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Schandtat

Titel: Schandtat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Sport Ihre Uniform tragen. Außerdem erwarte ich, dass sich Ihr Ton und Ihre Umgangsformen verbessern. Es gibt keinen Grund für derartiges Benehmen. Wir wollen doch höflich bleiben.«

    »Nein.«
    Mr Avery baute sich auf und beugte sich über den Tisch. Er sah meinen Dad an. »Hören Sie, wenn wir jedem, der die Regeln nicht befolgen will, eine Sonderbehandlung zuteil werden ließen, würde hier das totale Chaos ausbrechen. Manchmal müssen wir eben Opfer bringen, um die Stabilität aufrechtzuerhalten.«
    Ich lachte, und ich lachte laut. »Also werde ich geopfert, um die Stabilität aufrechtzuerhalten. Das ist doch total bekloppt!«
    Dad funkelte mich an. »Poe …«
    »Nein, ich kapier’s nicht.« Ich sah Mr Avery an. »Im Wesentlichen wollen Sie also dafür sorgen, dass jeder an dieser Schule weiß, wo sein Platz ist, oder? Es gibt diese Gruppe und jene Gruppe und die andere Gruppe, und diese ganzen ›Regeln‹, die Sie nach Lust und Laune aufstellen, sollen uns alle wissen lassen, wo wir hingehören, stimmt’s? Sie könnten es wenigstens zugeben.«
    Mr Avery schnaubte. »Sie verdrehen die Dinge einfach. An Individualität und Auszeichnungen gibt es überhaupt nichts auszusetzen, solange man sie sich verdient hat, Poe. Das ist es, was Sie an der Sache mit den Trikots nicht verstehen. Die Schüler haben sie sich aufgrund ihrer Leistungen verdient.«
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich hab mir die Choruniform auch aufgrund meiner Leistungen verdient.«
    Er grinste. »Aber der Chor hat nichts mit Pingpong oder Tennis zu tun, Poe, sondern mit Gesang.«
    Ich zuckte die Achseln und sah einen Moment zur Decke
auf. »Und was hat Football damit zu tun, dass wir beim Sport Volleyball spielen?«
    Mr Avery blinzelte. »Hören Sie zu, ich weiß, worauf Sie hinauswollen, und ich weiß auch, was Sie hier versuchen, aber das ist reine Zeitverschwendung. In meinen Augen sind alle Schüler gleich, Sie eingeschlossen.«
    Mir platzte der Kragen. »Sitzen Sie bloß nicht so scheinheilig da und erzählen mir, wir wären alle gleich, denn das sind wir nicht! Und SIE sind dafür verantwortlich!« Ich lehnte mich zurück. »Ich hab mir den ganzen Mist nicht ausgesucht! Sie haben mich gelinkt, und jetzt linke ich Sie.«
    Mr Avery erstickte fast an seinem Frust. »Sie haben nicht vorgesungen, Poe. Sie haben sich nicht an die Regeln gehalten.«
    »Mrs Baird hat aber zu mir GESAGT, es sei ein Vorsingen! Und Sie haben gerade erzählt, es gäbe keine Regeln! Gott, Sie ziehen doch nur den Schwanz ein, weil Ihnen die Leute im Nacken sitzen.«
    Er fuhr sich mit den Händen über seine Pausbacken und stöhnte. »Ich war nicht derjenige, dem irgendjemand im Nacken saß, Poe.« Er wandte sich an meinen Dad. »Vermutlich ist es das Beste, mit Direktor Stephens persönlich zu sprechen. Vielleicht sogar gleich mit Oberschulrat Marny. Es liegt nicht in meiner Macht, an dieser Situation etwas zu ändern, David, selbst wenn ich es wollte.«
    Den Tränen nah, biss ich die Zähne zusammen. »Sie verstehen es, oder, Mr Avery? Oder nicht?«
    Er seufzte. »Poe, ich verstehe es tatsächlich, aber das Ganze ist ein fürchterliches Schlamassel. Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen, und ich bin für die gesamte Schule verantwortlich.
Für die Gemeinschaft. Nicht nur für Sie.« Er trommelte mit den Fingern auf seinem Schreibtisch, senkte den Blick. »Manchmal ist die Welt eben einfach so, Poe, und es tut mir leid.«
    »Auch egal. Ich schmeiß die Schule sowieso. Ich hab diese Chor-Nummer von Anfang an nicht gewollt. Ich wollte ja noch nicht mal hier sein.«
    Dad unterbrach mich. »Poe, bitte.«
    »Nein, Dad, nicht. Ich mach das nicht mit. Ich hab’s auf deine Weise versucht, und du siehst ja, was passiert ist. Ich schmeiß die Schule hin.« Dann schnappte ich mir meine Tasche.
    Er wollte noch etwas sagen, doch ich stampfte aus dem Büro und knallte die Tür hinter mir zu. Als ich an Ms Appleway vorbeimarschierte, nickte sie mir mit einem ernsten, wissenden Lächeln zu. »Sie sollten nicht alles hinschmeißen, Mädchen …«
    Und weg war ich.

SECHZEHN
    Zu all den Menschen auf der Welt, die ich gerade nicht sehen wollte, gehörte unter anderem auch Velveeta. Ich wollte nur nach Hause, war fertig mit der Benders High, fertig mit Benders Hollow und fertig mit der Welt. Und dann kniete Velveeta auf allen vieren im Garten und rupfte den Löwenzahn ab, der hier und da aus dem Boden schoss. Seine Unterlippe wölbte sich über einem Klumpen Tabak, als er

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