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Schandtat

Titel: Schandtat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Schulleiter Avery konnten mich mal kreuzweise. Ich zog das Gewand aus der Plastikfolie, faltete es auseinander, betrachtete das Emblem der Benders High und zog es dann über.
    Mehrere Mädchen kamen vorbei und gafften mich an, wie ich da mit einem Chorgewand in der Sportumkleide stand, und es war mir einfach nur total egal. Alle an diesem stinkenden Ort waren mir total egal. Ich verstaute meine Sachen im Schließfach und ging in die Turnhalle. Gerade als ich hereinkam, blies Coach Policheck in ihre Pfeife, zum Zeichen, dass wir uns aufstellen sollten. Alle starrten mich an, Gelächter wurde laut, und ich nahm brav meinen Platz in der Reihe ein.
    Coach Policheck sah mich an, schüttelte den Kopf und marschierte widerwillig auf mich zu. »Ich sage das jetzt nur einmal, Poe. Ziehen Sie sich um, oder gehen Sie sofort ins Büro!«
    Schweigend stand ich da.
    Sie zeigte zur Tür. »Gehen Sie.«
    Ich verschwand.
    In meinem Chorgewand marschierte ich zum Verwaltungsgebäude. Ms Appleway lächelte. »Gleich zweimal an einem Tag, Poe. Mr Avery wartet schon.«
    Ich ging in sein Büro, und er saß hinter seinem Schreibtisch, wobei die gewaltige Fülle seines Bauches die Platte berührte. Er musterte mich, dann wanderte sein Blick zu meiner Akte, und er bedeutete mir, Platz zu nehmen. Das tat ich auch. Er hob den Kopf, seufzte tief, sackte beim Ausatmen etwas in sich zusammen und stützte die Ellbogen auf den
Tisch. »Nun, Ms Holly, ich weiß wirklich nicht, was ich mit Ihnen machen soll.«
    Ich starrte ihn an, hatte das Ganze so satt. »Dann sollten Sie vielleicht jemanden finden, der es weiß.«
    Er betrachtete mein Chorgewand. »Sie wissen doch selbst, dass das lächerlich ist.«
    »Nein, ist es nicht.«
    Seine Züge verhärteten sich. »Sie können Ihr Chorgewand nicht im Sportunterricht tragen. Wir haben erst letzte Woche darüber gesprochen.«
    »Sie haben gesagt, solange man eine offizielle Uniform der Benders High hat, hätte man die Wahl. Das hier ist eine Uniform mit den Insignien. Ich halte mich also an Ihre Regeln.«
    »Sie können es nicht tragen!« Mit diesen Worten griff er nach dem Telefonhörer und hämmerte eine Durchwahl auf die Tastatur. »Ja, David. Würden Sie bitte in mein Büro kommen? Ihre Tochter ist hier. Ja, das ist sie. Schon wieder!«
    Einen Moment später kam Dad herein, sah mich an und setzte sich. Ich wandte mich an Mr Avery. »Cool, die Lampe ist auch wieder dabei.«
    Verwirrung umwölkte Mr Averys Miene, aber er ließ es durchgehen. »David, Poe hat beschlossen, meine Worte von neulich dahingehend zu interpretieren, dass es in Ordnung sei, ihr Chorgewand im Sportunterricht zu tragen.«
    Dad sah zuerst mich an, dann Mr Avery, er ließ sich einen Moment Zeit. »Zu interpretieren?«
    »Ja. Sie benimmt sich in dieser Angelegenheit äußerst unangemessen, und ich kann nicht dulden, dass sie hier eine Szene macht, nur weil ihr die Regeln nicht gefallen.«

    Dad schüttelte den Kopf. »Da bin ich anderer Meinung.«
    Mr Avery blinzelte. »Entschuldigung?«
    Dad warf mir einen Blick zu, und ein schwaches Lächeln, nervös und traurig zugleich, zuckte in seinen Mundwinkeln. »Die Regeln haben Sie neulich für Poe festgelegt.«
    Er lachte höhnisch. »David, ich bitte Sie. Eine derartige Störung können wir nicht zulassen. Poe verspottet diese Schule. Sie weiß genau, wovon ich letzte Woche gesprochen habe. Von Sportuniformen. Nicht von Chor -Uniformen. Sie macht einfach nur Ärger um des Ärgers willen.«
    Dad räusperte sich und schlug einen ernsthaften Ton an. »Poe beweist hiermit ihren Standpunkt, und ich gebe ihr recht. Die Kleiderordnung ist von Grund auf unfair gegenüber allen Schülern, die keine Schulsportarten betreiben können oder wollen«, sagte er und sah Mr Avery achselzuckend in die Augen. »Sie lässt einigen Schülern die Wahl, während die anderen Schüler keine haben, Steve, und sie dient keinem praktischen Zweck als genau das zu schaffen, was wir an dieser Schule angeblich ablehnen. Cliquenwirtschaft und klassenspezifische Diskriminierung. Wenn es eine Wahlmöglichkeit gibt, dann sollte sie der gesamten Schülerschaft offenstehen und nicht nur einem Teil.«
    Mr Avery schnippte frustriert seinen Stift auf den Schreibtisch. »Was soll ich denn Ihrer Meinung nach tun? Die Verordnung ändern? Wir haben es bisher immer so gehandhabt, und es ist auch noch nie ein Problem gewesen. Das ist doch alles völlig ohne Belang.«
    Ich verdrehte die Augen. »Für Sie ist es nur deshalb belanglos,

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