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Scharade

Scharade

Titel: Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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einzukaufen und bei ihm zu Hause gemeinsam zu kochen, hatte sie zugestimmt, wenngleich eher aus Gleichgültigkeit. Er spürte ihr Bedürfnis, nachzudenken, und hatte ihr kein Gespräch aufgedrängt.
    Sie nippte an ihrem Glas, legte seufzend den Kopf zurück und schaute hinauf in den violetten Himmel. »Ich kann noch gar nicht glauben, daß es vorüber ist. Eigentlich hatte ich ein großes Gefühl von... Erleichterung erwartet. Ich bin ja auch froh, nur... ich muß immer wieder daran denken, wie er mich angeschrien hat.«
    Â»Er kann seine Drohungen nicht wahr machen, Cat. Es gibt keinen Grund, dich noch zu fürchten. Nach dem, was wir heute gehört haben—was einem Geständnis gleichkam—, wird Paul Reyes diese Anstalt nie wieder verlassen.
    Die Staatsanwaltschaft wird seine Aktivitäten in den letzten Jahren überprüfen. Ich vermute, daß sie dabei herausfinden werden, daß sich sein Weg mit dem der verstorbenen Herzempfänger gekreuzt hat.
    Im Falle einer Anklage wird er wahrscheinlich für schuldunfähig erklärt und in die Psychiatrie eingewiesen werden. Doch wenn er vor Gericht kommt, erhält er mit Sicherheit lebenslänglich. So oder so — du hast nichts mehr von ihm zu befürchten.«
    Â»Ich habe eigentlich keine Angst vor ihm, Alex. Eher Mitleid. Er muß sie unvorstellbar geliebt haben.«
    Â»So sehr, daß er ihr den Schädel eingeschlagen hat?«
    Â»Ja, genau.« Sie gab ihm eine ernstgemeinte Antwort auf seine ironische Frage. »Als er seine Hand auf mein Herz
legte, sah ich mehr Leid als Haß in seinen Augen. Die Untreue seiner Frau hat ihn zerbrochen. Er war nicht er selbst, als er zum Baseballschläger griff. Er hat sie zwar umgebracht, aber er liebt sie noch immer und trauert um sie. Vielleicht hat er deshalb –«
    Â»Was?«
    Â»Ach, nichts. Es ist zu verrückt.«
    Â»Sag’s mir trotzdem.«
    Â»Vielleicht hat er deshalb die Zustimmung zur Entnahme ihres Herzens gegeben. Er wollte sie umbringen, aber er wollte sie nicht wirklich töten.«
    Â»Aber warum hat er dann drei Menschen ins Jenseits befördert, damit ihr Herz aufhört zu schlagen?«
    Sie lächelte etwas zerknirscht und zuckte mit den Achseln. »Das weiß ich auch nicht. Ich habe doch gesagt, daß es verrückt ist.«
    Er schwang die Füße von der Liege und setzte sich auf. »Weißt du, was? Sie hätten sehr gut auch bei der Polizei sein können, Cat Delaney, bei diesen Schlußfolgerungen, die du so liebend gerne anstellst.« Er blickte ihr tief in die Augen. »Ich bin froh, daß du es jetzt überstanden hast.«
    Sie holte tief Luft und atmete langsam aus. »Ich auch.«
    Â»Wollen wir was essen?«
    Â»Ich verhungere.«
    Das Essen würde ihrem knurrenden Magen guttun. Sie wünschte nur, sie könnte die Erinnerung auslöschen. Die Szene in der psychiatrischen Klinik würde sie noch lange verfolgen.
    Mrs. Reyes-Dunne war zutiefst verstört gewesen. Unter Tränen hatte sie ihre Lüge bezüglich der Zeitungsausschnitte zugegeben. Sie hatte sie nicht zum erstenmal gesehen.
    Â»Ich wollte Pauls Wäsche waschen, und da habe ich sie in seinem Koffer gefunden«, sagte sie. »Damals habe ich mich gefragt, woher er die hatte. Immerhin waren es Zeitungen
aus einem anderen Bundesstaat. Aber ich habe ihn nie daraufhin angesprochen. Je weniger über Herzverpflanzungen geredet wurde, desto besser.
    Wissen Sie, einige aus unserer Familie waren ebenso entsetzt darüber, daß er Judys Herz freigegeben hat, wie über die Tatsache, daß er sie umgebracht hat. Manche waren der Meinung, sie hätte es nicht anders verdient. Machismo, verstehen Sie?«
    Cat und Alex nickten.
    Â»Er hat seine Frau beim Ehebruch erwischt, also hatte er das Recht, sie umzubringen. Aber zu erlauben, daß ihre Organe entnommen werden, und ihren Leib nicht intakt zu begraben, das verstieß gegen die Gebote des Glaubens und unserer Tradition. Manchmal denke ich, wenn ich etwas gesagt hätte, wenn ich ihn auf die Ausschnitte angesprochen hätte, wäre das alles nicht passiert.
    Wäre mir früher klargeworden, wie krank mein armer Paul ist, wären diese Menschen vielleicht noch am Leben. Ich weiß, was ihn dazu gebracht hat, seine Judy zu töten, aber ich kann nicht glauben, daß mein Bruder kaltblütig fremde Menschen umgebracht hat.«
    Â»Er hat in ihnen immer

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