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Schandtat

Titel: Schandtat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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weil Sie sich nicht daran halten müssen.«
    Mr Avery starrte mich an. »Na schön, wenn Sie an meiner
Stelle wären, was würden Sie tun? Alle die gleiche Uniform tragen lassen, richtig?«
    »Diese ganze Kleiderordnung von vornherein abschaffen.« Ich feixte. »Jeder weiß doch, wer die besonderen Leute sind, und Ihnen fallen sicher noch andere Methoden ein, um uns Loser zu demütigen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Zunächst einmal, Poe, Sie sind kein Loser, und es gibt auch keine ›besonderen Leute‹ an dieser Schule. Wir sind hier alle gleich.«
    Ich lachte. »Der Chor und die Fußballmannschaft sind die totalen Leuchtsterne in diesem Rattenloch.«
    Er lehnte sich zurück, offensichtlich mit seinem Latein am Ende. »Sie sind doch Teil des Chors! Was wollen Sie denn noch?«
    Ich sah ihn an - die Tür stand weit offen für Poe, die Zerstörerin, und sie brauchte nur noch hindurchzustürmen. »Ja klar, der Chor. Darüber wissen Sie natürlich nicht zufällig Bescheid, oder, Mr Avery?«
    Dad runzelte die Stirn. »Worüber?«
    Ich lächelte Mr Avery an. »Ach nichts, Dad. Ich bin mir sicher, dass Mr Avery keine Ahnung hat, dass ich als erste Solistin eiskalt abserviert wurde, nachdem Anna Conrads Eltern sich beschwert hatten. Ich ›passe‹ da eben nicht so gut rein wie Anna. Richtig, Mr Avery?«
    Er plusterte sich auf, und da wusste ich, dass er Bescheid wusste. Wie viel er damit allerdings zu tun hatte, stand auf einem anderen Blatt. Über seinem Kopf schien eine schwache Glühbirne aufzuflackern. »Offensichtlich geht es um mehr als nur um den Sportunterricht.«
    »Beide Situationen sind so ziemlich die gleichen.«

    Dad runzelte die Stirn, unterbrach das Gespräch. »Was genau ist im Chor passiert?«
    »Ich habe die erste Solistenstelle gewonnen, aber die Benders High School hat beschlossen, dass ich sie nicht besetzen soll.«
    Mr Avery schüttelte den Kopf. »Nein, nein. So war das nicht. Sie haben das Vorsingen versäumt, und die Regel besagt, dass jeder vorsingen muss. Als dieser Umstand Mrs Baird zur Kenntnis gebracht wurde, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich den Auflagen zu fügen. Cliquenwirtschaft war hier bestimmt nicht im Spiel.«
    Ich starrte ihn an, als sei er ein toter Fisch. »Warum bin ich dann überhaupt im Elitechor? Sie haben doch gerade gesagt, man müsse vorsingen. Selbst für einen regulären Platz, richtig? Also dürfte ich Ihnen zufolge eigentlich gar nicht im Chor sein.«
    »Nun …«
    »Oh, ich verstehe. Manchmal gelten die Regeln, und manchmal eben nicht. Es hängt einfach immer von der betreffenden Person ab, oder? Genau wie im Sportunterricht.«
    »Nein, das stimmt so nicht.«
    Ich lachte triumphierend. »Oh doch, das stimmt.«
    Mr Avery sah meinen Dad an. »Sie hat den Platz im Elitechor ohne das Vorsingen bekommen, weil Mrs Baird sich dafür verantwortlich fühlte, dass sie Poe in Bezug auf die Solistenstelle in die Irre geführt hat. Weil sie ihr eine Chance geben wollte.«
    »Ich brauch keine Chance! Ich hab vorgesungen, und ich bin besser als Anna!«
    Dad ergriff das Wort. »Ich denke, Sie sollten die Fragen
meiner Tochter beantworten, Steve. Und außerdem hätte ich gern ein schriftliches Exemplar des geltenden Regelwerks.« Mr Avery zog eine Augenbraue hoch, doch Dad sprach weiter: »Ich bin als Vater hier, Steve, nicht als Angestellter der Schule. Das verstehen Sie sicher.«
    Mr Avery überlegte einen Moment, dann nickte er. »Also gut. Es gibt keine schriftlichen Regeln für das Vorsingen, David, genauso wenig wie für die Genehmigung von Football-Trikots im Sportunterricht.«
    Dad nickte. »Warum wurde Poe dann ausmanövriert?«
    Mr Avery räusperte sich, sah mich an, bevor er weitersprach. »Können wir einen Moment unter vier Augen sprechen, David? Ich …«
    Dad sah mich an. »Ich denke, wenn Sie etwas zu sagen haben, sollten Sie es einfach sagen, Steve.«
    Er nickte. »Leider hat es Beschwerden gegeben, als bekannt wurde, dass Anna von ihrem Platz verdrängt werden sollte - unter Missachtung der Regeln.«
    Ich grinste breit. »Also gehen Sie auf einige Beschwerden ein, aber auf andere nicht? Steht das vielleicht auch in diesem unsichtbaren Regelbuch?«
    Er funkelte mich an, weil er so verstrickt in seine eigenen Worte war, dass er da nicht wieder herauskam. Dann nippte er an seinem Kaffee, fasste sich. »Poe, ich denke, Sie sollten zum Unterricht zurückkehren. Ich werde den heutigen Vorfall entschuldigen, aber nur dieses eine Mal, und in Zukunft müssen Sie beim

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