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Schandtat

Titel: Schandtat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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kenne.« Er trat vor mich hin, nahm meinen Kopf in seine Hände und küsste mich auf die Stirn. »Wir schaffen das gemeinsam, okay?«
    Meine Augen spiegelten sich in seinen. »Du könntest deinen Job verlieren. Und das weißt du.«
    »Damit beschäftigen wir uns, wenn es so weit ist. Ich habe heute Nachmittag mit Mrs Baird gesprochen und so in etwa
die gleiche Geschichte zu hören bekommen. Für morgen habe ich einen Termin mit Oberschulrat Marny ausgemacht, und wir werden eine formelle Beschwerde beim Schulausschuss einreichen. Wir gehen dieser Sache auf den Grund.«
    Dann wandte er sich wieder zur Theke um und räumte Gemüse weg. Ich beobachtete ihn einen Moment lang, wusste nicht genau, was ich mit mir anfangen sollte. Mom hätte so was niemals getan. »Nein.«
    Er drehte sich um. »Wie bitte?«
    »Ich möchte nicht, dass du das tust.«
    »Poe …«
    »Nein. Das ist es nicht wert. Total dämlich, das Ganze, und zuerst wollt ich ja noch nicht mal in den Chor. Ich bin nur deshalb eingetreten, um es Anna Conrad heimzuzahlen.«
    »Ist sie diejenige, die den Brief geschrieben hat?«
    »Ja. Heute hab ich ihr eine gescheuert. Draußen im Flur, nach der Chorprobe.«
    »Wegen Velveeta?«
    »Nein. Ja. Ich weiß auch nicht. Weil sie ist, wer sie ist.«
    »Nun ja, das ändert aber nichts an der Tatsache, dass das, was hier vor sich geht, falsch ist.«
    »Dad, ich will das wirklich selber regeln. Ich hab lange darüber nachgedacht. Seit ich zu Hause bin, hab ich über nichts anderes nachgedacht.«
    Er stand von mir aus gesehen am anderen Ende der Küche und wirkte so einsam. Und allein. »Bist du dir sicher?«
    Ich lächelte. »Ja, ich bin mir sicher.«

SIEBZEHN
    Theo erwartete mich am nächsten Morgen an den Getränke-und Süßigkeitenautomaten im Hauptgebäude, und ich warf erst einmal die Münzen für meine morgendliche Flasche Mountain Dew ein. »Dir ist schon klar, was dieses Ding hier ist, oder?«
    Ich betrachtete den Automaten. »Meine erste Vermutung wäre, dass es sich hierbei wahrscheinlich um einen Getränkeautomaten handelt. Aber ich schätze, das ist es wohl nicht.«
    Er kniff die Augen zusammen und musterte das Ding argwöhnisch. »Nein, ist es nicht. Man könnte es zwar für ein brauchbares Stück Technologie halten, das für ein paar Pennys den Durst stillt, aber das ist es nicht. In Wahrheit ist es eine Marketingstrategie, die nach dem Grundsatz ›Von der Wiege bis zur Bahre‹ funktioniert und unseren Wunsch aufrechterhalten soll, den Konsumgewohnheiten immer und überall treu zu bleiben.«
    »Es ist ein Getränkeautomat.«
    Er lachte, als wir an einem Plakat vorbeikamen, das Schokoriegel anpries. »Es ist alles Zielgruppen-Marketing. Eine flächendeckende Überflutung mit einem Produkt, um Süchtige wie dich zu schaffen und nicht mehr aus ihren Fängen zu lassen, und das Ganze wird munter von unserem öffentlichen Bildungssystem gefördert. Du kriegst es jetzt
vor der Schule, während der Schule und nach der Schule. Es gibt kein Entrinnen.«
    »Es ist ein Getränkeautomat.«
    »Ja, ein Getränkeautomat und Dauerwerbung, für die unsere liebe Schule eine ordentliche Aufwandsentschädigung kassiert. Kohle. Der Bezirk ist zusammengetreten und hat beschlossen, Altersdiabetes, Fettleibigkeit und die Hauptursache für Zahnfäule in ganz Amerika zu fördern. Sie bringen uns schon in der Schule bei, massenweise Zucker zu konsumieren, mithilfe permanenter Indoktrination durch die Medien. Eine gute Lektion, wenn du mich fragst.«
    Ich verdrehte die Augen. »Ich hab doch gesehen, dass du auch schon Geld in die Automaten geworfen hast.«
    Er zuckte die Achseln. »Ich hab nur versucht, ein braver jugendlicher Konsument zu sein.«
    »Wie kommst du bloß auf all diese Sachen?«
    »Ich komme auf gar nichts. Du siehst einen Getränkeautomaten, ich seh die Zurschaustellung der wahren Motivation unserer öffentlichen Lehranstalten. Ich hab sie im letzten Jahr mal gezählt. Allein an dieser Schule gibt es siebenunddreißig Werbetreibende, angefangen bei den Automaten über das Schulsponsoring bis hin zu subventionierten Veranstaltungen. Es dreht sich alles ums Geld, Baby, und ich pass nur auf dich auf«, sagte er, dann gab er mir im Gehen blitzschnell einen Kuss auf die Wange. Seine Lippen waren ganz warm. An der Tür zum Hof warf ich meine Flasche in den Mülleimer, und Theo lächelte. »Die Gerüchteküche brodelt mal wieder.«
    »Wieso?«
    »Anna Conrad. Anscheinend hat jemand gestern grausamst
ihre rechte Gesichtshälfte

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