aber deswegen braucht es mir noch lange nicht zu gefallen.«
    Er grinste. »Na, dann könntest du dir ja vielleicht ein wenig Heiligenscheinpolitur von Colby borgen, Mutter Teresa.«
    »Das ist echt total uncool, Theo. Du brauchst dich gar nicht darüber lustig zu machen.«
    Er lächelte. »Jetzt hol erst mal tief Luft. Mir gefällt das Ganze auch nicht, aber was soll ich machen? Mit Mr Halvorson darüber reden? Einen Sitzstreik gegen Belästigungen aller Art veranstalten? Himmel, Poe, diese Schule war wie ein Vakuum, das nur auf einen Jungen wie Velveeta gewartet hat. Man kann es nicht aufhalten.«
    »Und ich nehme an, die Schule unternimmt rein gar nichts.«
    »Sieh dich doch um. Du bist hier im Amt für Wasserstandsmeldungen gelandet. Wenn das Problem keine Rolle spielt, gibt es auch kein Problem.«
    »Na, klasse.«

    »Hör zu, wenn der Umstand, dass mein Dad der Bürgermeister ist, mich etwas gelehrt hat, dann, dass unser System aus einem bestimmten Grund so funktioniert. Das System ist nicht einfach nur zufällig böse. Es ist die allgemeine Weltanschauung.«
    »Weltanschauung?«
    »Ja. Wir sind keine Individuen, Mädchen. Wir sind eine Einheit. Die Philosophie kollektiver Verkorkstheit. Verstehst du? Wenn sich die Einheit als Ganzes cool verhält, wie es die als Benders High bekannte Einheit tut, gibt es keine Probleme. Velveeta ist nichts als ein winziger Defekt in einem System, das vernunftlose Weltdörfler produziert, die als leistungsfähige Mitglieder der Gesellschaft gelten sollen. Karl Marx hatte gar nicht mal so unrecht, weißt du? Lass sie ein paar Tests schreiben, sag ihnen, wo ihre Stärken liegen, und zack, schon hast du deine Arbeiterschaft. Velveeta ist nur eine geringfügige Ablenkung von der eigentlichen Arbeit, nämlich Roboter zu erschaffen.«
    »Du klingst wie ein Anarchist.«
    »Besser als ein Kommunist zu sein.«
    »Stimmt. Aber wir brauchen die Schule, um, ähm, lesen zu lernen?« Fast wäre ich vor Scham rot angelaufen. Verteidigte Poe Holly tatsächlich eine Institution? Ich kam zu dem Schluss, dass Theo ziemlich abgehoben war und wieder zurück auf den Boden geholt werden musste. Neben ihm sah ich in puncto Gegenkultur aus wie eine Primel.
    »Die Schule ist genau wie die Kirche. Im Kern sind beide gut, erst all die dummen Dinge machen sie so dumm.«
    »Genial, Theo.« Ich verdrehte die Augen. »Dumme Dinge machen doch wohl generell Dinge dumm.«

    »Gut, dann sind wir uns ja einig. Heißt das, ich kann dich nach der Schule zu einem Burger einladen?«
    »Bittest du mich um ein Date?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich halte nichts von Dates. Ich halte mehr von zwanglosen Begegnungen

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