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Schandtat

Titel: Schandtat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Anna Conrad gegeben hatte, und daran, was mich deswegen wohl noch erwarten würde. Nach der ersten Stunde wechselten Theo und ich unsere Ausweiskarten wieder, und kurz vor Ende der zweiten Stunde wurde ich, wie Theo prophezeit hatte, ins Büro bestellt.
    Als ich das Verwaltungsgebäude betrat, stand Theo bereits am Empfangstresen und lächelte mich an. Ms Appleway saß dahinter und ignorierte Theo pflichtschuldigst. Ich stellte mich neben ihn. »Du hattest recht.«
    Er lächelte. »Hab’s dir doch gesagt.«
    Ms Appleway blickte auf. »Okay, ihr zwei. Was geht hier vor?«
    Theo sah sie mit großen, unschuldigen Augen an. »Waren denn nicht alle Schäfchen in ihrem Pferch, Ms Appleway?«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Nein, waren sie nicht, Mr Dorr. Und treiben Sie ja nicht Ihre kleinen Spielchen mit mir! Spucken Sie Ihre Entschuldigung einfach aus, und dann sehen Sie zu, dass Sie wieder in den Unterricht kommen.«
    Er lächelte. »Hab ich Ihnen eigentlich schon gesagt, dass ich ältere Frauen unglaublich attraktiv finde, Ms Appleway? Ich wollte schlicht und ergreifend in Ihrer Nähe sein.«

    Sie lächelte, ein Funkeln in den Augen. »Ich hätte nicht übel Lust, Sie übers Knie zu legen und Ihnen ordentlich den Hintern zu versohlen.«
    Er seufzte. »Okay, na schön. Poe und ich haben die Karten getauscht, weil ich ihr beweisen wollte, dass wir nicht mehr sind als unmenschliche Informationsbytes, die von dem bösen Big Brother überwacht werden. Sie hat mir nicht geglaubt, dass wir auf dem Weg in eine schöne neue Welt sind und dass wir, sollte sich auch nur ein winziger Defekt in unseren Produktivitätsniveaus zeigen, zu Zwecken der sozialen Rekonditionierung hierher geschickt werden.«
    Sie blickte nach unten und stellte uns zwei Entschuldigungsscheine aus. »Das will ich auch gar nicht bestreiten, Mr Dorr, aber vielleicht sollten Sie es sich in Zukunft gut überlegen, ob Sie Ihre Freundin gleich in Schwierigkeiten bringen müssen, nur um etwas zu beweisen. Ich werde heute Nachmittag mit Ihren Eltern sprechen.«
    Theo nahm seinen Schein entgegen. »Schwierigkeiten sind das einzige Merkmal, das uns von der blinden Masse abhebt, Ms Appleway. Noch kann ich meine Menschlichkeit einfach nicht aufgeben. Jedenfalls nicht, solange KISS nicht wieder auf Reunion-Tour geht. Die erste hab ich nämlich verpasst.«
    »Nun verschwinden Sie aber, Sie naseweiser Revoluzzer.« Dann sah sie mich an. »Ihnen ist doch wohl klar, worauf Sie sich mit diesem Jungen einlassen, oder?«
    Ich nickte und nahm lächelnd meinen Schein in Empfang. »Man hat mich gewarnt.«
    Gemeinsam gingen Theo und ich zur dritten Stunde, »Aktuelles Zeitgeschehen«. Als wir eintraten und Mr Halvorson
unsere Entschuldigungsscheine überreichten, dem obersten Vorstandsmitglied und Diktator des Gleichheitsclubs, grinste er spöttisch. »Setzen Sie sich auf Ihre Plätze.«
    Dann hörten wir uns einen dreißigminütigen Monolog über die wichtigen ökonomischen Beziehungen an, die wir mit diversen Ländern des Nahen Ostens pflegten, wobei Mr Halvorson völlig unbekümmert die Tatsache außer Acht ließ, dass es in den meisten dieser Länder noch immer in Ordnung war, Frauen dafür zu Tode zu steinigen, dass sie Frauen waren. Als ich schließlich zur Sprache brachte, dass Frauen in einigen unserer sogenannten »Partnerkulturen« ein geringeres Ansehen genossen als Eidechsen, erklärte er der Klasse pflichteifrig, es sei nicht an uns, ein Urteil zu fällen, vielmehr sei es unsere Pflicht, die Vielfalt zu respektieren.
    Es gefiel ihm gar nicht, als ich erklärte, dass sich politische Korrektheit und Ölpreise ja wirklich prima in Einklang bringen ließen und ich die Verstümmelung weiblicher Genitalien schon immer gern näher erforschen wollte.
    Nach dem Unterricht mussten Theo und ich in unterschiedliche Richtungen weiter, und ich machte mich auf den Weg zur Turnhalle. Sport. Na super. Eine weitere Poe-Pleite erwartete mich in Gestalt meines beschissenen Sportshirts. Schlimmer konnte dieser Tag echt nicht mehr werden. Im Umkleideraum öffnete ich meine Tasche, und mir fiel mein Chorgewand ins Auge, immer noch in Plastik verpackt und ganz nach unten gestopft. Das würde ich wohl nicht länger brauchen, dachte ich, während ich meine Stiefel abstreifte und die Jogginghose anzog. Doch dann hielt ich inne.
    Ich starrte auf meine Tasche und grinste von einem Ohr
zum anderen. Auch gut. Sie wollten Spielchen spielen? Meinetwegen. Mrs Baird und unser stellvertretender

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