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Scharade der Liebe

Titel: Scharade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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wahrscheinlich, warum ich hier bin, Gray, und dich in deiner Eingangshalle wie einen unerwünschten Eindringling ansehe.«
    »Nein, eigentlich nicht. Ich bin so müde, dass es mir völlig egal ist, wer sich in meinem Haus befindet.«
    »Wo ist Sinjun?«
    »Ich glaube, sie hat sich in eins der Schlafzimmer zurückgezogen, um, ähm, ein wenig zu ruhen. Jedenfalls hat sie das gesagt.«
    »Sinjun hat noch nie in ihrem Leben geruht. Das kann sie gar nicht. Du solltest ihr nicht glauben, Gray, aber Colin hat mir gerade gesagt, sie sei schwanger. Meine kleine Schwester - schwanger. Bei Gott, ich erinnere mich noch daran, wie ich sie im Arm gehalten habe, als sie gerade geboren war. Sie hat über meine brandneuen Reithosen, mein Hemd und meine Hände gepinkelt. Das hat sie auch bei meinen anderen Reithosen und Hemden gemacht. Sie war schön, Gray, und so kostbar. Verdammt, es ist schwer zu akzeptieren, dass sie jetzt selber ein Kind erwartet. In meinen Augen ist sie immer noch so jung, naiv und unschuldig. Dann hat sie Colin gesehen und konnte es gar nicht abwarten, alle möglichen unanständigen Dinge zu lernen. Und er hatte natürlich nichts Besseres zu tun, als sie ihr beizubringen, der verfluchte Kerl!
    Also, du weißt sehr wohl, dass ihre Ruhe nur ein Vorwand ist, weil sie weiß, dass ich es jetzt weiß, und sie will nicht zugeben, dass es dumm von ihr war, euch Gott weiß wo zu Hilfe zu eilen.« Er schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Sich ausruhen, hah! Sinjun ist noch nie ein Feigling gewesen, aber jetzt benimmt sie sich so. Mir dreht sich der Magen um! Meine kleine Schwester ist ein Feigling geworden, und das ist alles nur Colins Schuld. Er schleppt sie nach Schottland, zwingt Sie dazu, in einem verdammten Schloss zu leben, in dem es spukt - wo doch selbst der Dümmste weiß, dass es keine Gespenster gibt.
    Ja, all das hat sie zu einem Feigling gemacht. Sie meidet mich. Mich. Er ist erst seit vier Jahren mit ihr zusammen, und sie ist ein Feigling geworden. Es dreht mir den Magen um!«
    »Das stimmt nicht, Douglas«, sagte Colin, der aus dem Salon auf sie zutrat. »Verdammt, deine kostbare kleine Schwester hat alles und jeden im Umkreis von zehn Meilen um Vere Castle im Griff. Und auch im Schloss beherrscht sie alles und jeden. Selbst unser Nachbar, Bobby MacPherson, liegt ihr zu Füßen, obwohl sie ihn vor nicht einmal vier Jahren am liebsten umgebracht hätte. Sie würde wahrscheinlich auch noch die Leitung von Edinburgh Castle übernehmen, wenn man sie ließe. Ich glaube genauso wenig an Gespenster wie du, Douglas, aber sie kommt mit Pearlin' Jane ganz gut zurecht.
    Mach mir keine Vorwürfe, weil sie sich oben in Grays Haus versteckt. Er hatte ja noch nicht einmal Gelegenheit, uns zum Bleiben aufzufordern, was er sicher getan hätte, weil er uns mag. Sinjun weiß, dass ich so wütend auf sie bin, dass ich ihr wahrscheinlich alle Kleider wegnehmen werde, um sie für die nächste Woche ans Bett zu fesseln.«
    »Wer ist Pearlin' Jane?«, fragte Gray.
    »Mein Familiengespenst«, erwiderte Colin. »Aber es gibt sie nicht wirklich. Zum Teufel, Douglas, Sinjun ist schwanger, verflucht seien ihre wunderschönen Augen, und ich ertrage es nicht. Ich ertrage es einfach nicht.«
    Es war, als ob ein Damm gebrochen wäre. Colins Stimme wurde tief und rau. Er schrie: »Verdammt, ich will nicht, dass sie stirbt. Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie stirbt.«
    Ganz ruhig sagte Gray, der sich klar darüber war, dass die Dienstboten jedes Wort mitbekamen: »Ich glaube, wir sollten in mein Arbeitszimmer gehen. Quincy, bring uns etwas zu essen.«
    »Ja, Mylord.«
    Gray schloss die Tür des Arbeitszimmers, drehte sich um und sagte: »Was soll das Gerede darüber, dass Sinjun stirbt?«
    »Nichts.« Colin fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Nichts. Ich habe nur die Beherrschung verloren. Aber jetzt ist wieder alles in Ordnung. Ich habe mir so schreckliche Sorgen gemacht... Na gut, ich habe entsetzliche Angst.« Er schlug mit der Faust auf die Armlehne eines Ledersessels.
    »Sinjun wird nicht sterben«, entgegnete Douglas. Er war kreidebleich. »Sie wird nicht sterben. Ich lasse das nicht zu. Du meine Güte, meine Mutter ist auch nicht gestorben, und sie hat vier Kinder zur Welt gebracht. Sieh mich an, ich bin nicht gerade ein schwächliches kleines Kerlchen, und sie hat alles gut überstanden. Deine erste Frau ist doch auch nicht gestorben, als Philip oder Dahling geboren wurden. Was, zum Teufel, ist eigentlich mit dir

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