Scharade der Liebe
sie kein Messer bei sich hatte.
Beherzt sagte er: »Ich wusste gar nicht, dass auch deine Brüste erröten können.«
Sie blickte an sich herunter, erbleichte und schleuderte ihren Schuh nach ihm.
Er lachte einfach nur, packte sie bei den Armen und trug sie zu dem großen Bett, von dem Douglas geschwärmt hatte. Ihr Kleid, das sie immer noch an sich gepresst hielt, ließ er ihr.
»Beweg dich nicht«, sagte er über die Schulter. »Ich mache dich jetzt sauber. Nein, Jack, jetzt tu nicht so jungmädchenhaft, ich habe dich vier Tage lang gewaschen, und zwar so oft, dass ich es am Schluss blind hätte tun können.« Während er redete, goss er warmes Wasser in eine Schüssel, warf ein Stück Jasminseife hinein und ergriff einen weichen Lappen. Als er fertig war, drehte er sich um.
Jack war weg.
Sein erster wahnsinniger Gedanke war, dass Lord Rye
seine Meinung geändert hatte, irgendwie ins Zimmer gelangt war und sie entführt hatte. Aber nein, das war völlig unmöglich. Er hatte die Tür von innen verriegelt. Er verlor langsam den Verstand.
»Jack?«
Kein Laut.
Eine Minute später fand er sie, unter dem Bett.
Fünfzehn Minuten später blickte sie ihn immer noch nicht an. Eingehend studierte sie die Stickerei auf der weichen grünen Überdecke.
»Genug ist genug, Jack. Wie ich dir bereits sagte, ist das Bluten ganz normal. Du hast keinen Grund, deswegen besorgt oder verlegen zu sein. Es wird nie wieder Vorkommen. Ich habe dir gesagt, dass es mir Leid tut. Du führst dich albern auf. Hör jetzt auf damit!«
Schließlich war sie wieder sauber - dank ihm sie trug ihr Nachthemd - dank ihm - und darüber einen hübschen, pfirsichfarbenen Morgenmantel - ebenfalls dank ihm. Er seufzte. Offensichtlich hatte sie nicht vor, ihm für seine Aufmerksamkeiten zu danken.
»Wir essen hier, wenn es dir recht ist.«
»Es ist noch hell, und ich trage schon mein Nachthemd, als sei ich bettlägerig. Das ist nicht richtig.«
»Wenn du dich anziehen willst, könnten wir noch ein wenig durch den Ort spazieren.«
»Andererseits wird es gleich schon dunkel.«
»Ja, und heute ist nur Viertelmond. Bei so wenig Licht würden wir nicht viel vom Ort und der Umgebung sehen.«
»Äußerst treffend. Aber immerhin sieht der Mond hübsch aus.«
»Ja. Douglas sagte mir, Alexandra habe vor allem das Bett bewundert.«
Endlich schenkte sie ihm ihre Aufmerksamkeit. Sie sah ihn an. »Es ist mir peinlich gewesen, Jack. Ich musste hier auf dem Rücken liegen und die Beine spreizen. Und dann hast du mich angesehen und mich abgewischt wie ein Pferd.«
Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Ich musste dich doch sauber machen, Jack. Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Es tut mir Leid. Ich wollte nur sichergehen, dass ich dich nicht verletzt hatte. Dass nichts gerissen ist. Das kommt manchmal vor.«
»Falls etwas gerissen sein sollte, dann wäre das wirklich übel, Gray. Mir tut der ganze Bauch weh.«
Sie meinte es völlig ernst. Sie rieb sich über den Bauch. Er lachte. Er dachte an Ryder Sherbrookes Geheimnis für eine erfolgreiche Ehe und lachte - bis sie mit ihrer Haarbürste nach ihm warf. Er hob sie auf und legte sie auf den Schminktisch.
Dann trat er zum Bett, nahm sie in die Arme und sagte: »Ich verspreche dir, beim nächsten Mal brauchst du nicht in einer schwankenden Kutsche auf meinem Schoß zu sitzen. Es tut mir Leid, Jack, es war nicht richtig von mir. Es war sogar äußerst falsch. Ich muss den Verstand verloren haben.« Er musterte sie prüfend. »Weißt du, wenn du nicht so schön und köstlich wärst, dann hätte ich mich zurückhalten können.«
»Ich bin nicht schön, und ich bin ungefähr so köstlich wie eine grüne Erdbeere. Du sagst das nur, weil du dich schuldig fühlst. Und typisch Mann - du versuchst es so aussehen zu lassen, als sei es meine Schuld gewesen, dabei bin ich völlig unschuldig.«
»Du hast Recht. Aber so ganz unschuldig warst du auch nicht. Und ich fühle mich noch schuldbewusster, weil es mir so großartig geht, befriedigt, männlich und zufrieden mit dem Leben. Männer sind ziemlich geradlinige Geschöpfe, und es erstaunt uns immer wieder, dass Frauen so zart und leicht zu erschrecken und vor allem so eng innen sind.«
Sie löste sich von ihm und sah ihn fasziniert an. »Du meine Güte, hast du das jetzt wirklich gesagt?«
»Ja«, erwiderte er und küsste sie, »das habe ich. Ah, hier kommt unser Abendessen. Ich hatte ganz vergessen, dass ich bereits bestellt hatte. Wenn du willst,
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