Scharade der Liebe
vergrub sein Gesicht in ihrem Haar.
Douglas beobachtete die beiden, dann sagte er zu niemand Bestimmtem: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass meine Schwester einmal keine Zähne mehr hat.«
»Weißt du«, mischte Gray sich ein, »ich kenne einen ausgezeichneten Arzt, der nur zwei Stunden von London entfernt in der Nähe von Bury St. Edmunds lebt. Sein Name ist Paul Branyon, und er hat kürzlich die Witwe des Earl von Strafford, Lady Ann, geheiratet. Er ist ein wunderbarer Mann und ein hervorragender Arzt. Ich werde ihm schreiben, und er wird mit Ann nach London kommen. Dann kann er Sinjun untersuchen. Er wird euch beiden die Wahrheit sagen. Sinjun geht es wahrscheinlich wirklich gut. Paul wird euch beruhigen, und du, Douglas, und du, Colin, ihr braucht euch nicht mehr in meinem Arbeitszimmer gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Und Sinjun braucht meine Vasen nicht mehr zu zerschlagen, um euch auseinanderzubringen.«
Sinjun drehte sich im Arm ihres Mannes um. »Oh, Gray, die Vase? Es tut mir so Leid - ich habe nicht nachgedacht.«
»Wenn du dich von Paul Branyon untersuchen lässt, dann verzeihe ich dir, dass du meine Vase zertrümmert hast.«
»Nun gut«, erwiderte Sinjun.
»Gut«, sagte auch Douglas. »Ich glaube, mir geht es besser, wenn ich ein Glas von deinem hervorragenden Brandy getrunken habe.«
Als die Ruhe wiederhergestellt, der Brandy serviert war und Colin Sinjun gezwungen hatte, sich in Grays großen, bequemen Lehnsessel zu setzen, meinte Douglas: »Warum erzählst du uns eigentlich nicht, Gray, warum dieses Mädchen namens Jack eins deiner Pferde gestohlen hat und schon auf dem Weg nach Bath war, als du sie eingeholt hast? Und warum du vier Tage mit ihr allein geblieben bist?«
»Die Großtanten nennen sie eigentlich Verrückter Jack. Nun, dass sie Durban gestohlen hat und dann nicht nach Süden geritten ist, wie sie es vorhatte, sondern eher nach Westen, und dann krank geworden ist, das ist ziemlich verrückt, also verdient sie ihren Spitznamen wahrscheinlich. Die Antworten auf zahlreiche andere Fragen weiß ich jedoch selbst noch nicht, Douglas.«
»Du wirst sie sicher bald erfahren«, entgegnete Douglas grimmig. »Gott, Gray, du hast es wirklich getan. Jetzt gibt es keine Hoffnung mehr für dich.«
»Ich weiß«, sagte Gray seufzend und schenkte den beiden Männern noch ein Glas seines guten, geschmuggelten französischen Brandys ein. Er blickte Sinjun, die kopfschüttelnd dasaß, mit hochgezogenen Augenbrauen an. Dann grinste er und hob sein Glas. »Douglas, bei dir klingt das wie eine tödliche Krankheit. Nun gut. Allerdings muss ich sagen, dass Douglas Recht hat«, fuhr er, an Sinjun und Colin gewandt, fort. »Mein Leben ohne Fesseln ist vorüber. Ja, es ist vorüber, und ich weiß nicht einmal, wer das Mädchen ist. Sie hat jedoch einen hervorragenden Geschmack, was Pferde betrifft. Sie hat sich direkt an Durban gehalten, mein bestes Pferd.«
»Ich habe Sinjun auch nicht gekannt«, erwiderte Colin. »Und Douglas kannte Alexandra ebenfalls nicht. Aber darum geht es gar nicht. Du hast keinen Grund, dich in den nächsten Brunnen zu stürzen. Außer uns weiß niemand von ihr, und wir werden es keinem erzählen.«
»Keiner Menschenseele«, sagte Sinjun.
Gray seufzte. »Danke. Aber alle meine Freunde wissen, dass ich weg war. Zumindest vier Tage lang.«
Douglas erwiderte: »Aber sie wissen nicht, warum. Keiner von ihnen weiß etwas über Jack. Sie könnte einfach verschwinden. Das ist überhaupt kein Problem.« Er runzelte bei seinen Worten jedoch die Stirn; offenbar war er selbst nicht davon überzeugt.
»Sie hat mir gesagt, ihr Name sei Winifrede«, sagte Gray. »Das stellt einem die Zehennägel auf, nicht wahr?«
Douglas entgegnete: »Möglich, aber darum geht es auch nicht. Im Dunkeln sind die Namen aller Frauen gleich.«
Sinjun sprang fast aus ihrem Sessel. »Douglas! Alex würde dich im Stall schlafen lassen, wenn sie das gehört hätte! Ich sollte dich wahrscheinlich mit irgendetwas bestrafen, aber im Augenblick fällt mir nichts Geeignetes ein.«
Douglas warf seiner Schwester einen beleidigten Blick zu. »Ich habe nur versucht, einen Witz zu machen, Sinjun. Setz dich wieder hin, bevor Colin nervös wird.«
Sinjun setzte sich.
Douglas fuhr fort: »Nun, es tut mir Leid, Gray. Ich muss alles zurücknehmen. Ich habe mich geirrt. Ich kenne London. Ich weiß, wie die Mühlen des Klatsches mahlen. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden wird es heißen, dass du jede Jungfrau von hier
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