Scharade der Liebe
Bist du trächtig? Trägst du zukünftige Rennkatzen in dir?«
Eleanor leckte sich.
Gray lachte. Während er über die dunkle Treppe in sein Schlafzimmer ging, fragte er sich, wie das alles nur so plötzlich gekommen war. Es war sicherlich nicht zu erwarten gewesen, dass ein Mann auf einmal eine Frau hatte, die kurz vorher noch Jack der Kammerdiener gewesen war und sein Pferd hatte stehlen wollen.
Er musste morgen zu Jenny gehen. Ihre köstlichen Apfelkuchen mit Sahne würden ihm wirklich fehlen.
14
»Ein Kammerdiener? Dieses Mädchen hat dich zur Hochzeit gezwungen, indem sie einen Kammerdiener spielte und so tat, als wolle sie Durban stehlen, weil sie wusste, dass du nach Hause kommen und sie überraschen würdest?«
Gray versuchte, nicht zu lachen, aber es war ihm unmöglich. »O Jenny, sie hatte keine Ahnung, dass sie mich nach all dem heiraten musste. Nein, und sie hatte auch nicht vor, von mir gesehen zu werden. Und ich habe sie gewürgt, ihr eine Rippe zerschmettert, ihr einen Kinnhaken verpasst und sie ins Stroh geschleudert.
Nun komm schon, ich versuche dir doch nur zu erklären, wie es dazu gekommen ist. Jack ist eine gute Wahl. Sie passt zu mir, du wirst sehen.«
»Hast du mit ihr geschlafen?«
Eine impertinente Frage, aber er ließ sie durchgehen. »Nein, Jenny, und das werde ich auch nicht, bis wir verheiratet sind.«
Seine Geliebte ging im Zimmer auf und ab. Sie trug ein reizendes grünes Musselinkleid, das die hübsche Wölbung ihrer Brüste betont hätte, wenn sie nicht eine Schürze darüber getragen hätte. Auf der Schürze waren Fettflecken. Es war beinahe Essenszeit. Er schnupperte. Anscheinend gab es gebratenes Lamm.
»Nun gut«, sagte Jenny schließlich, schnupperte ebenfalls und war in Gedanken offenbar schon wieder in ihrer Küche. »Du wirst sie heiraten. Ich wusste ja, dass du irgendwann heiraten musst, um einen Erben zu bekommen. Das war zu erwarten. Ich glaube jedoch, dass zwei Wochen ausreichen sollten. Dann wird sie dich langweilen, und du kommst zu mir zurück. Ich werde für zwei Wochen nach Bath fahren und mich an der römischen Heilquelle erholen. Und jetzt gibt es etwas zu essen, Mylord. Gebratenes Lamm mit meiner speziellen Minzsoße.«
Während er Jennys köstliches gebratenes Lamm mit ihrer speziellen Minzsoße aß, stellte er fest, dass er noch nie in Erwägung gezogen hatte, eine Ehefrau und eine Geliebte zugleich zu haben. Bei den meisten Männern war das so, aber jetzt, wo er vor der Entscheidung stand, war ihm klar, dass er es nicht so handhaben würde. Es war einfach nicht richtig. Ein Mann gab sein Wort und hielt es. So einfach war das. Sein Vater hatte zahlreiche Geliebte während seiner Ehe mit Grays Mutter gehabt, und es war für niemanden ein Geheimnis gewesen, weder für seine Mutter noch für Gray.
Er dachte immer noch über Ehefrauen und Geliebte nach, während er von Jennys reizender Wohnung in der Candlewick Street zurück zum Portman Square ging. Der Himmel war bewölkt, aber es regnete nicht.
Er dachte an seine Mutter, und der vertraute Schmerz schnürte ihm die Kehle zu. Plötzlich hatte er ihr Gesicht vor Augen, ihr Gesicht, wie es ausgesehen hatte, als er acht Jahre alt gewesen war. Er sah, wie sie in die Eingangshalle blickte, wo sein Vater eine andere Frau küsste und ihr die Brüste streichelte, so dass alle es mitbekamen. Er sah die Tränen, die über ihre Wangen rannen, den Schmerz in ihren schönen Augen. Er schüttelte den Kopf. Er hasste diese Erinnerungen, weil er sie nicht beherrschen konnte. Sie tauchten unvermutet auf und drückten ihn nieder, und dann verschwanden sie wieder.
Nein, das würde er Jack niemals antun. Wenn er erst einmal verheiratet war, würde er sein Gelübde halten. Es war seltsam gewesen, dass er dieses Mal bei Jenny nicht die leiseste Spur von Verlangen empfunden hatte. Das gebratene Lamm war allerdings köstlich gewesen.
Gray erinnerte sich daran, eine Werbung für einen neuen Herd gesehen zu haben, der angeblich so modern war, dass er alles konnte, außer das Fleisch selbst zu begießen. Er würde diesen Herd für Jenny kaufen. Und er würde sich nach einem anderen Beschützer für sie umsehen, wenn sie es wollte, nach einem Gentleman, der ihre Kochkünste genauso schätzte wie Gray.
Pfeifend und seinen Stock schwingend, stieg er die Stufen zu seinem Stadthaus hinauf. Die Haustür flog auf, und Quincy, mit beiden Tanten im Schlepptau, rief: »Mylord, Jack ist weg!«
Jack bekam keine Luft. Sie hatte einen
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