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Schandtat

Titel: Schandtat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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lächelte. »Außerdem ist es sicher hilfreich, dass ihre Mom zu der dreiköpfigen Jury gehört, die jedes Jahr die Solisten aussucht.«
    »Dann ist Anna also nur durch Vitamin B im Chor?«
    »Wenn sie keine Stimme hätte vielleicht, aber sie hat ein gewaltiges Organ.«
    Ich dachte darüber nach, was Mrs Baird zu mir gesagt hatte. Sie war sich darüber im Klaren gewesen: Wenn ich den Platz angenommen hätte, wäre Anna die zweite Solistin gewesen, und offensichtlich hatte Mrs Baird keine Angst davor, das mit Annas Mutter zu regeln. Ich betrachtete wieder Velveeta. »Hey, Velveeta!«
    Er drehte sich um.
    »Etwas langsamer, okay?«
    Er wurde tatsächlich langsamer, und wir gingen alle zusammen weiter. Theo hüpfte auf die Bordsteinkante und balancierte im Gehen darauf entlang. »Ey, Mann, tut mir echt leid.«
    »Was tut dir leid?«
    »Dass Anna Conrad da aufgetaucht ist.«
    Er runzelte die Stirn, zwischen den beiden herrschte definitiv eine gewisse Spannung. »Hast du mir was zu sagen?«
    »Ich mein, wegen des Briefs und so. Einfach schlechtes Timing.«
    Velveeta blickte auf seine Füße. »Welcher Brief?«
    Ich stieß Theo an, und er kapierte sofort. »Nichts, Mann.
Kein Problem. Diese Burger sind so riesig, dass ich sowieso nur die Hälfte essen kann.«
    Wir kamen zu unseren Häusern, und Velveeta winkte nur kurz, ging seine Einfahrt hinauf und verschwand im Haus. Der Volvo war nicht da, Dad erledigte wohl noch irgendetwas nach der Schule, und plötzlich standen Theo und ich allein auf der vorderen Veranda. Wir setzten uns, und einen Moment später nahm Theo unser Gespräch wieder auf. »Also, gefällt es dir hier?«
    »Es ist okay.«
    Er nickte. »Ich wollte immer in Los Angeles leben.«
    Ich lachte. »Ja. Die Stadt ist cool. Ich vermiss sie.«
    »Viele Freunde?«
    »Nein, eigentlich nicht. Nur ein paar gute.«
    »Muss hart sein, hierher zu kommen. Mit deinem Dad und so.«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich hab ihn eigentlich nie gekannt. Er ist anders.«
    »Er ist cool«, sagte Theo.
    Ich drehte mich zu ihm. »Findest du?«
    »Ja. Mit meinem Dad kann man nicht richtig reden. Sobald man was sagt, redet er einen in Grund und Boden. Das ist der geborene Anführer in ihm. Zumindest behauptet er das.«
    »Er scheint witzig zu sein.«
    »Ist er auch. Er ist große Klasse. Aber er ist wie ein Elefantenbulle im Porzellanladen.«
    »Mein Dad ist dafür wie eine Mücke im Zimmer. Und irgendetwas wirklich Echtes aus ihm herauszubekommen, ist so mühsam, wie rostige Nägel aus’nem Baum zu ziehen.«

    »Oberflächliches Therapeutengequatsche?«
    »Ja. Wenn er redet, hab ich manchmal das Gefühl, ein Lehrbuch zu lesen.«
    »Was macht deine Mom?«
    »Geht mir aus dem Weg.«
    »Ach, echt?«
    »Sie ist Chirurgin. In Südamerika, um dort ein Jahr lang Menschen zu retten.«
    »Wow, nicht schlecht.«
    »Wenn man gern das Richtige aus den falschen Gründen tut, sicher.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Das heißt, dass meiner Mom die Leute in Südamerika in Wahrheit rein gar nichts bedeuten. Sie interessiert sich nur für sich selbst und dafür, wie sie vor ihren hochnäsigen High-Society-Ärztefreunden dasteht.«
    Er runzelte die Stirn. »Hör mal, Poe, mein Dad ist Politiker. Deine Mom ist Ärztin. Sie rettet Menschenleben.«
    Ich funkelte ihn an. »Fang bloß nicht so an, okay? Mir ist total egal, was sie ist.«
    »Hoppla. Gefahr in Verzug. Wollte dir bestimmt nicht zu nahe treten.«
    »Ich weiß. Ich will einfach nicht darüber reden, okay?«
    Theo nickte, und just in diesem Augenblick bog der Volvo um die Ecke. Theo stand auf. »Hör zu, ich muss los, und außerdem kann ich mich in der Öffentlichkeit echt nicht mit dem Schultherapeuten sehen lassen.« Er lächelte. »Ich hab schließlich einen Ruf zu wahren.«
    Ich lachte. »Angsthase.«
    »Mümmel mümmel. Bis die Tage.«

NEUN
    Nachdem Theo gegangen war, erzählte ich meinem Dad, ich hätte in der Schule etwas vergessen, und hastete im Laufschritt wieder zurück, in der Hoffnung, dass ich nicht zu spät kam. Mrs Baird saß an ihrem Schreibtisch und blätterte in irgendwelchen Papieren, und ein Mädchen, das ich auf dem Campus noch nicht gesehen hatte, legte weitere Papiere in einem Schrank in der Nähe der Bühne ab. Ich klopfte an den Türrahmen, und Mrs Baird blickte auf. »Oh, hallo, Poe.«
    Ich trat ein und schluckte einen gewaltigen Brocken Stolz herunter. »Hi. Haben Sie mal eine Minute Zeit?«
    Sie stand auf und kam um ihr Pult herum. »Sicher. Was kann ich für dich

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