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Schandtat

Titel: Schandtat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Ärztin. Rebellion steht in unseren Kreisen nicht besonders hoch im Kurs.«
    »Lass mich raten. Sie ist die ganze Zeit weg und wenn sie mal da ist, sitzt sie dir im Nacken.«
    Ich nickte. »Ist das bei dir auch so?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Sie sind immer in der Nähe. Es hört einfach nie auf. Meine Mom denkt, sie sei ich.«
    Eine Mischung aus Schuldgefühlen und Schadenfreude wallte in mir auf, doch die Schuldgefühle, mit denen ich normalerweise nicht allzu vertraut war, gingen ein wenig tiefer, als mir lieb war. »Warum bist du aus dem Chor ausgetreten?«
    Sie beobachtete, wie ein Ball in die Tribüne flog, abprallte und auf uns zusprang, bevor ein Mädchen ihn auffing und ins Feld zurückwarf. »Was sie mit dir gemacht haben, war einfach unfair. Du bist besser als ich.« Sie hielt inne. »Wie du dir vorstellen kannst, sind meine Eltern deswegen die Wände hochgegangen.«
    Ich grinste. »Aber warum bist du ausgetreten?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich kann Singen nicht ausstehen.«
    Ich seufzte, soeben hatte ich einen unerfreulichen Einblick
in einen Bereich ihres Lebens gewonnen, von dem ich eigentlich gar nichts wissen wollte. Die Gründe. Das nervte mich total, denn ich konnte gut verstehen, wovon sie da sprach. Es war einfach ätzend, eine Mutter zu haben, die einen zu jemand anderem machen wollte, als man war, und das konnte dazu führen, letztendlich die Dinge zu hassen, die man eigentlich liebte. »Aber du singst toll.«
    »Oh, hm.«
    Die Zeit verstrich, und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich fragte mich, was das in Bezug auf den Chor zu bedeuten hatte. Würde ich jetzt die Solistenstelle bekommen? War es dafür inzwischen zu spät? Die Schuldgefühle kehrten jedoch zurück und verdrängten alle anderen Überlegungen. »Du hättest nicht austreten sollen.«
    Sie vermied es, mir in die Augen zu sehen, und sprach so leise, dass sie inmitten des Quietschens von Turnschuhen und der lauten Rufe auf den Spielfeldern kaum noch zu verstehen war. »Ich wollte schon lange austreten.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Du bist doch bescheuert, dass du dir das von denen kaputt machen lässt.«
    »Du weißt gar nichts.«
    »Doch, weiß ich.«
    »Nein, tust du nicht. Du kennst mich nicht, und du kennst auch meine Mom nicht.«
    Ich warf einen entnervten Blick zur Decke. »Also gut. Ich kenn dich nicht, und ganz ehrlich, deine Mom lern ich hoffentlich gar nicht erst kennen.«
    »Ja.« Sie schaute durch die Turnhalle, und ihre Stimme wurde etwas sanfter. »Ich hab gehört, dass du in einer Band gesungen hast.«

    »Ja.«
    »War das gut?«
    Ich lächelte. »Das Beste! Wir sind richtig gut.« Wie ich meine Leute vermisste! Ich hielt inne. »Na ja, das waren wir. Bis ich alles vermasselt hab und hierher musste.«
    Sie wandte den Blick ab. »Klingt nach’ner Menge Spaß.«
    Verlegenes Schweigen. Ich stellte sie mir in einer Band wie den Go-Go’s oder Bananarama vor. »Probier’s doch einfach mal aus.«
    Sie zog ihren Pferdeschwanz fest und ignorierte meine Bemerkung. »Gehst du heute zu dieser Anti-Schikane-Veranstaltung?«
    »Ja. Theo und ich gehen hin.«
    Sie stand auf. »Dann sehen wir uns ja dort.«

    Die Veranstaltung fand in der Bibliothek statt, und als Theo und ich eintrafen, bemerkte ich einen Zettel an der Wand, auf dem hastig hingekritzelt das Wort ›LOSER‹ stand. Theo lächelte. »Nun, ich schätze, wir sind zu Hause.«
    »Ha ha«, sagte ich, dann entdeckte ich Anna, die aussah, als fühlte sie sich wie ein Fisch auf dem Trockenen. Ihre Freunde würden vermutlich in erster Linie deshalb nicht auftauchen, weil diese Veranstaltung gerade wegen der meisten ihrer Freunde stattfand. Wir gingen also hinein und setzten uns zu ihr. »Wo sind deine Freunde?«, fragte ich.
    Sie sah sich um, als würde hier tatsächlich jemand auftauchen, mit dem sie befreundet war. »Ich hab allen gesagt, dass sie herkommen sollen.«
    Theo kratzte sich am Ohr, fragte sich vielleicht, ob das
ernstlich ihr Ernst war. »Anna, wer immer hier einen Fuß über die Schwelle setzt, wird unverzüglich als Aussätziger gebrandmarkt, der sich durch den Abfall einer perfekten Gesellschaft wühlt. Die kommen garantiert nicht.«
    Ich seufzte. Theo, der Melodramatiker. »Mein Gott, Theo, du solltest Schauspieler werden.«
    Er lachte. »Ich wäre Romeo und du meine Julia.« Dann sah er Anna an. »Gehst du morgen zu dem Football-Benefiz-Picknick, Anna?«
    Sie senkte den Blick. »Ich bin Cheerleaderin, Theo. Ich muss da hin.«
    Er

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