Scharade
noch Freunde? Können Sie mir wegen Melia vergeben?«
Sonderbar, wie rasch eine lebensgefährliche Erfahrung alles in einer neuen Perspektive erscheinen lieÃ. Die wirklich wichtigen Dinge wurden dadurch klarer. »Ich war wütend und enttäuscht von Ihnen. Aber es steht mir nicht zu, Sie zu verurteilen. Natürlich sind wir immer noch Freunde.«
Plötzlich fiel ihr auf, daà es eigenartig war, daà er ebenfalls zu ihr gekommen war. »Was hat Sie denn dazu bewogen, mich um diese Uhrzeit zu besuchen?«
Ehe er antworten konnte, kam Jeff zu ihnen und sagte, Hunsaker sei auf dem Weg. »Er sagte, er werde so schnell wie es geht hier sein.«
»Bleibt ihr noch solange da?«
Beide Männer stimmten zu. Cat bedankte sich und zog sich in ihr Schlafzimmer zurück.
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Dr. Dean Spicer legte den Plastikschlüssel auf die Kommode und verlieà sein Hotelzimmer.
Es war noch früh. Die Flure waren menschenleer. Er war allein im Fahrstuhl. Als er die Lobby durchquerte, sah er niemanden auÃer einen schläfrigen Mann an der Rezeption, der nicht mal hochschaute.
Kurz nach Mitternacht war erâaus Los Angeles kommend â in San Antonio eingetroffen. Er hatte versucht, Cat vom Flughafen aus anzurufen, doch es hatte sich nur der Anrufbeantworter gemeldet.
Er wollte ihr eine Nachricht auf Band sprechen, doch dann hatte er es sich anders überlegt, weil es möglich sein konnte, daà Pierce bei ihr war. Und er hatte sich die Peinlichkeit ersparen wollen, daà seine Stimme durch ihr Schlafzimmer hallte, während die beiden gerade miteinander schliefen.
AuÃerdem wuÃte er nicht, wie sie reagieren würde. Bei seinem letzten Anruf hatte sie einfach aufgelegt. Er hatte ihr berichtet, was er über Pierce in Erfahrung gebracht hatte, nämlich jenen tragischen Vorfall vom vierten Juli â der versehentlich erschossene Kollege; aber wenn es um Pierce ging, war Cat blind vor Liebe.
Aber welche Frau war das nicht?
So gesehen war es sogar besser, daà er sie telefonisch nicht
erreicht hatte. Er würde sie mit einem Besuch überraschen, auch wenn er das eigentlich nicht tun sollte. Immerhin war heute der Jahrestag ihrer Herzverpflanzung.
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Die StraÃe lag ruhig und verlassen in der Dunkelheit.
Zyk stellte seine Maschine im Schatten einer Lebenseiche am anderen Ende des Wohnblocks ab und richtete sein gesundes Auge auf Cats Haus.
Er kannte den Wagen in der Auffahrt â er gehörte diesem Pierce. Am Bordstein stand ein weiteres Auto geparkt. Hinter den Fenstern zur StraÃe brannte Licht.
»ScheiÃe.«
In letzter Zeit schien sich alles gegen ihn verschworen zu haben. Es wäre mehr als dumm, ausgerechnet jetzt in das Haus einzudringen, wenn ihr Bullenfreund bei ihr war.
Er überlegte, was er nun machen sollte, als ein Mann, den er noch nie gesehen hatte, die Haustür öffnete. Er sagte etwas nach hinten über die Schulter, trat auf die Veranda und schloà die Tür hinter sich.
Er schaute sich verstohlen um. Zyklop hielt den Atem an, blieb aber unbemerkt in seinem Versteck. Der Mann ging rasch zu Pierces Wagen und fuhr in die Garage. Kurz darauf kam er wieder heraus und schloà per Hand das schwere Garagentor. Dann eilte er zu dem Auto am Bordstein, klimperte mit den Schlüsseln, stieg ein und fuhr in die entgegengesetzte Richtung, aus der Zyklop gekommen war, davon.
Zyklop dachte nach. Er wuÃte natürlich nicht mit letzter Sicherheit, daà der Wagen in der Auffahrt auch tatsächlich Pierce gehörte, oder? Er hatte ihn lediglich damit fahren sehen. Vielleicht war es ja auch ihr Auto.
Durchaus möglich, daà sie neben Pierce noch eine Geschichte laufen hatte. Warum sonst sollte sich ein Kerl um diese Uhrzeit auf so heimlichtuerische Weise aus ihrem Haus stehlen? Wo der weg war â war sie jetzt allein?
Zyk lieà seine Maschine unter der Lebenseiche stehen und machte sich zu Fuà auf den Weg.
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Cat verspürte das dringende Bedürfnis, sich von Alexâ Berührung, seinem Geruch, seinem Sperma zu reinigen. Sie würde sicherlich noch Zeit für ein heiÃes Bad haben, ehe Hunsaker eintraf. Niemand konnte sagen, was dann geschehen würde.
Mit einem tiefen Seufzer lieà sie sich in das heiÃe Schaumbad sinken und stützte den Kopf auf den Wannenrand. Sie sehnte sich danach, ihrer Verzweiflung Raum zu geben. Doch sie durfte ihre Gefühle jetzt nicht an die
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