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Scharade

Scharade

Titel: Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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»Was ist damals geschehen, Alex? Warum hast du den Dienst quittiert?«
    Â»Das hat Spicer dir doch schon erzählt. Ich habe jemanden erschossen.«
    Â»Ich nahm an, das sei in Ausübung deines Dienstes geschehen...«
    Er wartete lange, ehe er etwas sagte. Nun war jeder seiner Muskeln angespannt. »Das stimmt. Aber es war ein Kollege.«
    Kein Wunder, daß es ein düsterer Fleck auf seiner Vergangenheit war. Polizisten untereinander waren eine verschworene Gemeinschaft. »Möchtest du darüber reden?«
    Â»Nein. Aber ich werde es trotzdem tun.«
    Â 
    Â»Hunsaker hier. Was gibt’s?«
    Â»Lieutenant, hier spricht Baker.«
    Â»Wie spät ist es?«
    Er knipste die Lampe auf dem Nachttisch an. Mrs. Hunsaker murmelte etwas und vergrub sich tiefer in die Kissen. Er hatte nicht geschlafen. Das Chili vom Abendessen brannte ihm ein Loch in den Magen, und die sechs Dosen Bier, die er dazu getrunken hatte, taten ihr übriges. Er hatte gerade aufstehen und was für den Magen einnehmen wollen, als das Telefon geklingelt hatte.
    Â»Entschuldigen Sie den späten Anruf«, hatte sein Untergebener gesagt. »Aber Sie sagten, ich solle mich bei Ihnen melden, sobald ich den Bericht beendet habe.«
    Baker war ein Neuling, noch grün hinter den Ohren und fast unerträglich pflichtbewußt. Er ging an jeden noch so mickrigen Auftrag heran, als handelte es sich um eine Nachforschung hinsichtlich der Ermordung von John F. Kennedy.
    Â»Welcher Bericht?« Hunsaker rülpste.
    Â»Der über Cat Delaneys Freund. Sie gaben mir eine Liste
mit Namen, die ich checken sollte. Tja, und damit bin ich jetzt durch und wollte wissen, ob ich die Akte auf Ihren Schreibtisch legen soll oder nicht?«
    Â»Heiliger Strohsack, tut mir echt leid, Baker. Hab ganz vergessen, es Ihnen zu sagen. Der Fall hat sich erledigt.«
    Â»Oh. Tatsächlich?« Die Enttäuschung war ihm deutlich anzuhören.
    Â»Ja. Ms. Delaney hat am Abend angerufen. Sie hat den Kerl, der ihr die Briefe geschickt hat, aufgetrieben. In einer Klapsmühle in Fort Worth. Er hat alles gestanden. Ich habe den Wachposten abgezogen, aber vergessen, Sie auch zu benachrichtigen. Na, wenigstens können Sie’s als Überstunden anrechnen, was?«
    Â»Stimmt.«
    Hunsaker rülpste erneut. Er mußte pinkeln. »Noch was, Baker?«
    Â»Nein... na ja...«
    Â»Raus damit, Mann.«
    Â»Es ist schon irgendwie... ironisch, schätze ich, ist das richtige Wort. Das mit dem Schriftsteller. Pierce.«
    Und als Baker berichtete, was er herausbekommen hatte, fand Hunsaker auch, daß dies eine Ironie des Schicksals war. Oder besser gesagt: Es war höchst alarmierend.
    Â»Heiliger...« Er wischte sich übers Gesicht. »Rühren Sie sich nicht vom Fleck, Baker. Ich bin in zwanzig Minuten bei Ihnen.«
    Â 
    Â»Wenn es schmerzlich für dich ist, darüber zu reden, Alex, dann mußt du es nicht tun.«
    Â»Ich möchte nicht, daß du es für schlimmer hältst, als es ist. Es ist auch so schon schlimm genug.«
    Er brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. »Wir waren damals einem Drogenring auf der Spur. Seit Jahren wollten wir die Burschen dingfest machen, aber irgendwie
schienen sie uns immer einen Schritt voraus zu sein. Einige Male sind sie uns buchstäblich durchs Netz geschlüpft. Wir stürmten ihr Lager, aber sie waren kurz zuvor abgehauen.
    Schließlich erhielten wir einen zuverlässigen Tip und mußten rasch handeln. Wir setzten eine Razzia für den vierten Juli fest, weil wir davon ausgingen, daß sie am Nationalfeiertag niemals damit rechnen würden.
    Die Operation war so geheim, daß nur die unmittelbar daran Beteiligten davon wußten. Wir waren alle nervös, freuten uns aber darauf, diese Bastarde endlich zu schnappen.
    Wir trafen bei der besagten Adresse ein. Dieses Mal waren sie völlig ahnungslos. Wir sind rein ins Haus und haben sie überrumpelt.
    Ich lief den Flur hinunter zu den Schlafzimmern, trat eine der Türen ein und stand plötzlich einem der Kerle gegenüber. Er war mein Partner gewesen, damals in meinem ersten Jahr bei der Polizei. Schwer zu sagen, wer von uns beiden überraschter war.
    Ich sagte: ›Was, zum Teufel, machst du denn hier? Du bist doch gar nicht für den Einsatz eingeteilt.‹ Und er sagte: ›Ja, stimmt. War ich nicht.‹
    Plötzlich begriff ich, was er hier tat. Und im selben Moment zog er

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