Scharade
seine Waffe. Ich lieà mich fallen, rollte mich ab und zielte. Nicht auf meinen ehemaligen Partner, nicht auf einen Mann, den ich für meinen Freund gehalten hatte, sondern auf einen Verräter, einen lausigen Crack-Dealer. Ich schoà ihm in den Kopf.«
Cat konnte fühlen, wie sich seine Brust an ihrem Rücken heftig hob und senkte, wie schnell sein Herz pochte; und sie wuÃte, wie schwer es ihm fiel, darüber zu reden.
»Du hattest keine andere Wahl, Alex.«
»Ich hätte ihn nicht erschieÃen müssen. Hätte ihn anschieÃen und kampfunfähig machen können. Aber ich habe ihn erschossen.«
»Er hätte dich umgebracht.«
»Vielleicht. Wahrscheinlich.«
»Man hat dir doch deswegen sicherlich nichts angehängt, oder?«
»Offiziell kam es nie zu einer Anschuldigung. Razzien wie diese gehen eben manchmal schief. Manchmal passieren Dinge, mit denen niemand rechnen konnte. Aber da war ein toter Cop, und ich hatte ihn erschossen. Wenn was schiefläuft, muà ein Sündenbock her.
Also lieà das Department verkünden, es handle sich bei dem Opfer um einen Undercover-Agenten, den ich aus Versehen für einen der Drogendealer gehalten und erschossen habe, ehe er sich ausweisen konnte.«
»Aber das war doch total unfair!«
»Sie haben nur den eigenen Arsch gerettet. Sie wollten nicht, daà bekannt wird, daà jemand von der Houstoner Polizei ein Drogendealer war. Und so bekam er ein Staatsbegräbnis wie ein Held, einundzwanzig Schuà Salut und den ganzen Bahnhof.«
»Warum hast du dich nicht gewehrt?«
»Warum? Weil es sich so angehört hätte, als würde ich lügen, um einen Fehler zu vertuschen. Mein Wort hätte gegen das meiner Vorgesetzten gestanden. AuÃerdem hatte der Kerl eine Frau. Sie war schwanger mit dem ersten Kind. Wenn ich die Wahrheit gesagt hätte, hätte ich nicht nur einen Polizisten mit ScheiÃe beworfen, sondern sie gleich mit. Aber sie wuÃte nichts von dem Nebenjob ihres Mannes.«
»Woher weiÃt du das?«
»Ich weià es eben. AuÃerdem hat sie nie einen Versuch unternommen, an das von ihm gebunkerte Drogengeld heranzukommen. Es blieb in einem BankschlieÃfach, während sie mit dem Baby zurück zu ihrer Familie nach Tennessee ging.«
Cat drehte sich um und sah ihn an. Liebevoll berührte sie
seine Narbe an der Augenbraue. »Es tut mir so leid, Alex. Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen.«
»Ich auch«, sagte er mit grimmigem Lächeln. »Kannst dir sicher vorstellen, daà danach ein SpieÃrutenlaufen anfing. Es fiel mir jeden Tag schwerer, zur Arbeit zu gehen. Diejenigen meiner Kollegen, die es nicht besser wuÃten, verachteten mich. Und die anderen waren miÃtrauisch mir gegenüber, weil sie nie wissen konnten, ob ich nicht irgendwann doch den Mund aufmachen würde. So oder so â ich war ein AusgestoÃener. Meine Karriere war vorbei. SchlieÃlich gab ich ihnen das, was sie wollten â meine Marke.«
»Deine erste Karriere war vorüber«, korrigierte sie. »Aber dann hast du angefangen, tolle Krimis zu schreiben.«
Nun verstand sie, weshalb seine Bücher ein derart tristes und schonungsloses Bild des Polizeialltags zeichneten. Seine Helden muÃten sich mit korrupten Politikern und kriminellen Cops abplagen, zumeist unter groÃem persönlichen Einsatz.
Sie küÃte seine Brust. Er faÃte ihr ins Haar und zog ihren Kopf sanft zu sich her. »Das Leben ist hart, aber ungerecht, stimmt, aber manchmal belohnt es einen auch.«
»Zum Beispiel womit?« fragte sie verführerisch.
»Zum Beispiel mit dir.« Er zog sie hoch und küÃte sie.
Â
Cat schreckte aus dem Schlaf, so als habe jemand ihren Namen gerufen.
Mehrere Augenblicke lang lag sie angespannt und reglos da und lauschte. Doch alles, was sie vernahm, war Alexâ gleichmäÃiger Atem. Ihr Körper entspannte sich. Sie räkelte sich in Alexâ warmer, beschützender Nähe.
Sie rief sich Szenen ihres Liebesaktes in Erinnerung und errötete wegen ihrer Schamlosigkeit. Bei ihm hatte sie alle Hemmungen abgelegt. Sie fühlte sich frei, ihre sexuellen Wünsche auszudrücken... und es war groÃartig.
Sie schaute in sein schlafendes Gesicht. Es wirkte jetzt gelöster als vorher, das scheinbar eingravierte Stirnrunzeln war verschwunden. Ebenso der ernste Zug um seinen Mund. Im Schlaf
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