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Scharade der Liebe

Titel: Scharade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Atem.
    Nach vier Tagen erreichten sie Needle House, Grays Landbesitz. Es war ein kleines, dreistöckiges Ziegelhaus, ein langes, rechteckiges Gebäude, das erst hundert Jahre alt war. Grays Urgroßvater, der dritte Baron Cliffe, hatte es im letzten Jahrhundert erbaut.
    Zumindest betete Gray darum, dass der dritte Baron Cliffe wirklich sein Urgroßvater gewesen war. Ungeheuer oder nicht, Gray wünschte sich mehr als alles auf der Welt, dass das Blut seines offiziellen Vaters in seinen Adern floss.
    Es war ein bewölkter Tag, und die Luft war kühl. Gray war seit mehr als acht Monaten nicht mehr hier gewesen.
    »Du bist in der letzten Stunde sehr still geworden«, bemerkte Jack, als die Kutsche vor dem Haus hielt.
    »Ja«, erwiderte er knapp.
    Sie ergriff seine Hand und drückte sie. »Hör zu, Gray, alles wird gut. Wir werden es schon überstehen.«
    Er nickte, ohne sie anzublicken.
    Sie fragte sich, was er wohl dachte. Vielleicht befanden sich hinter den Türen dieses Hauses Albträume, denen er nicht begegnen wollte. Wortlos hielt sie seine Hand.
    Die Haustür öffnete sich, und ein sehr alter Mann mit dichten, zerzausten weißen Haaren trat langsam und vorsichtig hinaus. Er blieb stehen, beschattete seine Augen mit der Hand und rief: »Seid Ihr das, Mylord? Seid Ihr es wirklich? Oder hat sich Mrs. Clegge geirrt, und es ist nur der Pfarrer, der alte Kleider für die Waisen sammeln will?«
    »Ich bin es, Baron Cliffe, Jeffrey«, rief Gray zurück, obwohl er nur einen halben Meter von dem alten Mann entfernt stand.
    Zu Jack sagte er: »Jeffrey hat sehr schwache Augen. Sie werden jedes Jahr schlechter. Und hören konnte er noch nie gut. Rede ganz laut und deutlich mit ihm. Er ist ein großartiger alter Mann. Er war schon bei meiner Mutter, als sie meinen ...« Er brach einfach ab.
    »Wir werden sehen«, erwiderte Jack. Am liebsten hätte sie ihn in den Arm genommen. Sie sagte zu Georgie: »Schätzchen, hier kommt Jeffrey. Er sieht nett aus, nicht wahr?«
    »N-nein«, sagte Georgie. »Er s-sieht aus wie Gott.«
    »Ja, das tut er«, erwiderte Gray, »mit seinen weißen Haaren. Ich habe auch immer gefunden, dass Jeffrey uralt aussieht.«
    Jeffrey konnte die neue Baroness zwar nicht besonders gut erkennen, aber ihre Stimme klang hell, und deshalb lächelte er sie gewinnend an und führte sie persönlich in den Salon von Needle House. Über die Schulter rief er: »Mrs. Clegge? Wo seid Ihr? Ihr müsst herauskommen und unsere neue Ladyschaft kennen lernen. Ah, ich glaube, ich kann Euch riechen, ich liebe diesen Lavendelduft. Vergesst nicht Eure Zitronenplätzchen, das kleine Mädchen mag sie bestimmt. Ich bin sicher, dass ich ein kleines Mädchen gehört habe, aber Seine Lordschaft hat noch nichts von einem Kind gesagt, deshalb weiß ich es nicht genau. Beeilt Euch, Mrs. Clegge.«
    »Eigentlich«, sagte Gray zu Jack, »ist Nella, Mrs. Clegges Tochter, jetzt die Haushälterin. Aber ihre Stimme klingt fast genauso wie die ihrer Mutter, und Jeffrey hat sich an den Wechsel nie gewöhnt. Er hat vor langer Zeit der Mutter den Hof gemacht, aber man hat mir erzählt, dass sie den Wildhüter vorzog.
    Bis heute küsst Jeffrey Nella jeden Tag auf die Wange und erzählt ihr, dass sie eines Tages heiraten werden. Nella ist Gott sei Dank eine vernünftige Frau mit einem großen Herzen. Sie lacht nur und antwortet ihm, er habe viel zu viel Haare für sie. Und er sei viel zu klug für eine Frau mit durchschnittlichem Verstand.«
    Gray schwieg und blickte aus einem großen Fenster auf den Park. »Sie kümmert sich auch hervorragend um meine Mutter.«
    Jack fragte sich, wie schmerzlich es für ihn wohl sein mochte, seine Mutter zu sehen. Ob er wohl immer an ihre Tränen, an ihre Schreie und ihre Flucht in den Wahnsinn denken musste, wenn er sie sah?
    Sie blickte zu Georgie, die neben Nella Clegge saß, einer kräftigen Frau mit großen Händen und freundlichem Gesicht. Offensichtlich mochte Georgie Nellas Zitronenplätzchen. Jack hatte keinen Hunger, und sie war auch nicht durstig. Sie hatte nur Angst. Sie glaubte nicht eine Sekunde, dass Gray ihr Halbbruder war, aber sie hatte Angst, sie würden es nicht beweisen können. Und ohne schlüssigen Beweis würde Gray auf einer Annullierung der Ehe bestehen. Es würde ihn umbringen, aber er würde es tun. Seine Ehre würde ihn dazu zwingen.
    Als sie es nicht mehr aushielt, sagte sie: »Ich kann keine Minute länger warten, Gray.«
    28
    »Aber ich«, erwiderte er und holte tief Luft. »Ich könnte

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