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Scharade der Liebe

Titel: Scharade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ein dummes Huhn, jedenfalls manchmal, so wie heute.« Er streichelte das Gesicht seiner Frau, beugte sich vor und gab ihr einen Kuss. »Wenn ich mit dir allein bin, werde ich dich verprügeln.«
    Sinjun lachte. »Jetzt ist es aber genug, Colin. Ich kann alles erklären, und das habe ich in meinem Brief an dich auch getan. Und ich habe dir bereits gesagt, dass ich gebraucht wurde. Sieh dir nur einmal die arme Jack an, ganz in Decken eingewickelt, weißer als dein wundervoller, harter Bauch mitten im Winter.«
    »Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um mich mit Geschwätz über meine Körperteile abzulenken. Verdammt, ich habe deine Erklärungen gelesen. Sie sind jämmerlich und haben überhaupt kein Gewicht, zumal ich dir ausdrücklich gesagt hatte, du solltest im Bett bleiben, dich ausruhen, schlafen oder deine Romane lesen. Doch kaum war ich aus dem Haus, da bist du aufgestanden. Und wer ist eigentlich dieser Jack, der meiner Meinung nach überhaupt nicht wie ein >Jack< aussieht?«
    Gray sagte: »Colin, Jack wird langsam ziemlich schwer. Ich weiß, dass sie zart und zerbrechlich aussieht, aber selbst kleine Steine werden nach einer gewissen Zeit zu einer Last, wenn nur genug davon im Sack sind. Ich bin ein männlicher Mann, genau wie mein Lakai Remie, aber nichtsdestotrotz trage ich sie jetzt schon seit über zehn Minuten auf meinen Armen, während deiner rührenden Wiedersehensszene mit Sinjun und noch weitere fünf Minuten davor. Vielleicht kannst du ja Sinjun weiter die Ohren langziehen, wenn ich Jack in die Kutsche gebracht habe?«
    Colin Kinross wandte sich zu Gray St. Cyre, den er lange vor Sinjun Sherbrooke 1807 in London kennen gelernt hatte. Damals hatte er vor der Wahl gestanden, entweder eine reiche Erbin zu finden oder sein Volk verhungern zu lassen. Er sagte: »St. Cyre, du hältst ein Mädchen in den Armen, und ihre Haare wehen dir ins Gesicht. Sie sieht aus wie aus Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett, so bleich wie sie ist. Ich bin doch nicht blind. Sie ist gar kein Junge. Wie kann sie dann Jack heißen?«
    Gray lächelte. »Ich finde, sie sieht ganz genau wie ein Jack aus. Wenn ich ihre Haare versteckt hätte, hättest du dich sicher täuschen lassen. Schön, dich zu sehen, Colin. Herzlichen Glückwunsch zu der bevorstehenden Ankunft deines Sohnes oder deiner Tochter.«
    Der Earl wurde seltsamerweise blass, dann schüttelte er sich und erwiderte: »Danke.« Er packte die Hand seiner Frau, die gerade auf die Kutsche zugehen wollte. »Du rührst dich nicht von der Stelle, bis ich es dir sage.« Über die Schulter rief er: »Willst du mir etwa erzählen, dass dies Jack der Kammerdiener ist?«
    »Ein und derselbe«, erwiderte Gray. »Reitest du, Colin, oder müssen wir uns alle in die Kutsche quetschen?«
    »Nein, Colin«, sagte Sinjun, »wenn wir uns alle zusammen in die Kutsche setzen, musst du deine verbalen Angriffe unterlassen. Du wirst damit warten müssen, bis wir allein sind. Du kannst mich nicht vor Gray und Jack so bloßstellen.«
    »Und warum nicht? Deine Brüder hätten dich schon in Stücke gerissen, noch bevor sie bis an die Tür der Kutsche gekommen wären.«
    »Das stimmt, aber sie sind Engländer. Du bist Schotte. Du bist viel kultivierter als sie. Du hast die besseren Manieren.«
    Colin Kinross, der Earl von Ashburnham, verdrehte die Augen. »Fast vier Jahre«, sagte er laut. »Ich werde meinen dreißigsten Geburtstag nicht mehr erleben.«
    Sinjun tätschelte seinen Arm und sagte zu Gray und Jack: »Er wird noch dieses Jahr dreißig. Ich glaube, ich schenke ihm einen Gedichtband zum Geburtstag. Er liebt Gedichte. Sie beruhigen ihn. Und nun, Gray, setz Jack in die Kutsche, bevor du sie fallen lässt.«
    Gray schloss die Augen. Sein Leben war bisher köstlich ruhig, vorhersagbar und ganz erträglich gewesen. Er hatte Lily gerettet und ihrem Ehemann hoffentlich ausreichend gedroht. Seine Geliebte, Jenny, hatte ein neues Rezept für Wachtelsuppe, die Ambrosia für die Zunge war. Ja, ein Tag war angenehm auf den anderen gefolgt - bis die Großtanten bei ihm abgestiegen waren. Bis Jack der Kammerdiener Durban gestohlen hatte. Bis Jack der Kammerdiener ein verdammtes Mädchen und krank geworden war. Er seufzte, stieg in die Kutsche, rutschte auf einem von Sinjuns schwarzen Handschuhen aus und stieß mit dem Kopf an die gegenüberliegende Tür. Kurz bevor er Jack auf dem Boden der Kutsche zerquetscht hätte, gelang es ihm noch, sie unsanft auf den Sitz zu hieven.
    Jack schlug wild mit den Armen um

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