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Scharade der Liebe

Titel: Scharade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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abgerieben hatte. Er schloss kurz die Augen, um das Bild aus seinem Kopf zu verdrängen, aber es gelang ihm nicht. Also sagte er leichthin: »Du hast dicke Haare. Ich kann mich nicht erinnern, je einem Mädchen die Haare gewaschen zu haben. Sie sind immer noch nicht trocken. Versuch, deinen Kopf nicht zu bewegen.«
    »Kann ich noch etwas Wasser haben?«
    Nachdem sie es ausgetrunken hatte, bettete er sie wieder in die Kissen und setzte sich auf seinen Stuhl, die Hände zwischen den Knien. »In den vergangenen vier Tagen ist viel geschehen«, erklärte er und sah sie aufmerksam an. »Ich habe einen Boten mit einem Brief nach London zu Mathilda und Maude geschickt, und er hat gewartet, bis sie mir eine Antwort geschrieben haben.«
    Erschöpft schloss sie die Augen. »Wollen sie mich überhaupt je wieder sehen?«
    »O ja, du bist immer noch ihr kleines Lämmchen. Wie du dir vorstellen kannst, waren sie und mein ganzer Haushalt in heller Aufregung, als ich so unerwartet verschwand und offenbar sowohl Durban als auch Brewster mitnahm. Natürlich mussten die Tanten Quincy mitteilen, dass Jack der Kammerdiener gar kein Jack war. Als sie sich endlich dazu durchgerungen hatten, hatte Quincy jedoch leider schon all meine Freunde benachrichtigt, da er sie gefragt hatte, ob sie wohl wüssten, wo ich sein könnte.
    Dann kam Sir Henry Wallace-Stanford zurück, schlug Quincy beinahe zusammen und wurde von dem mannhaften Remie eigenhändig hinausgeworfen. Während Remie noch mit Sir Henry beschäftigt war, kam ein guter Freund von mir, Ryder Sherbrooke, vorbei, und Quincy erzählte ihm rasch, dass ich weg sei und dass dieser Mann sich aus schändlichen Gründen in mein Haus einschleichen wolle.« Gray schwieg einen Moment lang, lächelte, als er sich die Szene vorstellte, und fuhr dann fort: »Ryder schlug ihn nieder. Ryder war auch da, als mein Brief an Quincy eintraf.« Gray blickte auf seine Fingernägel, die sauber und gut manikürt waren. »Und er kommt auch her, um uns zurückzubegleiten. Ich erwarte ihn jeden Moment. Ich konnte nichts tun, um das zu verhindern. Aber wegen Ryder müssen wir uns keine Sorgen machen. Er wird kein einziges verletzendes Wort zu mir sagen. Und da du bei mir bist, auch zu dir nicht.«
    Sie blickte ihn so verbittert an, dass er wütend wurde. Er hatte gar nichts getan, verdammt noch mal, und sie sah ihn so verletzt an. Verzweifelt sagte sie: »Und alles nur, weil ich Durban gestohlen habe. Was soll ich denn nur tun?«
    Er beugte sich vor und ergriff ihre Hand. Als er spürte, wie rau ihre Haut war, meinte er stirnrunzelnd: »Wir brauchen Creme. Deine Haut fühlt sich an wie ein trockenes Blatt. Das ist nicht gut. Ich kümmere mich darum.«
    Wortlos stand er auf und verließ das Zimmer. Sie lag nur da und hatte noch nicht einmal die Kraft, die trockene Haut an ihrer Hand zu untersuchen. Wohin war er gegangen? Worum wollte er sich kümmern? Alles war so schwierig. Draußen vor der Tür dieses Zimmers erwartete sie das wirkliche Leben, und sie hatte kein Verlangen danach.
    Wohin war der verdammte Kerl gegangen? Sie sprach den Fluch nicht laut aus, sondern dachte ihn nur. Aber selbst wenn sie nur >verdammt< dachte, schmeckte sie Rüben auf der Zunge. Ihre Mutter würde ihr viele Fragen beantworten müssen.
    Als Gray zurückkam, hielt er einen kleinen Tiegel in der Hand. »Halt still«, sagte er und verstrich Creme auf ihrer Haut. Er schob den Ärmel ihres Nachthemdes hoch und verrieb die Creme auf ihrem Unterarm und dann bis zur Schulter hinauf. »Jetzt ist es besser«, meinte er und widmete sich dem anderen Arm. Er verrieb die Creme langsam und gründlich. »Jetzt dein Gesicht.«
    Als er fertig war, stellte er den Tiegel neben die Wasserkaraffe, setzte sich wieder und beugte sich vor. »Wer ist Georgie?«, fragte er.
    Sie erwiderte: »Du bist kein böser Mann, nicht wahr? Die Tanten haben sich geirrt, falls sie auch nur einen Augenblick lang glaubten, du seist unehrenhaft. Du bist überhaupt nicht wie dein Vater. War er böse?«
    »Ja, das habe ich dir doch schon gesagt. Er war ein Albtraum. Aber jetzt ist er tot. Ich bin überhaupt nicht wie er. Aber hör auf, vom Thema abzuweichen. Wenn du immer noch glaubst, du könntest mir nicht vertrauen, dann bist du sehr dumm. Sag mir, Winifrede, wer ist Georgie?«
    »Meine kleine Schwester.«
    »Du wolltest nach Folkstone reiten, um deine kleine Schwester zu besuchen?«
    »Ich wollte sie von meinem Stiefvater wegholen. Ich muss sie beschützen.«
    »Weil er sie

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