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Schandtat

Titel: Schandtat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Holly. Setzen Sie sich.«
    »Wieso? Weil Sie herausfinden wollen, warum ich mir eine Geschichte über Colby Morris ausgedacht haben könnte?« Ich verschränkte die Arme vor der Brust und verdrehte die Augen. »Lassen Sie mich raten. Sie denken, ich habe Velveeta zusammengeschlagen, es dann Colby Morris in die Schuhe geschoben, und Velveeta beschützt mich, weil er wahnsinnig in die Frau verliebt ist, die versucht hat, ihn in der Jungentoilette umzubringen? Wie passend, wenn es sich hier um eine Vorabendserie handeln würde. Der Grund für Ihre Ermittlungen besteht einzig und allein darin, eine Möglichkeit zu finden, wie sich der Bezirk aus dieser Nummer rauswinden kann, ohne einen Prozess zu verlieren.« Ich schüttelte den Kopf. »Wir sind fertig.« Ich drehte mich um und ging.
    Als ich an Ms Appleway vorbeimarschierte, nahm ich meine Ausweiskarte vom Hals und warf sie auf den Empfangstresen. »Diese Schule kotzt mich an.« Auf halbem Weg den Flur hinunter blieb ich stehen. Es war noch Unterrichtszeit, und die Schule sah aus wie eine Geisterstadt. Ich
stand an den Türen zum Hof und starrte über den leeren Platz, dann blickte ich auf und dachte daran, was dieser Dorfsheriff über das Erheben einer Anklage gesagt hatte. Ich machte auf dem Absatz kehrt und ging zurück ins Büro. »Ms Appleway?«
    Sie blickte auf. Mein Schülerausweis lag noch dort, wo ich ihn hingeworfen hatte. »Ja?«
    Ich beugte mich über den Tresen. »Erinnern Sie sich noch, dass Theo und ich einmal unsere Ausweiskarten getauscht haben?«
    Sie nickte.
    »Wie genau sind die?«
    »Was meinen Sie?«
    Ich dachte nach. »Ich meine, wenn Sie meinen Namen in den Computer eingeben, könnten Sie dann erkennen, dass ich im Augenblick hier bin?«
    »Nicht direkt. Ich könnte lediglich feststellen, wann Sie das Gebäude betreten haben, wann Sie in welchen Raum hinein- und wieder hinausgegangen sind und um wie viel Uhr Sie das Gebäude wieder verlassen, was mir eine ziemlich gute Vorstellung von Ihrem Aufenthaltsort verschafft. Es sei denn, Sie würden durch ein Fenster nach draußen klettern. Dann wüsste ich nur, wann Sie hereingekommen sind, aber schon bald könnte ich natürlich feststellen, welches Gebäude oder welchen Raum Sie als Nächstes betreten.«
    »Also erfassen die Sensoren nicht jeden einzelnen Schritt der Schüler.«
    »Nein. Nur den jeweiligen Zeitpunkt des Betretens und Verlassens.«
    »Werden diese Daten abgespeichert?«

    »Ja, aber nur drei Tage. Die Schulschwänzer bleiben etwas länger im System. Andernfalls wäre es völlig überlastet.«
    »Könnten Sie mir einen Gefallen tun?«
    »Welchen?«
    »Colby Morris Daten für mich abrufen? Dienstag zwischen halb zehn und halb elf?«
    Sie dachte einen Moment nach. »Ich kenne die Geschichte, Poe.«
    »Dann wissen Sie ja, was ich will. Er war da drin, Ms Appleway. Und Sie wissen, dass er es getan hat.«
    Ihre Finger flogen nur so über die Tastatur, als sie Colbys Namen eingab. Einige Sekunden später drehte sie den Computerbildschirm zu mir. »Sehen Sie diese Aufstellung? Das ist die Übersicht aller Sensoren, die er zwischen halb zehn und halb elf ausgelöst hat.« Sie studierte die Liste, dann zeigte sie auf eine Zeile. »Okay. Da ist es. Er hat Raum 132, die Metallwerkstatt, drei Minuten vor Ende der zweiten Stunde verlassen und zwanzig Sekunden später auch das Werkstattgebäude. Eine halbe Minute danach hat er dann das Hauptgebäude betreten. Sensor Nummer 2234 wurde um neun Uhr zweiundfünfzig ausgelöst. Und um neun Uhr neunundfünfzig noch mal.«
    Ich schluckte. »Welcher Sensor ist das?«
    Sie lächelte. »Der in der Jungentoilette.« Ihre Hände flogen wieder über die Tastatur, mit einem listigen Funkeln in den Augen. Einen Moment später griff sie unter den Tresen und holte ein Blatt Papier hervor. »Bitteschön.«
    Ich nahm den Ausdruck entgegen und lächelte, während ich ihn zusammenfaltete und in meine Tasche steckte. »Das beweist, dass er da war.«

    Ihr Lächeln wurde breiter. »Sollte man meinen.«
    »Werden Sie deswegen Ärger bekommen?«
    »Ich weiß von keiner Verordnung, die es mir verbietet.« Sie zuckte die Achseln. »Demnächst werden sie sich dafür bestimmt eine Regel ausdenken, aber das soll heute nicht unsere Sorge sein, nicht wahr?«
    »Danke.«
    Sie hielt mir meinen Schülerausweis hin. »Den werden Sie brauchen.«
    Ich nahm ihn entgegen und schaute ihr forschend ins Gesicht. Sie war anders. Anders als alle anderen an dieser Schule. »Warum arbeiten Sie

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