Scharade
hat ihn um den Verstand gebracht. Sonst hätte er niemals auch nur die Hand gegen sie erhoben.«
»Was hat ihn dann dazu bewogen, ihr Herz zur Transplantation freizugeben?« fragte Cat.
»Das... das habe ich ihn auch gefragt. Einige Familienangehörige waren damit nicht einverstanden. Paul sagte...« Ihre Stimme brach ab.
»Was? Was sagte er?«
»Er sagte: Für das, was sie getan hat, hat sie es verdient, daà ihr das Herz aus dem Leib geschnitten wird.«
Alex warf Cat einen bedeutungsvollen Blick zu. »Und nun kann er nicht mit dem Wissen leben, daà Judys Herz weiterhin schlägt.«
»Mein Bruder hat Ms. Delaney nicht belästigt oder bedroht«, entgegnete Mrs. Dunne barsch. »Da bin ich mir ganz sicher. Er würde keinen anderen für die Sünden seiner Frau
und ihres Liebhabers bestrafen.« Sie erhob sich. »Es tut mir leid, aber ich muà bald zur Arbeit.«
Auch Cat stand auf und ergriff ihre Hand. »Wenn Sie wissen, wo Ihr Bruder ist, bitte sagen Sie es uns.«
»Nach dem Gerichtsverfahren in Houston ist er abgetaucht«, sagte Alex. »Warum, er ist doch freigesprochen worden?«
»Seinen Töchtern zuliebe. Er wollte ihnen die Schande ersparen.« Sie warf einen Blick über die Schulter zu einem offenen Fenster zur Veranda. »Sie leben bei meinem Mann und mir. Wir haben die gesetzliche Vormundschaft.«
»Kommt Paul sie hin und wieder besuchen?«
Sie zögerte. »Manchmal.«
»Wovon lebt er?« Ihre ausbleibende Antwort hielt Alex nicht davon ab, weiterzufragen. »Gab es längere Phasen, in denen Sie nicht gewuÃt haben, wo er sich aufhielt? Könnte es sein, daà er längere Reisen unternommen hat?«
»Bitte, sagen Sie es uns, wenn Sie etwas wissen«, drängte Cat. »Es könnten Menschenleben gerettet werden. Meines und seines. Bitte.«
Mrs. Dunne setzte sich wieder, lieà den Kopf sinken und fing an zu weinen. »Mein Bruder hat solches Leid erlebt. Als er Judy umbrachte â und er hat es getan, auch wenn er freigesprochen wurde â, starb er dabei selbst. Er ist noch immer sehr durcheinander. Aber was Sie ihm da anlasten, ist so schrecklich, daàâ«
»Ist er in letzter Zeit in San Antonio gewesen?«
Sie zuckte die Achseln. »Das weià ich nicht. AusschlieÃen kann ich es aber nicht.«
Cat und Alex sahen einander an; sie wähnten sich auf der richtigen Fährte.
»Aber er ist neulich hier gewesen«, fügte Mrs. Dunne hinzu.
»Er ist hier? Im Haus?«
»Nein. Er ist in Fort Worth.«
»Können wir ihn sehen?«
»Bitte fragen Sie mich das nicht. Können Sie ihn denn nicht in Frieden lassen?« Sie schluchzte. »Tag für Tag muà er mit seiner Tat leben, bis an sein Ende.«
»Was, wenn er Ms. Delaney etwas antun will? Könnten Sie damit leben?« fragte Alex sie.
»Er wird ihr nichts tun.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Ich weià es.« Sie nahm ihre Brille ab und wischte sich die Tränen aus den Augen. Dann setzte sie auf sehr würdevolle Art die Brille wieder auf und erhob sich von ihrem Stuhl. »Wenn Sie ihn unbedingt sehen wollen, dann kommen Sie mit.«
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Bereits von auÃen wirkte das Gebäude unheimlich. Die meisten Fenster waren vergittert. Sie muÃten eine Reihe von Sicherheitsüberprüfungen über sich ergehen lassen, ehe sie die Station betreten durften.
»Ich weià nicht, ob das eine so gute Idee ist.« Der Psychiater schüttelte skeptisch den Kopf. Sie hatten ihm bereits erklärt, worum es ging, und hatten um Erlaubnis gebeten, mit Paul Reyes sprechen zu dürfen. »Meine Analyse ist noch nicht abgeschlossen. Sie werden verstehen, daà für mich das Wohlergehen des Patienten an erster Stelle steht.«
»Ihr Patient ist aber möglicherweise in drei Morde verwikkelt«, sagte Alex.
»Aber solange er hier in Behandlung ist, kann er Ms. Delaney nichts tun. Und morgen ganz sicher nicht.«
»Wir müssen herausfinden, ob Reyes hinter den Briefen steckt.«
»Oder nicht.«
»Exakt, denn dann scheidet er als möglicher Täter aus.«
»Sie sind nicht mehr bei der Polizei, Mr. Pierce, das habe
ich doch richtig verstanden, oder? Welche Legitimation haben Sie also?«
»Absolut keine.«
»Wir wollen ihn nur sehen und ihm einige Fragen stellen«, sagte Cat zum Arzt. »Und wir wollen sehen, wie er
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