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Scharade der Liebe

Titel: Scharade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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übel riechenden Sack über dem Kopf. Als sie versuchte, ihn wegzureißen, stellte sie fest, dass ihre Hände auf dem Rücken gefesselt waren. Sie bekam keine Luft, und sie war hilflos. Sie keuchte und strampelte.
    »Halt still«, sagte jemand. »Halt einfach still.«
    Sie strampelte weiter und wimmerte, weil sie dachte, sie müsse sterben.
    Sie hörte, wie der Mann fluchte. Der Sack wurde ihr vom Kopf gezerrt, und sie atmete begierig die frische Luft ein. Schließlich öffnete sie die Augen.
    Sie saß in einer Kutsche, die rasch dahinrumpelte. Seltsam, dass ihr das zuvor nicht aufgefallen war.
    »Nun, liebe Winifrede, da bist du ja wieder. Ich habe ganz vergessen, dass du es nicht erträgst, eingesperrt zu sein. Nein, beweg dich nicht, sonst muss ich dir wehtun. Vielleicht ziehe ich dir ja auch wieder den Sack über den Kopf und höre zu, wie du nach Luft ringst.«
    Sie starrte Arthur Kelburn, Lord Ryes ältesten Sohn, an. Sie hatte ihn seit gut drei Monaten nicht gesehen. Und sie wünschte, sie hätte ihn noch weitere dreißig Jahre nicht zu Gesicht bekommen.
    »Warum?«, fragte sie.
    Er schenkte ihr seinen besonderen grüblerischen, dunkeläugigen Blick, der die meisten Mädchen vor Entzücken in Ohnmacht fallen ließ. Seine Haare waren tiefschwarz und lang und ringelten sich leicht im Nacken, wobei ihm eine dicke Locke romantisch über die Stirn hing. Er war genauso alt wie Gray, aber damit war die Ähnlichkeit zwischen den beiden Männern auch schon erschöpft. Arthur verdiente seinen Adelstitel keineswegs. Wenn er lange genug lebte, würde er ein noch größerer Tunichtgut als sein Vater werden.
    »Warum?«
    Er saß ihr gegenüber und betrachtete sie. Seine Hände lagen auf den Knien. Sein dunkler Blick wurde noch intensiver. Womöglich übte er ihn vor dem Spiegel.
    »Als ich jung war«, sagte er schließlich, »hielt ich dich für das dünnste und hässlichste kleine Mädchen, das ich jemals gesehen habe. Mein Vater hat immer nur gelächelt und gesagt: >Wart's nur ab, mein Junge, wart's nur ab.< Ich habe abgewartet, Winifrede. Und jetzt bist du achtzehn -fast neunzehn, sagte mir mein Vater -, eine erwachsene Frau, und ich muss sagen, mein Vater hatte Recht. Du bist ganz reizend geworden.
    Ich bin ein erwachsener Mann und bereit zum Heiraten. Mein Vater und ich hatten beschlossen, dass er dich heiraten würde. Alles war schon besprochen. Wir wussten, dass diese hirnlosen alten Damen dich nach London gebracht hatten. Wir wussten sogar, wo du warst. Sir Henry wollte dich zurückholen. Ich sagte zu meinem Vater, dass du mich ihm sicher vorziehen würdest, und wenn du erst einmal wüsstest, dass ich dich heirate, dann würdest du sicher aufhören, dich dagegen zur Wehr zu setzen. Mein Vater willigte ein.
    Und dann kam Sir Henry nach Folkstone und teilte uns mit, dass du morgen früh irgend so einen verdammten Baron ehelichen willst.«
    Er beugte sich vor, so dass seine Knie die ihren berührten.
    »Du wirst diesen verdammten Baron nicht heiraten, Winifrede. Du wirst mich heiraten. Wir sind auf dem Weg zur Grenze. Wir brauchen mindestens fünf Tage, um dort hinzukommen und zu heiraten. In der Zwischenzeit wirst du wahrscheinlich schon schwanger von mir sein.«
    »Hat dein Vater wirklich geglaubt, ich würde dich ihm vorziehen?«
    »Nun ja, Damen haben es gern, wenn Männer um sie kämpfen. Es schmeichelt ihrer Eitelkeit. Nun, mein Vater fand, es sei den ganzen Ärger nicht wert, dich ins Bett zu bekommen, und so hat er dich mir übergeben. Er sagte mir, du seist stur und aufsässig und habest viel zu viel Widerspruchsgeist für eine Frau. Man könne dir nicht trauen, und dir den Hof zu machen sei vergeudete Zeit. Er erinnerte mich daran, was geschah, als dein Stiefvater dich in deinem Zimmer eingesperrt und gedacht hatte, er hätte deinen Willen gebrochen und du würdest jetzt tun, was er verlangte. Er gab mir den Rat, dich zu beherrschen, weil das der einzige Weg sei, mit dir fertig zu werden. Mein Vater ist ein alter Mann - er hört es zwar nicht gern, wenn ich das sage, aber es stimmt. Er hat vergessen, wie es ist, einer jungen Unschuld wie dir Benehmen beizubringen.«
    »Mein Verlobter wird dich töten.«
    Arthur lachte. »Das würde er vielleicht gern, aber er wird es nicht wagen. Er ist ein Nichtsnutz, ein Dandy. Ich würde ihn über den Haufen schießen, und das weiß er auch. Ich bin berühmt wegen meiner Treffsicherheit.
    Nein, dein Baron wird mit den Zähnen knirschen, weil er deine sechzigtausend Pfund

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