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Schandtat

Titel: Schandtat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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weiß, wo du steckst‹? Es ist, als würde die Welt einfach an dir vorbeigleiten, während du nur draußen stehst und zuguckst!«
    Er stand nur da und glotzte mich an, als sei ich eine Außerirdische. Als hätte er soeben eine Hasstirade in einer fremden Sprache über sich ergehen lassen. »Erwartest du von mir, dass ich solche Sachen sage?«
    In dem Moment wurde mir klar, dass er es wirklich nicht kapierte. Nicht, dass es ihm egal gewesen wäre, aber er war in sozialer Hinsicht einfach ein kompletter Vollidiot. Kein
Wunder, dass Mom ihn verlassen hatte. »Nein, natürlich nicht, ich erwarte von dir, dass du mir sagst, ich soll ausgehen und tun, was immer ich will. High werden und Sex haben und betrunken Auto fahren und mit Ex-Sträflingen abhängen. Tut mir leid, ich hab das alles falsch verstanden.«
    »Ich vertraue dir.«
    »Du KENNST mich nicht einmal!«
    »Ich habe aber das Gefühl, dich zu kennen, Poe. Oder zumindest, dich kennenzulernen.«
    »Nun, du kennst mich nicht, und ich fang langsam an zu glauben, dass du überhaupt nicht weißt, wie man irgendjemanden kennt.« Ich schnaubte. »Jedenfalls ist es ja nun nicht so, als wärst du in der Nähe gewesen, du hast sechzehn Jahre in deinem kleinen perfekten Haus gehockt, während ich mich gefragt hab, wo zum Teufel mein Dad steckt.«
    Mit aufgeblähten Wangen atmete er langsam aus. »Jetzt willst du mich verletzen.«
    »Bitte? Die Wahrheit gefällt dir wohl nicht, was? Das ist genau der Punkt, DAVID! Du ignorierst einfach alles, was nicht perfekt ist, nicht wahr?«
    »Ich fand dein Betragen heute recht unangebracht.«
    Ich verdrehte die Augen. »Na, das ist ja immerhin ein Anfang, Herr Therapeut. Hast du noch so ein paar geistvolle Offenbarungen für mich?«
    »Ich glaube nicht, dass du gerade in der richtigen Stimmung bist, darüber zu reden.«
    »Ich hab geredet. Du hast doch wieder einfach nur dagestanden. Wie eine Lampe eben.«
    Sein Blick wurde schärfer. »Mach dich nicht über mich lustig.«

    Ich starrte ihn verächtlich an. »Sonst was?«
    Betreten blickte er zur Seite. »Ich sehe nicht, wie du das Problem lösen willst, indem du auf mir herumhackst. Wenn du auf eine konstruktive, erwachsene Art und Weise mit mir reden willst, bin ich dazu bereit. Aber ich werde nicht mit dir streiten.«
    Ich stampfte mit dem Fuß auf. »ICH BIN ABER NICHT ERWACHSEN! Du hast da in diesem Büro gesessen und kein Wort gesagt! Als hättest du völlig vergessen, dass wir letztens erst über genau diese Art von Scheiß geredet haben!«
    »Ich habe es dir überlassen, mit der Situation fertig zu werden.«
    »Ja, klar. Genau wie du es damals Mom überlassen hast, mit der Situation fertig zu werden.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Vielleicht hat sie sogar recht. Vielleicht hast du einfach nicht den verfickten Mut, überhaupt für irgendetwas einzutreten.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du lenkst ab, Poe. Dies hat nichts mit deiner Mutter zu tun oder mit dem Grund für unsere Trennung. Es geht darum, dass du die Regeln hinterfragst. Und mit deiner Ausdrucksweise löst du auch keine Probleme. Wir können gern ein zivilisiertes Gespräch ohne Schimpfwörter führen.«
    »FUCK FUCK FUCK!«, schrie ich.
    Er wandte sich ab, ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. »Ich denke, eine Abkühlphase wäre im Augenblick wohl das Beste.«
    Das brachte das Fass zum Überlaufen. »WOZU? Um dir zu überlegen, wie du deine Gefühle besser verstecken kannst?
Um dir zu überlegen, wie du so tun kannst, als sei alles perfekt? Fick dich doch selbst!«
    »Ich verstecke gar nichts, aber ich bin auch nicht hier, um gegen die Umstände anzukämpfen. Und bitte hör auf zu fluchen.«
    »Warum bist du dann hier?«
    Er geriet ins Stocken. »Ich …«
    »Du weißt es nicht, oder?«
    »Ich bin hier, um darüber zu reden, was dich umtreibt.«
    »Oh, Gott, du bist tatsächlich ein Nichts! Nur ein unsichtbares Nichts!«
    Plötzlich sah ich eine Veränderung in seinen Augen. Etwas Gutes. Etwas Wütendes. Er biss die Zähne zusammen. »Was soll ich deiner Meinung nach tun? Dir sagen, dass du heute unreif und kindisch warst? Dir sagen, dass es mich an deine Mutter erinnert, wenn du es jetzt nur noch darauf anlegst, zu verletzen und zu zerstören und zu schikanieren? Das ist der Grund, warum ich weggegangen bin, Poe! DAS!«
    Einen Moment lang herrschte Stille, Totenstille. Ich sah ihn an. »Vielleicht hast du sie auch einfach wahnsinnig gemacht, weil du zu scheiß-feige bist, um auch nur für dich

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