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Scharade der Liebe

Titel: Scharade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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schwieg einen Augenblick lang und runzelte die Stirn.
    »Wie ich dir bereits sagte, Gray, ich habe eine Kutsche mitgebracht. Eigentlich ist es deine Stadtkutsche. Wenn Jack wieder zu Kräften gekommen ist, fahren wir nach London zurück.«
    »Ich bin jetzt schon wieder zu Kräften gekommen. In dieser Minute. Seit anderthalb Wochen hat mich niemand mehr Jack genannt.«
    »Wie ist dein richtiger Name?«, erkundigte sich Sinjun.
    »Winifrede.«
    »Du siehst nicht aus wie eine Winifrede«, sagte Gray. »Gott sei Dank.«
    »Nein, das tust du wirklich nicht«, meinte Sinjun. »Gray hat Recht. Ich finde >Jack< gut. Es hat etwas. Meine Mutter würde den Namen zwar nicht mögen und behaupten, dass er den Charme einer Frau beeinträchtigt und die Männer fern hält, aber das finde ich nicht. Ja, >Jack< hat Kraft.«
    Gray lachte über Jacks verwirrten Gesichtsausdruck. »Na gut. Dann wickele ich dich jetzt ein, und wir fahren gemeinsam mit Sinjun nach London zurück.«

8
    Sie waren soeben in den Vorgarten des Gasthauses gelangt. Gray trug Jack, und Sinjun gab ihm Anweisungen, die er nicht brauchte, als das wütende Geschrei eines Mannes sie anhalten ließ.
    »O Gott«, sagte Sinjun, »ich glaube, jetzt bin ich dran.«
    Gray, der abwechselnd zu den schweren, dunklen Wolken über ihnen und in Jacks blasses Gesicht blickte, sagte: »Ich dachte, du hättest Colin einen sehr süßen Brief geschrieben.«
    »Das habe ich auch, aber das war wahrscheinlich ein Fehler. Es sah mir so gar nicht ähnlich. Vielleicht hat er ihn auch gar nicht gelesen. Oder vielleicht hat er gesehen, dass ich weg war, den Brief gelesen und trotzdem beschlossen, mich zu erwürgen. Aber weißt du, Gray, Colin ist wie Ryder und Douglas. In der einen Minute brüllt er wie ein Berserker, und in der nächsten Minute lacht er schon wieder und ...«
    »Ich weiß, wann ein Mann drauf und dran ist, wie ein Berserker zu brüllen«, meinte Gray, »und dein Gatte bereitet sich gerade darauf vor.«
    Der Mann, der rasch auf sie zuschritt, schwenkte seine Faust und schrie: »Verdammt, Sinjun, rühr dich nicht von der Stelle! Wag es nicht, auch nur einen einzigen Schritt weiter von mir fortzugehen. Bleib einfach ganz ruhig stehen. Und atme nicht zu tief, sonst löst sich noch etwas.«
    Jack, die wie ein Paket eingewickelt in den Armen eines Mannes lag - etwas, das sie noch nie in ihrem Leben erfahren hatte -, blickte auf und sah einen großen, schwarzhaarigen Mann, der durch den Vorgarten auf sie zugelaufen kam. Sie vergaß, wie schwach und benommen sie sich fühlte, und fragte: »Warum darfst du nicht zu tief atmen, Sinjun? Was kann sich lösen?«
    »Sie ist schwanger, verdammt!« Colin Kinross, der Earl von Ashburnham, blieb vor seiner Frau stehen, packte ganz vorsichtig mit seinen großen Händen ihre Oberarme und schrie: »Geht es dir gut?«
    »Ja, Colin, ich bin kerngesund.«
    »Du bist rot im Gesicht, verdammt noch mal!«
    »Wenn ich rot im Gesicht bin, dann deshalb, weil mein Mann mich durch den Garten eines Gasthauses jagt und so laut schreit, dass es der ganze Ort hören kann. Sieh mal, da kommt schon Mr. Harbottle aus dem Haus gelaufen!«
    Colin drehte den Kopf und brachte Mr. Harbottle mit einem einzigen Blick zum Stehen. Im nächsten Augenblick musterte er schon wieder forschend seine Frau. »Du hast mich verlassen, Sinjun. Obwohl ich dir gesagt hatte, du solltest ruhig im Bett liegen bleiben und diese Gespenstergeschichten lesen, die ich dir selber besorgt habe, hattest du die Stirn, einfach zu gehen. Es ist dir sogar gelungen, an den Dienstboten vorbeizukommen. Sie sind aufgebracht, aber nicht so aufgebracht wie ich.«
    »Ich wurde gebraucht, Colin. Ryder hat ein Kind gerettet, und er musste es nach Brandon House zu Jane bringen.«
    Colin war gerade dabei, mehrere wohl formulierte Flüche auszustoßen, als Gray sagte: »Hallo, Colin. Ich würde dir ja die Hand schütteln, aber wie du sehen kannst, geht das zurzeit nicht. Das hier ist Jack. Ach ja, Sinjun sagte, sie habe dir einen sehr süßen Brief hinterlassen. Hast du ihn nicht gelesen?«
    »Hallo, Gray, Jack«, erwiderte Colin ohne große Begeisterung und ohne den Blick von seiner Frau zu wenden. Vorwurfsvoll sagte er ein bisschen beherrschter und eine Spur leiser zu ihr: »Du bist ein dummes Huhn. Wir sind seit fast vier Jahren miteinander verheiratet, und Gott weiß, wie geduldig ich versucht habe, dich zu lenken, dir freundlich Anweisungen zu geben, dir Logik und Vernunft nahe zu bringen. Aber du bleibst

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